Ein Herz wie Quecksilber
Des Menschen Herz ist gleich wie Quecksilber, das jetzt da, bald anderswo ist, heut also, morgen anders gesinnt.
(Martin Luther, exakte Merkur-Neptun-Konjunktion).
Sonne wandert nach Jungfrau und die Ernten werden nicht nur buchstäblich eingefahren, sondern es kommt seelisch außerdem "Ergebnis-Hunger" auf, die Suche nach wirklich umsetzbaren Prozessen in und um uns. Es ist Abgleich-Zeit, wir finden Relativierungen, Vergleiche und spüren, dass nichts aus sich heraus einfach "ist" - sondern vieles sich mit den Schuhen wandelt, in denen wir mental gerade gehen.
Besonders jetzt, da Merkur, der retro-Herrscher des 6. Prinzips auch noch durchs 6. Prinzip selbst scheinbar rückwärts wandert, wirkt diese Phase auch für Nicht-Merkurier speziell und sehr sehr stark. Alles dreht sich nun wieder um feinste Wahrnehmungen innerhalb der eigenen Entwicklungen. Gar nicht so leicht. Weniger anstrengend wäre es, in einer reinen, unzerstörbaren Faktenwelt zu leben. Aber zur Quecksilbrigkeit der Ansicht kommt, was unser Kopf aus dem strickt, was wir erleben: Unsere Geschichten über unseren Alltag, die wie Haie sind und das faktische Sein einfach mit Mann und Maus auffressen können, wenn wir sie lassen. Eigene Welten, die dann oft völlig leer sind, frei von äußerer Wirklichkeit und mit der Realität, in der wir leben, gar nicht mehr viel zu tun haben. Gut, denn die Jungfrau ist ohne Fische nicht zu haben. Verwirklichung nicht ohne Fantasie. Merkur, das Denken, nicht ohne Neptun, die Täuschung. Das sollte man wissen.
Dann, wenn wir unsere zweifellos wichtige, aber extrem subjektive Sicht nicht immer wieder mit der Realität der anderen abgleichen, verlaufen wir uns viel zu leicht. Man sollte merkurisches Sein deshalb besser nicht übertreiben oder sich für seine brilliante Welt-Erkenntnis zu sehr feiern. Wer zuviel an die Richtigkeit des eigenen Denkens glaubt, muss die Folgen kennen: Gott Neptun wird sich oft da rächen, wo wir Merkur zum noch größeren Gott stylen und der Ratio zu sehr huldigen. Dann geht's da, wo wir jungfräulich alles richtig machen wollen, unbedingt logisch völlig schief.
Merkur als Herr des 6. Prinzips darf bescheiden bleiben, denn er soll erst mal nur eines: Nützen, helfen, Gefahren voraussehen. Auch, das Du im Verstehen vorab mental berühren, sprich, für Ausgleich sorgen und nicht, die Unordnung noch vergrößern, die der menschliche Geist in ohne ihn auch wunderbar laufende Prozesse des Seins, Werdens und Vergehens gebracht hat. Dazu passieren dann die Kompensationen, in diesem 6. Zeichen, das vor der Waage, der Begegnungen, kommt. Damit wir überhaupt erst wieder verbindungsfähig werden und eine gemeinsame Wirklichkeit entwickeln können, in der wir uns treffen. Und weil das manchmal so schwierig ist und 1000 Blickwinkel ein zersplitterndes Realitätsmosaik machen, hier noch mal der Blick auf den "Übersetzer des Neptun", Merkur. Den einzigen, der Worte für das Namenlose findet, das uns unsere Spiritualität schenkt.
Für Plato war er der "Glitzernde" und einen "Hühnerdieb" nannte ihn Astrologe Wilhelm Knappich (mit plaktischem Merkur-Neptun und Sonne in 12). Merkur ist ein Planeten-Spiegel, der nervös und schnell wie ein Radar alle Energie aus der Umgebung einsaugt, auseinandernimmt und wieder zusammensetzt, was er an Leben in die Finger bekommt. Ein Bote von Schützes Weiten, Seelen-Begleiter in Fisches Ewigkeit, Trickster und Vermittler, dessen Zauberstab den Schlaf (Neptun) bringt und Dinge in Gold (Zeus-Jupiter als Gold-Regen) verwandelt. Die Wunder des beweglichen Kreuzes holt der widersprüchliche "gute Hirte" mit seinem Geldbeutel aus dem Balg kleiner Tiere und den Flügelschuhen in die Welt. Die Fallen der Wirklichkeit, auf die man sich erst einigen muss, bevor man sie erkennt. Rückläufig ruft Merkur auf zur Rückbesinnung, zur inneren Einkehr, zum Blick in die eigenen Ambivalenzen - zwischen Herz und Hirn, Gedanke und Wirklichkeit.
