Jupiter-Neptun: Riesen im Schattenland
"Willst du gut sein oder ganz?" (CG Jung, Meister der Schattenarbeit, mit Löwe-Sonne in 7).
'Die dunkle Seite der Lichtjäger' heisst ein Buch der Amerikanerin Debbie Ford, die mit vier Waage-Planeten und einem Jungfrau-Mars ganz nah an den Themen der aktuellen Eklipse (Sonntag) und der anstehenden Jupiter-Neptun-Opposition sitzt. Schon die (partielle) Finsternis war wieder eine Art Startschuss für die Zwangs-Ängste all der weißen Riesen, die immer aufräumen wollen, wenn es um Jungfraus Kosmos der reparierbaren Defizite geht. Den großen Wunsch nach Reinigungen, sobald die Dinge unübersichtlich werden. Die Achse 6/12 beschreibt auch die Spannung zwischen Fest-Stellung und Ausschwemmen - diese irdisch manchmal so harte Suche bis Sucht nach Ordnung in der 'Crazy World'.
Angesichts der durchgedrehten, hohl gelaufenen Maßstäbe in der Zwinge von Uranus-Pluto und dem immer heftiger unterspülenden Neptun. Denn der war in letzter Zeit eben nicht ganz allein zuhaus, sondern symbolisiert mit Chiron in den Fischen noch stärkere Kanäle als sonst, für das große, ziehende Weh mangelnder Befriedigung. Alles, was unbehaust ist (oder sich so fühlt). Beide stehen sie aber auch für die Möglichkeit ungewöhnlicher Heilungen, wenn man sich nicht auf die Verführungen der Übertragung einlässt. In diesem wahnwitzigen Klima, das in den letzten Monaten das Unterste zuoberst kehrte, bis kaum einer mehr wusste: Wer ist nun eigentlich verrückt? Die halbe Welt oder ich? Vor den peniblen Ordnungszeiten, die sich jetzt anbahnen wollen, braucht es immer das Chaos. Neptun schafft dazu die Leere in der Mitte der Null, durch die (wie durch ein Tor) nach allen Schmerzen des Lebens und seiner Verwirrung neue Inhalte einströmen können. Bei all dem geht es deshalb jetzt auch wieder vermehrt um die Länder der inneren Schatten, im 6. Prinzip, dem Ausgang der beiden Selbst-Quadranten. Bevor die Begegnung mit der leibhaftigen Welt da draußen anbricht und sich für 1000 und eine Projektion anbietet, das Panoptikum der alten, tobenden Abspaltungen. Wo wir doch immer nur uns selbst begegnen.
"Der Schatten ist die Person, die Sie lieber nicht wären!" (CG Jung via Debbie Ford)
Darum ist es auch gar nicht falsch, auf einer Meta-Ebene die Welt, wie wir sie gerade sehen, nun besonders gut zu überprüfen. Was sagt der Blick über uns? All jene Bösewichter oder wahlweise Ideale, die uns noch häufiger und intensiver da draußen berühren, je weniger wir in ihnen ein Sein in unserem Selbst zubilligten. Privat und gesellschaftlich. Wie ISIS, die wie ein böser Traum mit ihren Drohungen kam. Oder all das, was man in den anbrandenden Wellen von Flüchtlingen auch über die eigenen Fluchten lernen kann:
Entweder werden die begegnenden Bilder endlich zum willkommenen Setting, um tatsächlich mehr Weite, Öffnung, Mitgefühl zu entwickeln, für alles, was auch in uns selbst angespült, unordentlich, defizitär, leer, arm, verloren, gestört oder überhaupt: tabuisiert ist. Oder wir finden nun noch mehr Anlass, uns selbst auf die Flucht zu machen und mental wieder und wieder gegen destruktive Neptun-Analogien (und davon gibt es leider viele) alle Schotten abzudichten. Denn was ich nicht sehe (Neptun), das gibt es nicht, das stört mich auch nicht in meinem Alltag (Merkur). In all den Gewohnheiten der Achse 6/12, die absichern und er-lösen will, wird dieser Jungfrau-Neumond in den nächsten Wochen die Erkenntnis des Eigenen auf die Probe stellen, mit seinem verängstigten Signal zum Herbstputz. Etwas soll an der Oberfläche geordnet werden, was unter Wasser noch gar nicht reif dazu ist. Der Druck der erwünschten Klarheit wird aber überall immer größer.
"Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Gebt eure Projektionen im Neptun ab. Verbindet euch zurück - mit dem Wissen um den Ort, an dem Platz, Raum, Atem ist. Neptun ist der Inhalt der Religio, die Jupiter bewegt. Alles, was in uns so voll und schmerzhaft leer ist. Alles, was wir sein könnten und was uns durchwebt. Deshalb kollidiert Neptunisches dann auch oft so bitter mit der Härte des Saturnischen, durch das er Eingang in uns, unsere Welt, unser Dasein findet. Aber Neptun hat keinen Körper, ihm tut Körper weh. (Was passiert im Herzen der Eklipse? - Loop! über die SoFi im März)
Während die Eklipse vom März in den Fischen (siehe Zitat oben) das Chaos anschob, kommt nun die Gegen-Tendenz mit der Opposition am Donnerstag nach einer bestätigenden Finsternis. Verwischung gegen die akute klare Linie, das große Ganze versus Detailfragen. Man ackert an Klein-Klein-Hilfen, bevor einem noch der Himmel auf den Kopf fällt oder das große Wasser allen Besitz wegschwemmt. Zwei Seiten einer Medaille, die noch dazu von Jupiter in Jungfrau und Neptun in den Fischen geflutet werden.
Beides Riesen, die bei der Eklipse auch noch auf den Felderspitzen 12-6 saßen, und im schwierigen Fall die Auflösung des Glücks symbolisieren können. Aber, wenn's gut geht, auch die Erweiterung fließender, wirklich sättigender Lösungen. Wir haben Anteil daran, wie es wird. So viel ist sicher. Die zwei, die im fallenden Kreuz schon nicht glücklich miteinander sind, stehen sich oppositionär = tendenziell eher feindlich gegenüber. Die Frage ist: Wo endet der aufgepumpte Traum von einem Leben, den Schütze, auch der Kolonialherr (analog zur aktuellen Flüchtlings-Thematik besonders interessant), als göttliches Opium vorübergehend zum Optimismus-Projekt macht? Und wo beginnt die Wahrheit des Numinosen, die für Menschen so absolut unverstehbar bleiben wird, dass man sie leicht mit Illusionen verwechselt? Wo wird Sehnsucht zur Sucht nach Vereinnahmung von allem und jedem? Wann entsteht dadurch das Prinzip der 'Twisted World', der verdrehten Wirklichkeiten auf dem Planeten, deren Unterschiede und Überschneidungen man höchstens spüren kann, nie faktisch beweisen?
All das, die Tendenz zur Täuschung, begonnen bei Definitionen durch Worte des Merkur, macht ja das fallende Kreuz der Sinn-Zuweisungen auch so schwierig. Diese Spannung erzeugt mit der Sonnenfinsternis von gestern auch neu eine extrem breite Bühne (mit kleinsten Spielräumen) für einen ganzen Kosmos von weiterer Delegation. Unsere Schatten sind sowieso Wegschau-Ergebnisse. Schön und schrecklich. Das Wesen dessen, was wir an uns nicht sehen wollen oder können. Astrologisch auch fein findbar, indem man sein komplettes Horoskop über 0° Widder spiegelt und wie einen eigenen, dunklen, ungehobenen Zwilling deutet (Loop! Schatten-Radix: Ewig und unbewusst). Manchmal entdeckt man in ihm dann plötzlich eine "Person", die einem bekannt vorkommt, weil dieses neue Radix dann versteckte, aber wichtige Talente spiegelt, ohne die sich das Spiegelzeichen, das im Radix besetzt ist, in seiner Ganzheit kaum je finden kann und wird. Manchmal ist das eine Offenbarung, manchmal genau so erschütternd.
