Warten auf den Warp-Antrieb
Sidekick: Auf die segensreichen Wirkungen von Pluto im Wassermann zu hoffen, ist schon auch ein bisschen wie Warten auf Godot. Kaum ist er drin, will man auch schon Veränderung. Ungeduld ist ja auch Wassermanns Domäne. Heute las ich in einer Facebook-Gruppe, wie jemand fragte, wann es denn endlich für Luft-Menschen besser liefe (was es jetzt ja eigentlich sollte, nahm man jedenfalls an). Oder ob Pluto vielleicht doch noch kritisch wäre? Da sich aktuell gefühlt alles noch verschärfen würde. Stimmt. Eine Antwort dort war: Nun, das sei nur eine Frage der Zeit. Der plutonische Warp-Antrieb käme schon noch, wenn er dann weiter ins Zeichen wandere. Das sehe ich anders. Zeit ja. Warp nicht wirklich. Pluto bleibt ja Pluto.
Und der geht in die Tiefe, nicht in die Höhe. Um den Mechanismus seiner paradoxen Effekte im Wassermann bei dieser Stippvisite bis September (und auch beim Daueraufenthalt ab November wieder) mal kurz zu durchleuchten: Der Tierkreis ist ja selbsterklärend, eine sehr logische Folge von Werden und Vergehen - ein Schritte-Zyklus, vom 1. Energie-Impuls über Manifestation in der Materie, Resonanz im Außen bis hin dazu, welche Kraft gesellschaftlich überhaupt bestimmend werden kann, die dann abgelöst und am Ende wieder aufgelöst wird. Widder bis Fische.
Nicht umsonst haben die Zeichen untereinander "Freundschaften" (Erde-Wasser und Feuer-Luft bzw. jeweils als Aspekte Sextile und Trigone) und "Gegnerschaften" bzw. Gegenpole (jedes Zeichen mit 2 Quadraten und einer Opposition). Genau darum sollte man sich (auch als Luft-Person) auf einen energetischen Warp-Drive, der nur konstruktiv ist, bei Pluto im Wassermann nicht unbedingt verlassen. Kann passieren oder auch nicht. Der Standort von Pluto ist ja verzwickt. Wieso?
Pluto ist nun mal der Herrscher-Planet des Skorpion, des "natürlichen" Spannungs-Zeichens zum Wassermann. Aber er wird ja nun nicht plötzlich selbst zu einem Luftplaneten, auch wenn ihn jetzt eine Weile Uranus beherrscht und er mehr als einen Tick uranischer daherkommen kann. Zwischen 8. und 11. Zeichen liegen allerdings immer noch die 90° - große Verspannungen thematisch. Was anzeigt, dass die Herrscher sich im jeweiligen Quadratzeichen nicht wirklich heimisch fühlen. Das heißt, Pluto befindet sich jetzt mundan eigentlich in Feindesland, weit weg von zuhause, wo er sonst zum Besten aller alle inneren Baustellen umgraben und das aufwühlen könnte, was an seelischer Ladung gerade so da ist und Transformationen braucht. Aber genau das, Trauma-Bergbau innerhalb von Bezügen, wird Aquarius leicht zu viel. Ich will da raus, sagt Wassermann/Uranus. Jetzt! Man kann sich die Folgen vielleicht so vorstellen, als würde auf einmal das Ungeheuer von Loch Ness versuchen, die Lüfte zu erobern. Das ist für alle Beteiligten nicht gerade angenehm, auch wenn es sehr powervoll wirken wird.
Nun schiebt also Pluto (natürlich nur in der Metapher einer Märchenfigur/des Archetyps) das, was er will und braucht, nach oben, in all diese luftigen, mentalen Bereiche des analytischen bis zerplitternden Bewusstseins hinein, die eigentlich gern rasant, dezentral und spontan handeln. Runter mit euch, heißt es da! Jetzt geht es erst mal ab ins Gefühlsleben! Darauf erfolgt zunächst mal ein uranischer Reflex: Keine Lust mehr. Bessere Idee. Cut. Wassermann. Das so durchzuziehen wie üblich, selbst wenn Situationen eigentlich von der Zeitqualität längst überholt sind und viele Situationen einen radikalen Schnitt brauchen, wird nun noch mal etwas schwieriger. Aber bleibt dadurch eben auch ein ganz großes Thema. Transformation UND Revolution? Geht das überhaupt? Wo das eine doch eher seelisch und das andere geistig ist?