Wenn dann jetzt - wie Anfang des Jahres schon - dieser Hermes, Herold der Götter, Chauffeur der Worte, die Menschen verbinden, der schon als Baby seinem Bruder eine Rinder-Herde stahl (Zwillinge nimmt vom Stier), scheinbar erneut rückwärts läuft, werden wieder öfter Botschaften missverstanden, Gespräche aneinander vorbei geführt, Wege verpasst, Verträge nicht gut gelesen, Vermittlungen scheitern oder Kommunikations-Mittel plötzlich ausfallen. Aber nur, falls man Merkurs Rück-Runden nicht auch als überaus notwendige Pausen von der Logik begreift. Besonders diesmal, wo er kurz vor der Kurve mit Neptun im tiefen Wasser zusammen steht. Bei seiner Rückläufigkeit geht es nicht nur darum, bei allem zweimal hinzusehen, sondern auch, die Kehrtwenden des Lebens schätzen zu lernen. In der Retro-Position bewegt sich Merkur ja in die Tiefen der fallenden Zeichen zurück, die sonst so flüchtig scheinen. Wir begegnen hier metaphorisch der Verschmelzung der Logik mit dem Akausalen. All den Zufällen, über die Merkur herrscht, den Einhörnern, die bei den Alchemisten nicht umsonst für Quecksilber, sein Element, standen und die so eigenartig Jupiters astrologischen Bild vom Pferde-Mann mit erhobenem Pfeil ähneln. Jetzt treffen wir auf unsere eindimensionale Erwartung von Funktionalität (Zwillinge/Jungfrau), die von anderen, unlogischen Heilwegen aus den Angeln gehoben werden. Wenn Merkur dreht, sind Jupiter und Neptun stark. Ihre andere Wirklichkeit zu nehmen, das ist auch schon alles, wozu man bereit sein muss, falls man sich etwa kopfunter in einem Narren-Universum wiederfindet.
Der rückläufige Merkur 2017
- 1.1.2017 - 4°33´25 Steinbock bis 8.1.2017 28.50° Schütze
- 10.4.2017 - 4°50´51 Stier bis 3.5.2017 24°15´49 Widder
- 13.8.2017, 3:01 MEZ/S 11°38´24 Jungfrau bis 5.9.2017, 13:30 MEZ/S 28°25´28 Löwe, am Umkehrpunkt: 19.09.2017
- 3.12.2017, 8:35 MEZ 29°18´10 Schütze bis 23.12.2017, 2:51 MEZ 13°00´08 Schütze - am Umkehrpunkt 10.01.2018
Diesmal kehrt Merkur bis zum Eklipsen-Grad vom Wochenende zurück, das gibt dem Dreh aktuell noch mehr Power, erst am 19.9. tritt er aus dem "Schatten" der Rückbesinnung wieder heraus. Bei Merkurs Rückläufigkeit ticken die Uhren aber sowieso schon anders, die Wege von A über B nach C kennen keine Abkürzungen mehr, es entstehen Neben-Rinnsale des Erkennens. Solche Wahrnehmungen nutzen ganz andere Kanäle als die üblichen, die wir von sonst so klaren, eher eindimensionalen Denkstrukturen gewohnt sind. Während des gesamten Prozesses der scheinbaren Umkehr des Denkens, der Rück-Besinnung, ist ein Schatten in der üblichen Geistes-Funktion spürbar. Langsam verschwimmen Grenzen und Zuständigkeiten, ohne dass man einen logischen Grund nennen könnte. Dieser Prozess gibt bis zum Wieder-Erreichen des Umkehrpunktes Jupiters und Neptuns Bereichen viel mehr Spielraum.