"Wir sind nicht in der Welt, sondern die Welt ist in jedem von uns." (Deepak Chopra, Radix Astro-Databank, Mond-Neptun in Jungfrau-Waage in 7)
Jupiter-Neptun in der Achse des Offenkundigen und Verdrängten ist auch darum so markant: Solche Spiegelungen gelten ja generell für die Zeichen und Häuser. Beispiel: Die Eitelkeit und Gefallsucht des Löwen, die Skorpion völlig ablehnt, aber dominant verdeckt in sich hat und seelisch auch oft auslebt, als Wurzel vieler Verletzungen. Umgekehrt die bohrende Tiefe und Macht, das Eindringen des Plutonischen, das löwehafter, spielerischer Oberflächlichkeit oft unerträglich ist, das sie aber selbst (ubewusst) ständig nach Außen abspiegelt, in ihrem Übertreten fremder Grenzen und Regieren anderer Leben. Darum trifft man im Schatten-Radix (oder einzelnen Spiegelpunkten zu wichtigen persönlichen Planeten) auch so oft den eignen wunden Punkt - das, was man nie sein durfte, aber immer schon heimlich war. Jemanden, der man selbst ist, wie er einem vielleicht ganz und gar nicht gefällt, weil er den "Gegnern" im Außen zu sehr ähnelt, die unsere ungeliebten (oder auch von Eltern tabuisierte guten) Eigenschaften übernehmen und dann auftauchen, wenn wir "uns vergessen", mehr als uns gut tut.
Der Bezug zu Projektionen, angelagerten oder ausgestrahlten, findet sich ansonsten astrologisch überhaupt auch im 3. Quadranten. Der Zustand des Bewusstseins außerdem unter anderem in den Analogien der Prinzipien 6 und 12, Merkur und Neptun, den Häusern 3, 6 und 12.
Darum brauchen wir auch, sagt die neue Eklipse (links der vorhergehende Neumond für Greenwich, der noch einmal anders, in 12 Jungfrau, dasselbe Thema dominant aufzeigt), immer die ganze Reise. Nicht nur die gute, halbe, strahlende helle Seite jener "Lichtjäger", die am liebsten durch das strahlende Leuchten der Möglichkeiten das Bewusstsein in der Jungfrau für Panikfaktoren verschlösse, genau wie Fisches Schmutz, der unter deren süßen Versprechungen so oft liegt. Merkur in 1 des NM-Radix belegt nah den Einsturz-Graden der Türme 2001 und der Uranus-Saturn-Ambivalenzen, die Döbereiner dort ansiedelte (17,5°), auch die problematische, weil nicht wirklich unmittelbare Kraft der Bilder, die man geistig konstruiert.
Weil man sie eben nicht frisch und neu und ohne Urteil erleben kann, sondern das Denken stets mit Second-Hand-Erfahrung und ihren Brillen arbeitet. Daraus entstehen dann Beurteilungen, die zu Klischees werden und Moralvorstellungen erzeugen. Immer noch warten darunter die Nebel, wenn es zuviel wird und die Welt beginnt, aus lauter Zitaten zu bestehen. Das Verdrängte, Unbewusste, dicht unter der Oberfläche des Wissens, was alles Bekannte irgendwann kompensiert und auflöst. Widder/Waage als Spiegel von Jungfrau/Fische projiziert, delegiert, verbreitet ja ununterbrochen die Inhalte der Schatten und Vorurteile. Mars bekämpft und schießt handelnd in die Welt, was anderswo verdeckt wurde, den Neptun: Flüchtlinge sind immer eine Gefahr, so liest sich das dann. Oder umgekehrt: Wer Asyl sucht, ist immer voller Unschuld. Oder: Die Probleme des Nahen und Fernen Ostens haben mit uns nichts zu tun - oder: Sind genau das, was wir verdienen. Wir kämpfen, so gesehen, und das spricht diese Achse nun getriggert an, mit den Auswüchsen unserer Anschauung: Unsere Länder voller Sicherheit sind auch böse kapitalistische Giftspritzen oder coabhängige Hyperfunktionierer, die für das Heil des Planeten einstehen müssen. Dazwischen liegt die Wirklichkeit, irgendwo. Wenn man es wagt, hinzusehen.
Das Radix der Eklipse und das nicht so verschiedene der Jupiter-Neptun-Opposition belegt jedenfalls, dass die Bäume immer noch den Wald ausmachen. Je nachdem, von wo aus man sie sieht. Nun aber prioritär als Suche nach Schwarz-Weiß-Zeichnern, die einen besser orientieren.
