Ist Mars wirklich ein "Übeltäter"?
"Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.". (Genesis, 22,13).
Ist Mars denn nun "böse" oder nicht? Natürlich nicht, denn es handelt sich nicht um eine moralisch agierende Person, geschweige denn um einen astrologisch festmachbaren, einschlägigen Straftäter. Sondern erst mal nur um das Symbol von Energie, eines Bewegungs-Prinzips in unserem Alltag. Nicht nur bei seiner Rückläufigkeit (noch bis 27.August, 18.05 h) wird es trotzdem Zeit, über Mars und seine astrologischen Hintergründe genauer zu sprechen. Denn in ihm steckt ja der erste Kraft-Impuls des Lebens überhaupt, da, wo es sich aus dem Neptunischen, Zeitlosen, öffnet.
Mars ist - so gesehen - der Taktgeber des Tierkreises, der alles an ursprünglicher Kraft für spätere Erzeugungen ausliefert. Die Power und den Schub, die dann Venus als Stoffmagierin braucht, um Materie in die Welt zu bringen. Dasein, dessen Funktionen der Merkur dann erkennt. Mars ist insofern ein Aktivator, ein Türsteher zum 1. Existenz-Quadranten - Widder, Stier, Zwillinge, zu den ersten drei Zeichen. Als Genesis des Selbst und der Weltwird er oft verkannt, böse gedacht, astrologisch zum Übeltäter heruntergebrochen.
Gerade darum fange ich auch mit einem dieser tödlichen Unfälle an, wie sie unter Mars-Dominanz eben durchaus auch passieren können. Ein Drama, das alles mitbringt, was man dem Herrn des 1. Zeichens an Bösartigkeit jemals nachsagte. Was aber letztlich bloß eine Extrem-Variante seiner vielen Handlungs-Rollen ist. Es war im August 2013 auf Hawaii, im Palauea Beach Park in South Maui, fast auf den Tag genau vor fünf Jahren. Eine junge Deutsche wird von einem Hai angegriffen. Das Mädchen, um das es geht, hat schon im Radix Mars-Pluto aus Löwe nach Skorpion und Widder-Venus (von diesem Mars beherrscht) im Quadrat zu Uranus-Neptun. Störungsanfällig all das, durch die Quadrate meist auch von außen triggerbar. Als Krebs-Mars sich dann im Transit in eine enge Opposition zum Geburts-Aspekt begibt und die Achsen ihn dazu auslösen, begegnet ihr ein Hai. Tier und Mensch treffen sich zur falschen Zeit, die für den Tod offenbar richtig ist. An einem Ort, wo der Augenblick mit seinen astrologischen Auslösern die Anlage als frei anzeigt für ein Geschehen.
Dabei bringt Mars oft Neptun mit ins Spiel, den Herrn seines Schatten-Zeichens Fische. Es kommt dann im Team manchmal zu Bereinigungen, inklusive Gewalt, Opferungen, immer aktivem Tun. Mars wirkt wie ein Zünder. Er bewegt als Kardinal-Faktor das Bühnenbild ja aktiv in Richtung Dynamik (und, wenn eshart kommt: Dramatik), ist schnell, momentbezogen. Eigentlich zu heftig für das wirkliche Leben, das man sich wünscht.