Die beiden Gegen-Herrscher der zwei Merkur-Achsen im Zodiak haben ja eher mit Fügung, Zufall oder Schicksal zu tun, als mit kausaler Sinn-Zuweisung, wie sie nun mal für den Herrn von Sprache und Basis-Abstraktion üblich ist. Besonders Menschen mit starken Merkur-Stellungen oder Horoskop-Ständen zwischen den aktuellen Drehpunken befinden sich nun nah den wieder sehr weit geöffneten Toren zu anderen Wirklichkeiten, in denen man nur sicher navigiert, wenn man Vertrauen in das Feuer der Inspiration oder den Fluss der Wahrheit findet. Wie gesagt, Fische-Neptun zaucht nun wie ein Unter-Wellen-Gott überall da auf, wo Merkur Besonderheiten zeigt astrologisch. Das prägt die Inhalte. Denn diese anderen Wege können sich chaotisch und absolut unlogisch zeigen. Daher auch oft das Erschrecken, wenn etwas unsere gewohnten Merkur-Rituale stört.
Die Zwillinge und die Jungfrau beschreiben ihn doch als König der Funktion im und für den Umraum und dessen Erschließung, und dazu der Anpassung an die Umwelt und ihre Bedingungen. Er will und soll ordnen und schafft dann doch in "natürlich" spirituellen Prozessen oft jede Menge Unordnung. Um sich hier, in unserer gemeinsamen Welt, zurechtzufinden, benötigt man aber nun mal gemeinsame Erfahrungsräume und Symbolik oder Sprache (hier wird ein Ding abstrakt gemacht und gegen ein Wort ausgetauscht - Merkurs Domäne). Was aber letztlich nur "funktioniert", wenn sich der Prozess auf dieselbe Auffassung von Wirklichkeit bezieht.
Interessanterweise ordnet schon Manilius (1. Jahrhundert) den Zwillingen dabei zwar die Idee zu, das Messen und Rechnen, die Laute und luftige Melodie der Sprache und auch den "Positivismus". Die Jungfrau aber erst belegt er mit der Wortgewalt, mit der wir heute so gern Zwillinge überfrachten, die damit oft gar nicht so gut können. Zum 6. Tierkreis-Prinzip gehörte damit auch das Schreiben, das Studieren, das Erforschen der "Gründe und Kräfte der Welt". Und nicht zuletzt die "geistigen Augen, die alles zu sehen vermögen, selbst, was Natur aus unerklärlichen Gründen verborgen." (Manilius, Astronomica, Buch 4). Alles auch heute noch praktisch in individuellen Horoskopen gültig, selbst wenn man diesen Teil des Merkurischen eher auf die Zwillinge vorverlegt hat.
Hier zeigt sich jedenfalls bereits die Unterschiedlichkeit des luftigen und irdischen Merkur mit ihren Gegenspielern der Achsen. Aus Zwillinge spricht auch Jupiter, aus Jungfrau Neptun. Während der Retro-Phasen sind Sprach-Bereiche verletzlich, brüchig und anfällig. Informationen werden unsicher, gedachte Schnittmengen, mit denen man sich gemeinsamer Inhalte versicherte, stellen sich manchmal als Fantasien heraus. Austausch und Ausdruck verschwimmen - all das, womit Merkur dealt. Nicht umsonst handelt er aber buchstäblich auch mit dem Stoff, den Stier-Venus zur Verfügung stellt und so gehört das Wort Hand-el aus seiner Domäne auch mit der Hand, dem Begreifbaren, der Substanz zusammen. Stier hat die Werte, Zwillinge macht sie der Welt zugänglich. Auf die ersten Münzen war darum wahrscheinlich auch Merkur geprägt.
Jungfrau dann steuert die Kreativität, Power und Selbstbezogenheit des Löwen durch Dienst am Nutzbringenden und Fehler-Suche wieder aus. Im Zodiak liefert ja immer das gern verdrängte Mutterzeichen (bei Merkur eben Stier und Löwe) das Material für die Ausübung des Kind-Zeichens. Das ist der Grund, wieso wiederum Merkur traditionell gern Kinder belehrt (Krebs folgt Zwillinge) und in Kriegen den zerstrittenen Parteien (Waage) die Informationen (Was wirklich geschah... = Jungfrau) überbrachte. Geschäfte, Business, Austausch sind sowohl Zwillinges Sache (bewegt sich zum Jupiter in die Ferne), als auch für Jungfrau üblich (fährt Richtung Neptun, zur See, dem Haupt-Hand-elsweg). All diese Ebenen Merkurs sind nun bei Rückläufigkeit betroffen, leicht angeschlagen und anfällig für Irrtümer, Fehleinschätzungen und Missverständnisse. Drum auch der alte Rat, entweder alles hundertmal zu prüfen oder lieber gar keine Verträge zu unterschreiben. Was man nicht ganz so ernst nehmen muss, aber im Hinterkopf behalten kann.