"Wenn wir unsere Häßlichkeit verleugnen, vermindern wir unsere Schönheit. Wenn wir unsere Angst verdrängen, schwächen wir unseren Mut. Wenn wir unsere Gier nicht sehen wollen, mindern wir unsere Großzügigkeit [...] Wenn Sie, wie ich, daran glauben, dass die gesamte Menschheit in uns eingeprägt ist, dann müssen Sie fähig sein, die größte Person zu sein, die Sie jemals bewundert haben, und gleichzeitig fähig, die schlechteste Person zu sein, die Sie sich vorstellen können. (Debbie Ford)
Eklipsen wie diese (54. der Saros-Serie 125) werfen ihre Themen immer schon einige Zeit vor (und erst Recht eine lange Weile nach ihrer Genauigkeit) aus. Jupiter-Neptun spiegelt im Kern auch wieder die immense Gottes- oder Erlösungs-Sehnsucht, die vor allen in wirren Zeiten entsteht, meist bei einer Abtrennung vom "Wahren". Neptun an sich ist nun aber ja beileibe nicht nur der kosmische Jesus, als den man ihn gern sähe. Er macht auch unsägliche Wüsten-Gefühle, als Auflösungs-Faktor von allem, was Glück heißen kann. Mit Jupiter, der dann mit seinen Überhebungen die Verdrängungen (Fische) triggert, entstehen leicht noch mehr stille, begleitende Schatten, die in der Waage dann zu echten äußeren Projektionen mutieren.
Dabei lautet die parallel nötige Frage zum gesellschaftlichen Erleben: Wer ist denn der Flüchtling in mir? Sobald mich das Thema extrem (negativ wie positiv) berührt. Damit wir uns nicht missverstehen: Das ABC der Verdrängung und Delegation ist ein natürlicher Vorgang und deshalb auch nicht weiter schlimm, solange man weiß, in welche/n Schattenreiche/n man in solchen Phasen wie dieser reisen, abgleiten, ausrutschen kann. Es ist hilfreich, die Muster zu kennen. Nach den vielen Nebeln des Neptun, die im Frühjahr einsetzten, macht diese 2. Sonnenfinsternis und 3. Eklipse des Jahres nun eine Zäsur und setzt mit ihrem Beendigungs-Druck einen kleinen, scharfen Punkt hinter die Verlorenheit der anschwemmenden Ereignisse, die überall aus dem Ruder liefen. Sie stellt fest, was zu bereinigen wäre, was jedoch andererseits im Sauberwahn, der Zwischenzustände nicht erträgt, auch leider zu schnell entschärft wird durch Reparaturen.
Weil ja Unverstandenes, Rätsel, Diffuses, das Leid ohne entschlüsselten Sinn (Schütze, der verstehen will, steht im Quadrat zu Fische-Jungfrau) immer Pluto bedrohen. Kontrolle. Dann packt er erst recht zu. Dann knackt wieder das sich noch einmal annähernde Uranus-Quadrat ein, mit allen Nachwehen.
Wenn man sich hilfsweise einmal das komplett gespiegelte Horoskop der Finsternis anschaut (rechts, wegen der Übertragbarkeit für Greenwich), sieht man auch, worum es im geforderten Altruismus und den teilweise scharfen Bereinigungen der Jungfrau noch gehen könnte. Den Schatten. Dieses Projektions-Horoskop nämlich zeigt klar den Egoismus des Begegnenden (Waage in 1 mit den Lichtern und einem überbordenden Jupiter, der in die Selbstdurchsetzung will und Breite braucht). Während das Arme, Verletzte, der Neptun, der Altruismus benötigen würde, weiter nach draußen, nach 7 abgespalten wird.
Unübersehbar hier auch härteste Absicherungs-Tendenzen (Ungarn baut jetzt sogar Eisenzäune), wo man mit einem bedrohten, aber sehr vitalen Venus-Mars in 2 im Skorpion auf Teufel komm raus das Eigene (und zwar unbedingt Materielle nach seelischen Traumata) erhalten und vor dem Fremden beschützen will. Kein schöner Zug. Neptun und Chiron rutschen ja hier, in der Spiegelung, in den Widder, was der Delegation der Aggression und Offensive an das öffentliche Bilder der Flüchtlinge entspricht (sie "fallen ein"). Während Sinn und praktischer Lösungs-Verstand mit einem sehr starken Merkur in Jungfrau in 12 noch völlig verloren sinde rst einmal als wirkliche Er-Lösungen verdeckt bleiben. Uranus in Fische in 6 stört jeden Alltag und die Rituale.