Das Feuer-Element ist stets groß. Etwas am eiligen Widder ähnelt aber auch den Fischen - der eine ist die Ewigkeit, der andere spaltet sich ab aus ihr. Spiegel über die kosmische Spalte, Mars schnell, Neptun langsam. Letzterer zeigt eben auch Opfer von Mars' Taten an. Oder einen geopferten Mars, der in die Zeitlosigkeit zurückgezogen wird. Das junge Mädchen stirbt eine Woche, nachdem es seinen Arm beim Angriff aus dem Meer verloren hat. Mars ist das Raubtier. Das Wort "Hai" (siehe auch "hurt" = verletzen) bezeichnete indogermanisch einen Schmerzlaut wie "Au!". Er wurde althochdeutsch zu "Weh" - was in die Wort-Familie von Widder, Wind, Witterung und Wehen gehört. auch hier ein Zusammenhang. Jede Tat hat einen unbekannten Hintergrund. Unerkannt hatte sein Leben das Mädchen wie im Schlaf zu diesem Ort bewegt, an dem ein "Schicksal" es einholte. Aus einem Schnorchel-Ausflug wurde ein Lebensende. Niemand mag ja Bösewichter, im Leben und der Astrologie. Wo die bekanntesten, ältesten Mars und Saturn heißen und beide ein Widder-, Bocks- Ziegen oder Hammel-Fell tragen. Den Stoff, auf den am Ende des Jahres einst die Priester das Horoskop einer neuen Zeit schrieben. Keiner sympathisiert mit einem Schicksal, dem Geschickten, das einen offenbar umweht. Menschen dem Weh ausliefert. Das klingt, als hätte man keine Wahl. Aber astrologisch lassen sich zumindest Risiken voraussehen und im Zweifelsfall Einfallstore des Gefährlichen vermeiden. Nur, wer glaubt schon an Haie? Nicht im eigenen Leben. Wenn Mars, der Zornige, der mit dem Feuerzahn, aktuell rückläufig ist, wie alle zwei Jahre, sollte man sich erinnern: Es gibt keine "bösen Omen", aber Vorsicht, die Verletzung vermeiden hilft.
Überläufe des Mars sind speziell riskanter, wenn bereits im Radix eine Mars-Belastung vorliegt, die auf Verletzung hinweist. In der Anlage durch einen "angreifenden" Mars, der einen anderen Faktor per Quadrat oder Opposition verwundet. Oder durch Bezüge/Belastungen der Felder 1 oder 6 (physische Durchsetzung/Krankheiten). Das Geburtsbild des deutschen jungen Mädchens, das nach dem Hai-Angriff starb, liegt nur als Mittags-Horoskop vor. Aber es zeigt schon so zwei diesbezügliche Konflikte: Mars-Chiron eng verwoben mit dem Pluto-Quadrat, bezogen auf Zerstörung/Wunden/Transformation und das Selbst. Von Skorpion, dem von Mars einst beherrschten Zeichen der schwarzen Lämmer, nach Löwe, der Individualität. Der Unfall passierte am 15.8.2013.
Die junge Frau ist geboren im Sommer 1993. Ihre Widder-Venus in weitem, aber gültigem Kontakt mit dem Generations-Aspekt Uranus-Neptun Steinbock (siehe Mittags-Chart innen links) fällt unter diesen Bann des Mars/Chiron mit Pluto. Sie ist durch Mars' Beherrschung von seinem Zustand abhängig. Angezeigt sind hier bereits Durchlässigkeit für Grenzüberschreitungen (Mars-Neptun-Quinkunx und Mars Dominanz über Venus-Neptun Radix und direkt im Transit t-Mars-R-Neptun), ein optionales Unfall-Thema (t-Mars-R-Uranus).
Dazu kommt die schwierige Anlage, blind (Quadrat) mit schmerzhaften Gewalt- oder "Läuterungs"-Situationen (Mars-Chiron-Pluto) konfrontiert zu werden, wenn es schlecht kommt. Ohne Geburtszeit, das ist wichtig, lässt sich aber unmöglich vorab sehen, wie genau später Anlage und Ausübung zusammenwirken, da die Felder fehlen. Ob das aktiv oder passiv geschieht (Welche Anteile der Konstellationen liegen unterm oder überm Horizont?), im Schaden oder Geschädigt-Werden, bleibt hier zunächst im Dunkeln. Erwartbar ist, dass etwas sich ereignet, innen oder außen, wenn astrologisch ein Trigger über die Konstellationen geht. Was sichtbar bleibt, ist das (dann oft vermeidbare) Risiko selbst. Das Wissen um mögliche Auslöse-Zeiten hilft, da Kontakte eben tatsächlich oft bei solchen "großen" Unfällen kumulieren.