Wassermann muss die Synergien finden. Schließt sich die Frage an: Was hält uns denn eigentlich im Wassermann davon ab, einfach neue Gesellschaften zu basteln und die dann schön und erfrischend kollektiv so auch zu leben? Einerseits, dass es gegenüber, im Löwen, immer Milliarden einzelner und sehr individueller Interessen gibt. Deshalb muss es ja überhaupt erst uranisch zu Gruppenbildungen kommen. Die sind aber - wie Pluto gerade symbolisiert - immens emotional aufgeladen. Im Tierkreis zeigen das generell schon die Anspannungs-Bereiche des Wassermann: Emotionale Verbindlichkeiten und seelische Konzepte, die massiv drücken, von der einen Quadratseite aus = Skorpion. Und Besitzbewusstsein und Abgrenzung wegen nötiger Existenz-Sicherung als anderes Quadrat vom Stier aus. Uranus dort bewegt sich ja gerade durch die Ebenen der irdischen Güter, Abgrenzungen, des Greifens nach Eigentum in jeder Form und persönlichen Grenzen.
Wodurch sich außerdem eine doppelte Spannung im fixen Themenkreuz konstelliert. Dabei würde Pluto im Quadratzeichen ja allein schon reichen: Aber sein natürlicher Gegenpol des sozial Venusischen wird auch noch von dessen Gegner (Uranus) kontaminiert. Pluto darf dann Oberflächlichkeit und zu schnelle Gedankenblitze erst akzeptieren, wenn er emotional von notwendigen Trennungen, Rebellionen oder kurzfristigen Veränderungen auch emotional überzeugt ist. Das kann dauern. Fix bedeutet auch: starrsinnig und mit langem Atem. Selbst im Wassermann. Deshalb spitzen sich oft auch Settings so sehr zu, dass man ins Neue springen muss. Geistig und von Gefühlen getrieben. Das fixe Kreuz ist immer existenziell. Und alle wollen überleben.
Genauso mag dieser Aquarius (als Plutos momentanes Mietobjekt) aber auch nicht wirklich all die Qualitäten, die da aus dem Wasser-Element plötzlich von Pluto eingeschleppt werden. Was dessen vorübergehendes Airbnb-Quartier im 11. Prinzip des Zodiak mit intensiven Gefühlen, Erblasten (auch geschichtlich) und Traumata konfrontiert, die noch aufgelöst werden sollen, aber nicht können, falls man damit in den windigen Höhen des Luftigen = Abstraktionen hängen bleibt. Immer wieder knallt es deshalb auch. Man hat vorher einen Abweig verpasst (als Pluto in dem - mit Skorpion befreundeten - Steinbock stand, wo die neue Ethik aber ausblieb).
Pluto ist letztlich ein Tiefbohrer und Wassermann fliegt gern ganz hoch. Das schafft nun, wo seelische Bearbeitung und ethische Verbindlichkeit nachgearbeitet werden muss, immense Sollbruchstellen bei dem Druck zur Veränderung. Praktisch: Im sehr schnellen und hoch flexiblen Wassermann reißt der Skorpion-Regent durch seine Eigenart eine Menge seelischer Spannung auf, mit der man aus der Vogel-Perspektive des Uranischen nicht sofort seinen Umgang findet. Weil der geistige Frischluft-Bedarf auf diesem Spielfeld einfach zu groß ist. Da passt nichts einfach so im Reflex, sondern es braucht viele neue (vor allem seelische) Bewertungs-Prozesse für all die Überdrehungen, die jetzt immer größer werden. Das sieht man ja momentan auch sehr schön an den allenthalben aufbrechenden gesellschaftlichen Gräben, Kämpfen und extrem unterschiedlichen Bedürfnissen im sozialen Erleben. Wir wollen soziale Sicherheit durch großen Change (Uranus im Stier). Revolution, jetzt, sofort, es ist doch alles gesagt! (Wassermann). Aber mich hat man nicht beachtet! Ich will auch bestimmen! (Millionen von Löwe-Besetzungen, die auch gern gehört werden wollen in ihrer eigenen Auffassung). Das fixe Kreuz tickt im Viereck. Auch ein Pluto schießt da nicht einfach wie eine Rakete auf sein neues Spielfeld und räumt mal richtig auf, bis alle sich mega fühlen. Er kann nur so, wie Uranus will, gerade.