"Das, was in Ihnen nicht sein darf, lässt Sie nicht sein!" (Bill Spinoza via Debbie Ford, Schattenarbeit)
Die Hintergründigkeiten und versteckten Absichten gilt es auf jeder Ebene zu integrieren. Denn Mensch kann nicht ganz er selbst sein, solange er sich wieder und wieder in seine engen Grenzen (und das ist durchaus auch national gemeint!) hinein definiert, statt aus ihnen heraus. Wenn die Achse Jungfrau-Waage in ihrer Spiegelung auftaucht, bei den Projektionen, geht es auch immer um die Fähigkeit zur Berührung (die rein sinnliche Hardware des 6. Zeichens) im Vergleich zum Denken über Begegnung, das Begegnung schafft. Das Du, das ich mental erst zu meiner Erweiterung mache, indem ich ihm Bilder überstreife, um es in Waage überhaupt lieben zu können. Was ein Umkippen in den Schatten der Feindschaft leider mit einschließt. Wir werden diesen Zug zu Identifikation und dem Loslassen von Identifikationen in den nächsten Wochen stark weiter spüren.
Und auch das sagt die Massivität der 6/12 Betonung bei der Finsternis und der Jupiter-Neptun-Opposition: Was zu früh funktionalisiert, eingeordnet, heil wird, auf merkurische Weise zugeschustert, schließt unglücklicherweise selten zurück zum Neptun auf. Ins Einssein, das große Netz, in die Unmittelbarkeit des Wortlosen, die verbinden kann, was vorher unverbindlich schien. Dieses falsche Timing bei Jungfraus furchtsamem Tempo führt darum häufig zu neuer Abspaltung. Fische ist da, wo Menschen Menschen in Sehnsucht begegnen, ohne Grenzen. Wohin all das, der ganze humane Irrsinn, eigentlich zieht. Denn was chaotisch ist oder wird, beweist immer die gegenseitige Abhängigkeit von einander. Menschen helfen und bedingen damit Menschen. Man kann, bei der Arbeit mit den eigenen Schatten, daher auch am Besten dem begegnen, der man selbst ist, in dem, der man nicht sein will. In unseren Abneigungen, in Abwehr, in Störung und Hass.
Neptun will Verschmelzung der Widersprüche, nur pumpt Jupiter zur Zeit die Überhöhung der "Gefährlichkeit" solcher klärender Prozesse auf. Dabei besteht das einzige Risiko gerade darin, sich nicht auf diesen Weg der Entschärfung zu starker innerer Urteile einzulassen und damit jede Eigenbeteiligung abzuwehren. Aber auch dagegen gibt es gute Mittel, wunderbare Medizin. Byron Katies (Sonne-Merkur-Venus im Schützen) 'The Work' ist einer der Wege, der mit Projektionen famos arbeitet. Die "Spiegelgesetze", die seit einigen Jahren kursieren, sind ein anderes faszinierendes "Spiel", um mit der eigenen Wirklichkeit besser in Kontakt zu kommen, sprich: Zu entdecken, was in uns immer wieder eine Auslagerung nach außerhalb gesucht und gefunden hat:
- 1. SPIEGELGESETZ: Alles, was mich an anderen stört oder in Wut geraten lässt und was ich anders haben will, habe ich selbst so in mir und unterdrücke es.
- 2. SPIEGELGESETZ: Alles, was andere an mir kritisieren, bekämpfen und verändern wollen und was mich dann verletzt, betrifft mich auch wirklich und ist nicht nur eine Projektion der anderen.
- 3. SPIEGELGESETZ: Alles, was andere an mir kritisieren oder anders haben wollen und was mich nicht berührt, ist eher seine Projektion seiner eigenen Unzulänglichkeiten.
- 4. SPIEGELGESETZ: Alles, was mir an anderen gefällt, habe ich selbst in mir und erkenne es besser im Gegenüber, weil ich es in mir selbst nicht gut wertschätzen kann.
Man muss diese "Gesetze" gar nicht zu ernst nehmen, aber sie sind ein guter roter Faden in die Angelegenheiten dessen, was wir in unserem Horoskop über dem Horizont finden und so leicht abspalten. All dieses Material, der Stoff, aus dem die Meinungen sind, taucht in der nächsten Zeit auch im Einzelnen vermutlich vermehrt auf und daher können Experimente wie die Spiegelgesetze hilfreich und nützlich sein. Ansonsten zielt alles - wenn es konstruktiver werden soll - ins Abwarten, Üben, Versuchen, trotz eines immensen Bedürfnisses nach Schnelligkeit, nach Lösungen. Erde, wenn sie konstruktiv wirken soll, ist langsam und gründlich - Jungfrau als schnellstes Zeichen des Elements manchmal einen Takt zu eilig. Zumal das fließende Vollenden gegenüber sonst gegen-sperrt, da, wo nicht gehämmert und gefeilt wird, wie beim Einordnen, das den Zwillingen und Jungfrau so liegt. Den einen, um zu verstehen, den anderen, um zu verwerten und zu schützen. Auch im Neumond selbst liegt ja immer bereits ein ähnlicher Konflikt, das er uns schnell emotional abkippen lässt und den initiativen der Sonne, die wärmen könnten, einen Riegel vorschiebt.