Als das Mädchen vom Raubfisch angegriffen und gebissen wird (links Außenring Mundan-Stellungen, die Zeit wurde von mehreren Medien übereinstimmend angegeben), ist das MC gerade in den Skorpion gelaufen. Mundane Achsen-Wechsel in den Zeichen lösen auch im Alltag spürbar per Transport die entsprechende Geburts-Anlage der jeweiligen Herrscher aus - sowie ihre aktuellen Stände und Transite. Hier zielt das MC auf den Mars-Pluto des Mädchens, da es überall vorliegende Mars- und Pluto-Themen hoch holt. Die Achse aktiviert auch den laufenden Mars im Krebs (im Fall = grob: Gefahr aus dem Wasser, dem Empfinden, von und für weibliche Personen, Kinder, Weichteile, Gewebe usw.). Da sich nun der Transit-Mars auch noch genau gegenüber von Uranus-Neptun der jungen Frau befindet, wirderauchnoch zum Mit-Auslöser ihres Venus-Neptun-Uranus direkt.
Der aktuelle Aszendent am Strand von Wailea auf Maui, der zweitgrößten Insel Hawaiis, steht wiederum an ihrem Radix-Neptun (Doppel-Auslösung). Während sich zeitgleich der örtliche DC als Transit-Zünder von Mars betätigt. Damit gerät das gesamte Radix-Gefüge spontan in Bewegung und vernetzt sich mit den "Zeichen der Zeit". Der Hai taucht auf. Im Nachhinein sieht man an Auslösungen und ihrer Auswirkung, dass ein "Erleiden" (die passive Erfahrung) im Radix über die Felder veranlagt gewesen sein muss. Wobei die beiden Quadrate sowieso eine Art passiver Erfahrung beinhalten. Meist wird einer von zwei Quadrat-Armen in einem Horoskop spontan abgedrängt. Das liegt schon im Aspekt. Mars nun, der das Radix beim Unglück eng kontaktiert (aus Gründen des Personenschutzes kein genaues Datum, sondern nur die Geburts-Grafik) wirkt sich im Transit bei einer solchen Grund-Anlage schwierig aus, wenn man die Situation unterschätzt. So sehr man es sich anders wünschen würde. Mars zeigt auch Risiken an. Oft lagen die alten Astrologen vor der psychologischen Verfaltung der modernen Astrologie nicht so falsch mit ihren Warnungen. Mars- und Saturn-Besetzungen stehen zumindest für einen starken archetypischen Anteil aus dem negativen Ausdrucks-Spektrum. Eine Möglichkeit, die zeitlich eintreten kann,nicht muss, auch wenn schwierige Basics vorhanden sind.
Mars Schlüssel-Bereiche: Neu, aktiv, schmerzhaft oder bewegend
Mars' Keywords entstammen ja selbst im Bereich seiner Negativ-Skala auch nur der losbrechenden Power aus schnellen, kräftigen Aktionen. Ob die sich nun konstruktiv oder destruktiv zeigen, ist am Ende auch eine Frage der persönlichen Lagerung, des Umgangs mit marsischen Themen und eines Bewusstseins dafür, was Mars-Transite oder Transite über Mars da anfänglich eigentlich bewegen. Dass sie überhaupt bewegen, ist wichtig. Dassman sich bewegt. Die alten "Bösewicht-" oder "Übeltäter"-Bilder, die man ihm zuschreibt, kommen eher aus einem frühen Verständnis schneidender Energie, die sich oberflächlich auch gegen Emotion/Empfindsamkeit (Krebs im Quadratzu Widder) und gegen Regeln/Strukturen auswirken kann (Steinbock im Quadrat). Letztlich bleiben das Urteile aus einem eindimensionalen Moralverständnis. Oder: aus einem destruktiv flachen Pluto-Konzept, ohne Übereinstimmung mit den sich wandelnden Anteilen, die sich in "Gutem wie Bösem" zeigen können. Aber beim Ausdruck von Planetenenergien geht es nicht um Ethik.