Besonders die Luftpersonen müssen sich daran gewöhnen, aber auch Löwe-Betonte, deren Individualität jetzt nicht mehr ganz so gefragt ist. Es sei denn, sie setzten sich in die Führungsteams all der kleinteiligen Revolutionen, ausgehend von genau diesem Uranus im Stier. Wo die alte Besitzstands-Wahrung aber immer noch wichtig ist als Grundlage des Gemeinwohls, für die Stabilität, die man sucht. Uranus bricht das auf einerseits und agitiert die vielen gleichzeitig, die ihre Wertmaßstäbe irdisch weiter an erste Stelle setzen. In all dem Chaos energetisiert Pluto dabei natürlich Wassermann emotional, ja. Und diese elekrtischen Schocks in der Tiefe spürt man auch jetzt schon ziemlich gut. Wasserdonner. Oder Flussblitze.
Aber Wassermann energetisiert umgekehrt natürlich auch den Pluto und legt eine kühle Legierung über die Wogen der Gefühle. Das schafft eine sonderbare Atmosphäre zwischen reinen Theorien und wütenden Wünschen nach ganz, ganz großer Veränderung. Irgendwie. Tief, aber ganz oben. Weg mit den Hierarchien. Anarchie, aber nur, wenn sie mich nicht benachteiligt. Das muss doch möglich sein! Bloß ist Wassermann, wie gesagt, dezentral. Ohne Mittelpunkt. Also kann trotz rasender Prozesse wirkliche Veränderung einige Zeit dauern. Und sie fühlt sich nicht nur immer frisch wie ein kühler Wind mit Deoduft an. Es hat ja einen Grund, wieso seelische Transformation (8. Prinzip) nicht gleich radikale Erneuerung (11. Zeichen) bedeutet.
Plutos/Skorpions totale innere Transformationen finden - wenn es gut läuft - viel genereller ja sonst immer VOR der geistigen Trennung von irgendetwas statt (8 kommt im Tierkreis vor 11). Er arbeitet immer noch innerhalb von Systemen, denn Pluto ist ja ein Beziehungsplanet (aus dem Du-Quadranten des Zodiak), der Tiefe der seelischen Evolution sucht und damit mehr Verbindlichkeit als Ziel hat.
Uranus/Wassermann will aber ganz raus aus den Systemen. Luftige Menschen bekommen diese "eingeschobenen" Ambivalenzen dann bei Pluto in Luft in der einen oder anderen Art auch noch mal besonders zu spüren. In sich. Um sich. Neben sich. Wie auch die anderen Fix-Besetzungen. Sie sind dann so eine Art Wünschelrute dessen, was da losbricht. Denn aus dem Stahlbad des Pluto kommt man nicht einfach durch Denken heraus. Auch nicht im Wassermann. Man muss die alten seelischen Erbschaften selbst hier noch mal durchfühlen. Manchmal wirkt das dann generell in der gesellschaftlichen Tendenz so, als würde bei einem Raketenstart auf einmal eine Triebwerk-Umkehr stattfinden: Mitten hinein in die Untersee-Welten statt in den Kosmos der Möglichkeiten. Die elektrische, revolutionäre Energie des Aquarius bleibt trotzdem tonangebend. Nur etwas verlangsamt, transferiert in den sehr irdischen Stier. Das kann für wirklich abrupte materielle Schäden und Grenz-Verletzungen sorgen, aber eben auch für nachhaltigere Prozesse, wenn man sich auf einen Wechsel zwischen innerer Zeitlupe und äußerem Zeitraffer erst einmal einlässt. Experimentell am besten, denn neu wird Neues ja sowieso. Gegen Zeitqualität hat Gegenwehr kaum eine Chance.
Bilder: Bing KI © sri