Denn jetzt tickt die Wirklichkeit also wieder im Dreieck. Weil wir sie so denken. Jede Merkur-Wende bereitet ja auch Neptun zuhause den Boden. Merkur gibt immer die Gelegenheit, ob privat oder gesellschaftlich, ins BEWUSSTSEIN zu gehen und die unter den Transiten der Langsamläufer liegenden vorwiegend emotionalen Konflikte und Verwirrungen, die in Teilungen oder Zerreißproben führen, noch einmal ganz anders, intuitiver anzusehen, mit Blick für Ursachen und andere Lösungen.
Jupiter in der Rückläufigkeit (als Merkurs Gegenpol-Herr der Zwillinge) bezeichnet die Stärke von Fügungen, die jetzt seelisch möglich werden und die wir in Waage auch benennen können, Neptun über dem gegenüber laufenden Merkur löscht wie ein Schwamm (und Gegenpol der Jungfrau) die klassischen Kleinkariertheiten aus. Sie sind ja stets Anzeiger von Auflösungs-Tendenzen, die mit der Angst vor Fehlern daherkommen. Was dann oft durch wenig nachhaltige Ideen zugekleistert und überlagert wird. Zwillinge und Jungfrau, wie sie die Übersichtlichkeit retten. Aber dazu ist nicht die Zeit.
Es hat natürlich seinen Grund, wieso es in der Überlieferung (Zwillinge) Jungfrauen braucht, um Einhörner (Schütze) zum Schlafen (Fische) zu bringen, bevor mit Mars und Pluto die Hatz losgeht. Hier wird, wenn die Auswüchse des jahrelangen Uranus-Pluto Quadrats zur Kopf-Sache erklärt werden, das fallende Kreuz negativ eingesetzt.
Besser macht man umgekehrt einen Schuh draus: Bei rückläufigem Merkur fallen viele der Tricks und flexiblen Wenden Merkurs aus den Bereichen von Zwillinge/Jungfrau einfach flach, die sonst für kurzfristige Ventile sorgen. Nichts funktioniert mehr reibungslos wie gewohnt. Ein Signal, auf Intuition und Inspiration umzuschalten. Denn die übernehmen Merkurs Gedanken-Spielereien, wenn die ganze Achse (das heisst auch Jupiter und Neptun) ins Schwingen kommt. Lässt man das zu, drehen sich gerade unter Merkur rückläufig Situationen manchmal geradezu magisch ins Gegenteil. Und aus einer nicht angekommenen Email, einer gecrashten Festplatte, einem Vertrag mit Fallstricken, einem großen Missverständnis während eines wichtigen Gesprächs werden neue Möglichkeiten, an die zuvor keiner auch nur im Traum gedacht hat. Merkurs Botschaft in der Rückläufigkeit hat mindestens zwei Teile, wenn scheinbar aus dem Ruder laufende Situationen entstehen:
- Was ist die neue, erweiternde Idee dahinter? (Zwillinge/Schütze)
- Finde ihren geheimen Nutzen! (Jungfrau/Fische)
Manchmal lohnt es sich gerade in den Wochen der Rückbesinnung, auch wirklich Gold-Gräberei zu betreiben und hinter jedem Missgeschick als Experiment einen Vorteil zu vermuten. Merkurs Trick ist nämlich: Worauf man sich konzentriert, das erscheint. Wenn alle sich weiter über spukende Maschinen, verirrte Post oder zerschlagene Abmachungen ärgern, bleibt auch die Verfangenheit in den üblichen merkurischen Mustern der Folgerichtigkeit erhalten. Und es ist Essig mit der Entwicklung neuer Möglichkeiten. Dann wird sich die erweiterte und erweiternde Option der Rückkehr zu einem alten Zustand, des Abwartens, der neptunischen Durchlässigkeit und jupiterhafter Inspiration kaum je zeigen - sondern nur: Ein enttäuschter Merkur, der beleidigt wartet, bis wieder business as usual einkehrt. Der Moment, der dem guten Gott der flinken Information so sehr liegt, ist vertan - dem Beharren auf Standards zuliebe, die Ganzheit ausschließen. Man kann, das sagt die Praxis immer wieder, Merkur nie ohne Jupiter oder Neptun haben. Deshalb ist es hilfreich, in seinen Retro-Phasen nicht nur dessen "Funktion" im eigenen Chart genauer anzuschauen, um das, was er außer dem Gewohnten noch bietet, wirklich auszuschöpfen. Sondern auch der eigene Jupiter und Neptun mit ihrem immer verfügbaren Zaubereien und magischen Hintergründen sind mehrere zweite Blicke wert.