Mars bezieht sich zunächst - feiner - auf jede Art der Durchsetzung, des Impulses oder der "Erscheinung" von Kraft und Bewegung - physisch. Aber auch auf seelische Bewegung oder psychische Motivationen, Initiationen, je nach Mars-Zeichen. Grober findet man bei ihm Analogien wie 'Zähne', das Ur-Rudiment des Raubtiers, das sich ja als Rollenspieler im Widder zeigt. Oder die Dornen, den Brand, Eisen, Blut, den Schmerz, körperliche Verletzungen, auch Todes-Gefahr. Nur ist Mars als Neptun-Schatten weit mehr als das - ein irdischer langer Arm des Ewigen, des Vor- oder Nachzeitlichen. Überhaupt sind seine Verbindungen zum Weh, Leid, Opferungen aus dem Neptunischen offensichtlich. Weshalb man beide inhaltlich nie ohne einander betrachten sollte. Immer schon wurden Widder kulturell übergreifend geopfert (Neptun), unter anderem als Ersatz für die alten Menschen-Opfer, ob als Sünden-Böcke oder Oster-Lämmer (zum Vollmond des Widder-Monats beispielsweise).
Mars' typisches Szenario: Unfälle, Kämpfe, Angriffe, das Rammen von Hindernissen (Widder auch = Ram, Mars im Steinbock, dem Blockade-Zeichen erhöht), das vielfach oft Opfer fordert. Was auch Widders Neuigkeitswerte spiegelt, die ständigen Anfänge, die im Zeichen aufeinander folgen. Wie im Geburts-Vorgang, wo ein noch nicht sichtbares Wesen aus dem Kokon des Neptunischen sich in die Zeit hineinkämpft und dann entfaltet (Chronos-Saturn-Domäne). Es ist der kindliche Kopf (Widder), der sich durch den Geburtskanal in Venus' Welt der Dinge arbeitet. Der Ursprungs-Ort dieser Bewegung (Mars) zur neuen Erschaffung hin (Widder-Energie) sind dabei die inneren weiblichen Fortpflanzungs-Organe. Frappant ähneln sie dem astrologischen Widder-Logo. Die Tuben (Eileiter) entsprechen sogar von der Wortherkunft her der "Tuba" oder "Trompete". Sprich den "Hörnern", die klasssisch einst Jubel- wie Zerstörungs-Prozesse einleiteten. Tatsächlich haben sie die Form zweier Ammons(=Widder) -Hörner.
Eins der Opfer-Rituale an den altägyptischen Widder-Gott war das Öffnen und Schließen der "Schein-Tür" (Neptun), die ins Jenseits führte und unter anderen den Seelen der Toten für den Übergang in die Welt zurück diente. Eine der Opfer-Geschichten des Marsischen, die zum "goldenen Vlies" führt, findet sich in der griechischen Mythologie. Chrysomeles, der goldene, fliegende und sprechende Widder, ist Sohn des Poseidon (Neptun). Hermes (Merkur) bringt ihn zu den gefährdeten Zwillings-Kindern (im Mythos ist beinah das gesamte bewegliche Kreuz versammelt) des Königs Athamas. Der Widder soll sie vor der Stiefmutter retten. Dabei fällt das Mädchen ins Meer, der Junge kommt nach Kolchis, wo der Widder aus Dankbarkeit im Zeus-Tempel (Jupiter) geopfert wird. Womit auch die letzte Position der fallenden Zeichen besetzt wäre. Das Fell (Vlies) blieb als kostbares, wundersames Relikt im Ares-Hain (Kriegsgott), bewacht von einem Drachen, der niemals schlief - Pluto.