Vor allem die Menschen, die schon zuvor den Verlust der Dinge fürchteten (Venus in den Fischen erhöht und darum bringt der körperlose Neptun auch stets die körperliche Venus und ihre Angelegenheiten doppelt mit), hatten es seit dem Frühjahr schwer. Materialismus ist ein Mutter-Wort und spendet Sicherheit (die Stier-Venus), weshalb bei Gefährdung (und Jungfrau-Eklipse entdeckt jedes Loch auf dem Weg) die Abgrenzungen oft unsäglich hart werden. Es ist die Zeit der neuen 'Blockwarte', mit ihrem Protest beispielsweise gegen Aufnahme der Heimatlosen, die dann von anderen digitalen Blockwarten in einer neuen, gut gemeinten Denunziations-Kultur wiederum enttarnt werden. Kleingeistigkeit, vor der dieser Neumond nicht zurückschreckt, wird bei uns allen irgendwo zum Thema, am deutlichsten im Haus, wo er in unserem Radix leuchtet.
Ähnliches gilt für die Achse der Jupiter-Neptun-Opposition, die ja bei jedem Menschen Felder aktiviert, mit den Themen ihrer "Anschauung". Als Abwehrstrategie all dessen, was nun besonders flüssig Ängste schürt, wird die Mechanik des Praktischen leicht zum Fesselballon des Seins, der sich dümpelnd über Neptunischem erhebt.
"Überhaupt kann die Eklipse nur da wirken, wo Mensch Chancen und Risiken mit seinen Anlagen, die im Radix berührt sind, tatsächlich anders beantwortet. Erst sie erzählen ja die persönliche Geschichte der nächsten Monate. Oder, wie Fische-Sonne Einstein sagte: "Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten." (Was passiert im Herzen der Eklipse? - Loop! über die SoFi im März)
Das gilt auch jetzt noch, nachdem der Neumond-Zyklus eine Tierkreis-Hälfte mehr durchwandert hat. Mehr davon bringt mehr davon. Mehr Kleinlichkeit eben auch mehr kleine Ergebnisse. Dabei wohnt in der Symbolik der Bewusstseins-Achse ja auch etwas ganz anderes: Der Trost zum Beispiel, dass schon alles seinen Sinn hat, was jetzt passiert. Einst war Hermes-Merkur, der manchmal so detailbesessene Verwerter-Gott, doch auch gerade der, der den anstrengenden Job hatte, als Psychopompos (Seelengeleiter) die Verstorbenen zu Pluto ins Jenseits zu bringen. Er allein kann die Themen der Zwillinge und der Jungfrau, luftig-irdisch, wie sie als Gegenpol der großen riesigen Träumer Jupiter-Neptun sind, deshalb auch nachhaltiger machen, ohne darin zu ertrinken, und maßgeblich in die Entwicklung hineinwirken. Gerade diese beiden Zeichen haben aber Probleme mit tieferen Gefühlen und darum häufig auch schnell so viel Angst, wenn sie spüren. Merkurier können ein Lied davon singen.
Man unterschätzt Merkur allerdings, wenn man ihn auf seine Kommunikations, Anpassungs- oder Alltags-Gebrauchs-Aufgaben reduziert. Er kann jetzt als Eklipsen- und Oppositions-Unterlage viel er-klären, überleiten, entschärfen, was die Spannung zwischen Wunsch und Wirklichkeit unerträglich macht. Ohne die Realität aus dem Auge zu lassen. Denn in der Spiegelung ist er einerseits der, der Saturns langer Arm wird und Notwendigkeiten umsetzt (Steinbock als Zwillinge-Schatten), aber auch mit Venus eng verbunden. Da er momentan in Waage steht, werden Projektionen aufblühen, bevor sie irgendwann (und nicht jetzt) aufgelöst werden. Eins, was er lehren kann, ist Pragmatismus in der Selbst-Ent-Wicklung. Wo man nur Licht-und-Liebe-Esoterik feiert und die un-perfekten Seiten (Fische, die leicht verdrängen wie verdrängt werden und dennoch unsere Vollständigkeit ausmachen) unter den ordentlichen Jungfrau-Teppich fegt, ist niemandem geholfen. Dem Schlimmen eine Nützlichkeit anzudichten, bevor man es fühlt, und es in den leuchtenden Kosmos des Positivismus einzupassen, kann sogar die größte Täuschung sein.