Ohne sie wirken die Zeiten der Rückläufigkeit oft trügerisch. Erhalten aber alle Beteiligten ihren Platz, ihre Kraft, die man ihnen bewusst zumisst, bevor sie sich ihren Raum selbst nehmen müssen, wird Merkur, der nun sozusagen in Zeitlupe wirkt, plötzlich wieder zum Helfer mit den Flügelschuhen und einem Zauberstab. Auf diesem "Caduceus" finden sich ja zwei Schlangen, die sich umeinander winden, als Symbol des Friedens. Der Merkur, der mit seiner Intelligenz, dem Humor, der schlagfertigen Klugheit, zum Mediator, zu einer Art Gandhi des Radix' mutieren kann, hat diese kämpfenden Tiere getrennt, die sich danach liebevoll einander zuwenden. Wie es Merkurs Folgezeichen Krebs und Waage im Zodiak versprechen.
Merkur ist und bleibt neben vielem anderen (zum Beispiel als Schelm, Dieb und Freund der kleinen Tiere) auch der Psychopompos, der helfende Seelen-Begleiter, in der Rückläufigkeit vielleicht auf ganz besondere Weise. Bestenfalls wird er zur Brücke in die Freiheit letzter Wahrheiten, die nur durch ihn beschrieben und weitergegeben werden können. Letztlich macht er im Leben auf vielerlei Weise immun, wenn seine Intention "sauber" ist und sich im Einklang mit der Welt, in der er lebt, befindet. Wenn nicht, wird er herumspinnen, als Voraussetzung für Waages geistige Flügelkämpfe und Krebs' emotionale Krämpfe im Zodiak.
Verwenden wir alle seine Weisheit dagegen nicht dazu, uns selbst und andere auszutricksen, begegnet Merkur am Ende immer Jupiter und Neptun, dem Glauben und der Gewissheit des Namenlosen, in einer Auflösung konstruierter Fakten aller weltlicher Bezüge. Zurück zu den Anfängen, über das Fahrzeug eines unbestechlich scharfen Geistes, der nun nicht mehr bloß trennt, wie Zwillinge, und zusammenbaut, wie Jungfrau, sondern fügt und vernetzt, bis Mensch und Welt zusammen heilen.
Merkurs Rückläufigkeit trägt uns, so gesehen, heraus aus der Beliebigkeit, dem Einerseits-Andererseits, Hin und Her, Mal-so-mal-anders, das für jede Zuweisung von Bedeutung, die ihm sonst obliegt, leider üblich ist.
Ab geht's stattdessen, in die Ebenen, die wahrhaftiger, weniger quecksilbrig, seltener revidierbar, echter, tiefer und dauerhafter sind. Immer eine wundersame Chance, die alten Kriegs-Schauplätze und neuen Fehde-Handschuhe von einer völlig anderen Warte aus anzusehen. Bei Merkur-Neptun Opposition in der Rückläufigkeit taucht häufiger auch die Idee auf, wie es sein könnte, diesmal wirklich weicher, transparenter, aufnahmebereiter und freundlicher mit den unverhofften Wendungen des Lebens umzugehen. Nun, wir können uns vielleicht merken: Sie sind ja unverhofft, weil sie nicht berechenbar sein sollen. Sonst wären sie's. Manchmal, wenn Unwissenheit nicht Ignoranz bedeutet, sondern Gewähren-Lassen und Einsicht in die eigenwilligen Rhythmen des Lebens, tut Chaos gut. Und spontane Reaktion empfiehlt sich eher als süchtige Voraussicht. Oder, wie Super-Merkur-Neptun Martin Luther damals schon allen mitgab, die den Verstand und seine Verdrehungen feierten: Kümmere dich nicht um ungelegte Eier!
(aktualisiert am 23.8.2017 von sri)
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