Zahlreiche Bibel-Stellen belegen den geopferten Widder. In der Geschichte von Jakob und Isaak wird beispielsweise anstelle des Jungen ein Widder dargebracht. Wie in Ägypten rote Türen oder Türschwellen (im Widder liegt auch der Ein-Tritt) Kraft zur Sühne zeigen. Mit dem Widderhorn, das sich in eine Gebüsch verfängt, wird in der jüdischen Liturgie die Welt erschaffen. Gott bläst hindurch - das Namenlose zeigt sich. Neptun. Das Widderfell steht in vielen der Geschichten dabei auch für das "haarige Kleid" der Trieb-Natur (Mars' Sex), die nach dem Sündenfall geopfert werden soll. Mensch verregelt sich demütig (Steinbock/Krebs) und wirkt strukturiert zum Wohle aller. Wenn nicht Mars oder Venus ihm wieder einen Strich durch die Rechnung machen,
In der Offenbarung waschen "die Gerechten" im Blut des Lammes ihre Gewänder wieder weiß. Neptuns überirdische Leidens-, Opferungs- und Reinigungs-Prozesse hängen überall stark mit den zeitlichen= irdischen = saturnischen Prinzipien von Schaf, Ziege, Lamm (Widder und Steinbock) zusammen. Die mit der Präzession die uralten Stier-Archetypen der Äquinoktien ablösten. Im Prinzip der Kuh, des Stiers, der alten Mutter-Reiche, spiegelt sich aber noch der verlorene Zugang zur Ur-Sicht der körperlichen Venus. Des reinen Fruchtbar-Machens. Darum waren existenzielle Lebens- und Todes-Prozessegewoben, die aus der Identifikation mit Gemeinschaft, Sippe, Herde kamen und weniger vom Ich-Du der persönlicheren Achse Widder-Waage aus geprägt wurden.
Widder ist und bleibt heute als Zeichen des astrologischen Jahres-Beginns neuerer Zeitschreibung ein Hoffnungs-Bringer und Aktivator, wie sein Rollenspieler Mars. Andererseits steckt in ihm auch der Abgrund der anderen Mars-Domäne, des Skorpions. Letztlich stellt Widder sowohl das Raubtier hiesiger, wie auch ein Opfer-Tier für Neptuns ewige Reiche dar. Den energetischen Stellvertreter UND lebendigen Impulsgeber für jeden, aber auch jeden Prozess, der Leben schafft. Aus ihm, dessen schwarze Seite sich im Plutonischen noch einmal seelisch zeigt, wird durch seine Kampflust und schnellen Impulse aber auch der Mensch, der immer des Menschen Wolf sein kann. Hungrig und zerstörerisch, weil begehrlich. Mars ist vor-merkurisch im Kreis. Eine Verbindung finden wir weit vor Plutos Entdeckung. So beschreibt das Buch Vorschule der Hieroglyphik oder Die Bildersprache der Alten. Leipzig 1837, auf Seite 400: "Pluto, Mars, das personifizierte böse Prinzip...", knapp hundert Jahre vor der Geburt des astrologisch genutzten Pluto. Der Autor, der Schriftsteller Friedrich Nork oder Korn (Anagramm), Stier mit Widder-Merkur, findet hier zahllose mythologische Vernetzungen dunkler Prinzipien.
Um noch mal zurückzuschauen: Das junge Mädchen, das unter einem Mars-Transit auf Hawaii starb, verblutete, geschwächt vom hämorrhagischen Schock, eine Woche nach dem Hai-Angriff. Es war zuvor mehrere Male wiederbelebt worden. Anfang und Ende. Mars und Neptun. Der aktuelle Mars im Steinbock (wie in allen Kardinal-Zeichen hochaktiv) räumt durch die Zeichengleichheit mit Pluto nun wie überall optional als Türöffner für Gefahr (also nicht nur der oft herbei psychologisierten Aktivität oder Bewegung in Beziehungen) den Weg für Skorpionisches frei. Das kann bedeuten: für tiefe seelische Wandlungsprozesse, die umgesetzt werden in Erde. Oder für ein Leben, das man sich selbst als Gefangener des Irdischen einrichtet. Letztlich liegt in allem Kardinalen der Beginn des Lebens und der Sterblichkeits-Prozesse, die am Ende im Steinbock, dann ihre Form finden.