"Schatten ist das Wesen, das wir lieber nicht wären, letztendlich aber doch bewusst werden müssen, um zur Ganzheit zu gelangen." (Dr. Rüdiger Dahlke)
Was Fische nicht zeigen und für die Gegenwart bereitstellen, schießt Widder als ihr Spiegel dafür umso heftiger ins Leben. Den Funken der Energie, die in seinem Vorzeichen vergangen ist, wird hier wieder lebendig. Während die Qualitäten unseres 1. Feldes am deutlichsten zeigen, wer wir sind, findet sich in Waage (Haus 7, Venus) am klarsten immer das, was wir nicht sein wollen und lieber anderen zuschreiben. Wesenszüge, die uns peinlich, unangenehm bis völlig unerträglich sind oder die wir in einer solchen Stärke lieben, dass sie uns zu fehlen scheinen. Waage ist die Titelzeile für unsere Projektionen und hier entstehen die Bilder von der Welt, nach der wir greifen, als Kinder unseres Seins.
Während der letzten Eklipse im Frühjahr feierten die immer rührend hoffnungsvollen Jupiteranern (zusammen mit anderen Feuer-Luft-Typen) insofern delegierend (die eigenen Wünsche) schon prognostisch einen Vorgarten Eden. Erde-Wasser dagegen war klar, dass ein Fische-Neumond (zumal einer, der auf den letzten Graden mit Widder-Initiative kokettierte - links) erst einmal richtig losspülen muss, was sich irgendwann lösen soll. Im Schmutz der Wüsten des Neptun, die dann aufkamen, in der Leere des Vergehens und der unbefriedigten Träume, ging wieder eine Menge Energie der Hoffnung verloren. Alles wurde "irgendwie" (Fische) eher noch problematischer auf der Welt. Aber Neptun entdecken, ist eben durch und durch wie Goldschürfen. Manchmal sehr schlammig und mühevoll.
Das, was man in ihm und seinen Gefilden auch ersehnt und fast schon als wahr spürt: Gott in uns und anderen. Licht. Das folgt manchmal. Und oft auch nicht. Deshalb gehören zu ihm ja auch die Ent-Täuschungen und Frustrationen. Alles, was ist, existiert eben auch in seinem Gegenteil. Und Jungfrau ruft nun Fische noch einmal auf, gerade, wenn sie zu säuberlich wird. Wenn der Drang, die Welt reinzuwaschen, im Umraum und um den Umraum herum in der Ferne, zu sehr motiviert zu Illusionen. Die spülen letztlich den Dreck des Unbewussten hoch, bis Ganzheit wirklich im Raum steht. Nur anders, als man sich das vorstellte. Entwicklung ist Unordnung.
"Deshalb wirkt auch diese Finsternis (Fische) vermutlich eher gedehnt, langsam, baut fließend ab, schattiert und trägt zuerst die Konfusion, die Unsicherheit, Destabilisierung aus dem Quadrat gleichzeitig noch eine Weile weiter, in die ersten Monate des neuen astrologischen Jahrs hinein. Bevor die Sonne dann in die Waage wechselt." (Was passiert im Herzen der Eklipse? - Loop! über die SoFi im März)
Diese Zeit ist jetzt. All die Probleme, die individuell und gesellschaftlich weiter und weiter mantrahaft kreisten, werden sich frühestens ab Waage vorsichtig (weil zunächst nur geistig) in andere Richtungen bewegen. Wenn auch bestimmt nicht plötzlich "alles besser" wird. So hell, wie es sich Schütze-Saturn (sonst so realistisch, der aber in Jupiters Wohnung das Projekt Zukunft festnagelt) damals schon wünschte.
Im 12. Zeichen, das mit der Opposition von Jupiter und Neptun aktiviert wird, steckt eben immer auch ein zunächst nicht so sympathischer Bodensatz. Das Unerledigte all unserer Angelegenheiten. Der Keim (im wahrsten Sinne), der noch nicht materialisierte Ursprung allen Lebens (Widder im Spiegel). Wichtig ist in dieser Phase, dass nun wirklich die nötige Schatten-Arbeit getan wird. Wenn, ja, wenn es denn nicht so schwer wäre. Dass die anderen einen Schatten haben, ist klar. Aber ich? Dass die erste Eklipse des Jahres mit ihrem Wasser die Flüchtlings-Problematik derart massiv hochspülen würde, ahnte trotz Mars-Neptun-Spiegel damals wohl keiner wirklich, was den Grad der Ausprägung anging. Manchmal muss man die Zeichen vielleicht tatsächlich buchstäblicher lesen. Die wehenden, schwimmenden Bilder eines hinweisenden, aber viel zu großen Neptun, der letztlich nie zu enträtseln ist.
"...das Ergebnis ist dann meist eine Transformation, die den Weg lohnt, den man bewusst mitgegangen ist - durch Tiefen, Schwärze und Isolation oder Verzweiflung, wie sie Neptun auch mitbringen kann. Bevor man seine Musik, seine spezielle Sprache, diese erhebende Empfindung des Nach-Hause-Kommens spüren kann. Eins seiner Lieblingswörter ist: Endlich! Was un-endlich, ewig, heilig als Erfahrung meint. Das ganze, schwierige, märchenhafte Da-Sein. Neptun bezeichnet den Eingang zu den Ungeheuern, die in der Seele wohnen, bevor sie Stoff werden. Damit gehören sie zu uns allen." (Was passiert im Herzen der Eklipse? Loop! über die SoFi im März)
Der Rest des Jahres ist bewegt vom Wunsch, "reinen Tisch" zu machen. Die astrologischen Zeichen zeigen aber, wie zäh und schwierig das wird. In Zeiten, in denen Worte wie "Gutmensch" Bösartigkeit transportieren, ist spürbar, was an Maßstäben und verrutschenden Ideen auf dem Spiel steht. Saturn im Schützen wird viel zu tun haben, das wenigstens im Ansatz wieder gerade zu ziehen, bevor er im Steinbock Tabula Rasa macht. Dann geht es wirklich um alles, was eine Existenz hat - und die Vorbereitung für die Weichenstellung erfolgt jetzt. Dieser Neumond und die Eklipse hatten ja für Greenwich einen projektions-anfälligen Waage-AC weit vorn, an den Knoten und Lilith. Was Gift und Medizin symbolisiert: Liebe oder Feindschaft, Begegnung oder Einzelkampf, Berührung oder Schläge. Es bleibt zwischen Klarheit und Verschattung eben der Weg in die Vollständigkeit, nicht in die Perfektion. Oder: Man bewege sich vom ordentlichen 6. Zeichen in den Dschungel des 12. Prinzips, durch alles hindurch, was im Wissen noch nicht geboren, schon wieder verdrängt oder vergessen ist.
Die Zeiten, in denen wir Flüchtlinge, Herrscher, Gesetzgeber und Strandende waren. An die Orte in uns, wo wir es immer noch und immer wieder sind. Da, wo Neptuns Sirenen singen und Venus mutig adie alten, fassbaren Bilder des Erträglichen herschenkt, um ganz neue Maßstäbe zu schaffen. Für alles, was uns an seelischem Strandgut an den Tellerränder unseres Bewusstseins begegnet. Wie wir mit unseren persönlichen Archetypen umgehen, belegt, wie nah wir den Chancen in uns sind. Schauen wir uns um, was wir mit den Rand-Gestalten des Alltags tun. Seid ihr da? Habt ihr Berührung und Trost? Nur wer berührbar bleibt, ist fähig, Trost weiterzugeben. Anders als Neptuns doppelgesichtige Süchte, die kurz befriedigen, oder die Projekte und Visionen des Quadrat-Zeichens Schütze (der nur ein Bruchteil je umsetzen kann in einer kleinen Lebenszeit), sind die großen Er-Lösungen zum Schwarzen und Weißen im eigenen Leben von Dauer. In dieser Zeit wäre es heilsam, zu sich selbst zu gehen. Zu allem, was wir mit drehen, am Lauf der Welt. Gerade da, wo es besonders dunkel ist und wo wir uns wehren, lohnt es sich zu leuchten.
Bilder (bearbeitet): Pixabay
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Stefan Hofbauer zu Jupiter-Neptun auf seiner Seite HOFASTRO