Prozesse werden beschleunigt beim Steinbock-Mars, drängen. Und gleichzeitig erfährt der Mars selbst hier ja eine läuternde Bremsung. Darum ist er in Saturns Zeichen erhöht - wenn zu Mars' Reflexen der Tat saturnische Regeln und Strukturen kommen (mitsamt etwas gemäßigterem Tempo), wird er erst richtig wirksam und konstruktiv im Tun.
Die alte Angst vorm Krieger Mars bleibt damit zwar eine Reaktion des ursprünglichen Reptiliengehirns, das uns durch seine Reflexe vor archetypischen Risiken schützen kann. Aber auch etwas, was im normalen Leben Fortschritt und Entwicklung im Wege steht. Wenn man Gefühl und Ergebnisbewusstsein sowie Venus' mildernde Balance jedesmal selbst hinzugibt, wo er dominant wird. Alle Gaben des kardinalen Kreuzes eben. Wo Mars isoliert vorwärtsstürmt, hilft Venus beim geistigen Ausgleich, indem man das Gegenüber einbezieht. Jetzt ist dennoch die Zeit wieder reif, überall da umsichtig zu handeln, wo man bislang Bewegung eher vermieden hat. In Erde schafft Mars mit Hand und Fuß. Nach Plan, nie überstürzt, nie unaufmerksam, nie mitvollem Tempo. Natürlich wird es aus dem 10. Zeichen auch eigene, schwierigere Mars- oder Pluto-Anlagen oder Widder-/Skorpion- und 1./8. Haus-Faktoren mit triggern, wenn er mit ihnen in Kontakt kommt. Dann kann man sich an Saturns nötige Verlangsamung erinnern, an Venus' Waagschale oder an Monds Instinkt für eine Gefahr.
Das betrifft aktuell speziell Menschen mit kardinalen Positionen im Einzugsbereich. Für sie noch einmal ein Hinweis: Haie tauchen nicht einfach so auf. Nicht überall lauert Gefahr. In den Stunden des "Anzündens" (durch Überlauf der Achsen) ist es natürlich während des Mars-Aufenthalts in seinem Retro- oder Exil-Zeichen trotzdem nicht hilfreich, bei Transiten über anfällige Stellungen in Meeren zu schwimmen, wo sich Haie strandnah aufhalten. Oder sich als Held in eine überdrehte Hundemeute zu stürzen, von Kirchtürmen Bungee zu springen oder mit dem Kleinwagen und 200 Sachen über Autobahnen zu rasen. Mars öffnet in bestimmten Augenblicken (zB beim Aufsteigen der Kardinalzeichen oder von Skorpion) sich beschleunigende Prozesse. Zumal, wenn die Achsen weitere mundane Spannungen triggern, die das eigene Radix einbeziehen. Wenn man das im Auge behält, ist er nur ein Beweger, kein Bösewicht.
Was tun - sprach Mars?
Was hätte das dem jungen Mädchen geholfen, das an diesem Tag in einem Meer schwamm, wo Hai-Attacken sich gerade häuften? Man weiß es nicht. Man kann als Mensch, der sich mit Astrologie befasst, auch immer nur sein Bestes tun. zu bestimmten Zeitpunkten von Dingen abraten vielleicht,die gefährlich sein KÖNNTEN. Ob man "Schicksal" dadurch vermeidet (oder das, was man früher so nannte), ist sehr, sehr unsicher. Vermutlich nicht, wenn man nicht gleichzeitig auch anders die ja so oder so bleibende Mars-Qualität in einem Leben ausdrückt, die gerade ein Horoskop beeinflusst. Durch andere Mars-Situationen, zum Beispiel, die man selbst für sich ungefährlicher und trotzdem mit mutigem Zugriff auf ein spukendes Pprinzip wählt. Insofern, daran glaube ich fest, ist Schicksal veränderbar. Aber es gibt keinen Beweis. Es gibt nur die Tendenzen der Zeit und ein Umgehen damit.
Das bedeutet: Risikoabschätzung mit normalem Menschenverstand. Denn es geht in der Astrologie eben nicht darum, mit "dem bösen Mars oder Saturn" Angst zu erzeugen. Deshalb vielleicht hat sich der moderne Zugang auch diszipliniert, was dunkle Ahnungen über den "Charakter" der üblichen,schwierigeren Verdächtigen angeht. Aber: Es ist nicht zu übersehen, dass sich die alten "Bösewichter" trotzdem nicht nur angenehm oder tröstlich zeigen.Oder bloß für reibungslose, "spirituell" gut schluckbare Abläufe sorgen würden. Häufig genug kommt es bei zu wenig Abwägung der eigenen Transite dann doch zu Zwischenfällen. Auch wenn man es sich mit dem esologischen Super-Ego lieber anders zurecht bastelt. Aufmerksamkeit für die gelebten Auswirkungen von Transiten (und eigene Verwicklung) ist absolut kein Fehler. Von Zeit zu Zeit muss man bestimmte Handlungen opfern, wenn Mars regiert, um wieder in Übereinstimmung mit der aktuellen Zeit zu kommen (ohne sich oder andere zu gefährden). Zum Beispiel den Bungee-Sprung unter Mars auf R-Waage-Uranus. Eigene Aggression ist nur ein Ausdruck,auch fremder Aggression oder Gewalt von Situationen begegnet Mars einem unverhofft. Nur: Selbst das muss nicht brisant enden.
Vor allem, da das, was man einst "Schicksal" nannte (was sich uns als Lebens-Option öffnet in bestimmten Zeit-Fenstern) eben nicht blindwütig unbeeinflussbar ist. Ein offener, achtsamer Blick kann Mars' Sollbruchstellen (z.B. Unfälle durch Schlag, Stoß, Biss oder Crash) vermeiden. Dann wird das Prinzip Gefahr, das im Mars liegt, dem Prinzip des bewussten Tuns geopfert. Das und etwas mehr aqchtsame Bewegung in jeder Hinsicht reichen, um Risiken zu puffern. Neptun gibt in der Tiefe das Gespür, die Feinheit für energetisch nötige Zusammenhänge dazu, man muss sie nur nicht erklären wollen.
Die Hellsichtigen der Vergangenheit traten ja auch auf ein Widder-Fell, bevor sie sich der Gnade des Göttlichen, der Sicht des Ewigen, zuwandten. Auch solche Mythen sind zwar nur Chiffren einer menschlichen Vorstellungs-Welt. Aber in ihnen drückt sich übertragbare Erfahrung aus. Es ist klug, die alten Bereiche der alten "Götter", die so lange populär waren, auf neue, bewusste Art selbst mitzugestalten. Der astrologische Blick in die "Sterne" öffnet dabei die Fenster weit für die Qualität der jeweiligen Zeit, die nie nur gute oder nur schlechte Qualitäten bringt. Leben ist ein Mischmodell, auf das wir da Einfluss nehmen, wo wir Risiken vorab anpeilen und besser kennen lernen. Aber wenn Mars auftaucht, ist eben Bewegung angesagt.
Wo dann dieser Mars im Transit verdachtsweise Gefahren spiegelt, ist das auch eine Aufforderung, es neu zu tun. Wieso nicht lieber gleich aktiv, bewegt, motiviert, bewusst und unbeirrbar (marsisch per eigener Entscheidung) die Risiken minimieren, die er anzeigt? Statt unverblümt, grob und kriegerisch vorzugehen, klar, schnell und im Wissen um die nächste Wand agieren, die sich immer auftun kann. Wenn man vor dieselbe läuft, istein typischer Mars-Mechanismus im Gang. "Positiven" Mars-Ausdruck zu pflegen, fällt dagegen unter Entwicklung. So viel ist möglich: Anfänge gehören in unsere persönliche Mars-Zeit, Einsatz für wichtige Initiativen (da ist dann auch Saturn zufrieden). Laute Musik, Auseinandersetzungen, die spontan "sportlich" auch dann ausnahmsweise geführt werden, wo man sich sonst am liebsten davor drückte. Ein Lagerfeuer. Endlich die Küchenmesser mit dem Wetzstein bearbeiten. Eine kleine virtuelle Jagd. Das Tragen des Rubin-Rings, den Oma von Opa bekam. Die Welt wieder wie ein Kind ansehen.
Nein, natürlich ist Mars, den man einfach begegnen lässt (die mit Mars im 3. und 4. Quadranten erleben das oft) nicht von sich aus grundgut. Aber eben auch nicht böse. Sprich, alles läuft besser, wenn man in seinen Zeiten selbst konstruktiv unter Mars-Transiten in Handeln kommt. Also aktiv marsisch Dinge angeht, die sich eröffnen. Wir können diese spezielle Kraft nutzen und spielerisch visionär (damit es einen Sinn ergibt) Mars werden, solange der Transit dauert. So holen wir die gesamte Feuer-Trias gleich mit ins Boot. Bringen als Opfer das Rot-Sehen, die Aggression, die manchmal sonst solche Übergänge zu erzeugen scheinen (in Wahrheit spiegeln sie nur unsere ohnehin vorhandene äußere Sprungbereitschaft und das Wahnsinns-Tempo). Statt einen Unfall erleben zu "müssen", bevor man sich etwa gerade dadurch erst einer aktuell "herrschenden" Polarität Stärke-Schwäche oder Aktivität/Passivität bewusst wird, kann man sich unter Mars-Einflüssen auch vorab mit Möglichkeiten und Blockaden des eigenen Mars-Themenfelds beschäftigen. Passiert die Auseinandersetzung mit Plus und Minus dessen, was so oder so dran ist, jedoch erst im kritischen Fall, wird sich Mars oft nicht mehr so entgegenkommend zeigen. Man kann also seinen Mars wie eine Gangschaltung nutzen, die anstehenden Aufgaben Schub gibt. Manchmal wird sonst das, was man durch Wegschauen oder Nicht-Handeln zu vermeiden glaubte, erst recht geschehen. Bei Mars schnell, intensiv und auch von Zeit zu Zeit zerstörerisch. Wer das weiß, ist ausnahmsweise im Vorteil. Mars ist Tun. Der einzige Knoten, den man sich unter seinem Einfluss ins Taschentuch machen sollte. Gib Saturn dazu, dann hast du ein Sicherheitsnetz. Das erledigt nicht alle Risiken, aber viele.
Bilder (bearbeitet): Phrixos und Helle, uploaded by Immanuel Giel 14:24, 9 January 2007 (UTC) [Public domain] + Chaouki Kamboua (Own work) [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], via Wikimedia Commons
Hintergrund Quellen: Vorschule der Hieroglyphik oder Die Bildersprache der Alten. Leipzig 1837 (Friedrich Korn), Etymologisch-symbolisches Real-Wörterbuch, Cast, 1843-45 (Felix Korn), CONSTELLATION OF WORDS; DER KREUZDENKER, Etymologie von Heinrich Tischner), Artikel "Seht das Lamm Gottes" von Dr. Klaus W. Hälbig in ZENIT.