Mars-Pluto: Schub, Druck + Reflex
Was tue ich, wenn mich innerlich ein altes, festsitzendes Thema fast zerreißt, ich aber kein Porzellan zerschlagen will? Gute Frage. Gerade ist vielleicht die beste Antwort: Abwarten. Eigentlich betrifft der bevorstehende, eher innerliche als äußere Konflikt-Aspekt ja alle. Ausgerechnet Mars und Pluto stehen zusammen - bei nebligem Fische-Mond. Bis zum Widder-Übergang nehmen auch Druck und Schub der beiden Herrscher des Skorpion (innen und außen) möglicherweise noch deulich zu.
Besonders spürbar wird das immer mal wieder bei/in/an Menschen, die Skorpion-Sonnen, Skorpion-Aszendenten oder Bezüge der Häuserherrscher 1 und 8 oder ähnliche Wechselbeziehungen analog zur Berührung zwischen altem und neuen Skorpion-Herrn haben. Das gilt natürlich auch für Transite zwischem den beiden Repräsentanten von Erfahrung/gesellschaftlichen Ordnungen und Traumata/Transformation. Betroffen sind die seelische und körperliche Ebene - aber die Konstellation zeigt oft auch viel allgemeiner eindrucksvolle Wirkungen.
Der skorpionische Druck ist häufig groß, etwas noch unbedingt festnageln, erzwingen, bestimmen zu wollen. Speziell während der Skorpion-Phasen im Jahr wird eine solche Zerrissenheit durch große Herrscher-Aspekte gut merkbar. Es kann sein, dass man ein fehlendes Puzzleteil in einer Beziehungsgeschichte gern aufarbeiten würde oder dass einem die Übergrifflichkeit eines Menschen im Umfeld (aber auch von Gruppen) mehr als sonst auf die Nerven (oder an die Nieren) geht. Das kann sich archaisch anfühlen, weil die schwierigeren Archetypen zur Zeit möglicherweise stark in uns herumgeistern. Aber nicht alles ist "ich". Viel ist einfach eine Mechanik, die in mir wirkt. Beeinflussbar. Das heißt: Ich kann eingreifen, wo Mars zu sehr schiebt, da nicht Magisches an dem Aspekt ist, sondern er schlicht seelische Verstrickungen und deren Außenwirkung befördert. Also ist keine Angst nötig, aber etwas Achtsamkeit.
Ich würde bei Mars-Pluto raten, nicht jedem sehr tiefen Drang nachzugeben, eine Situation (wie auch immer sie gestrickt sein mag), unbedingt gewaltsam, zwingend oder zwanghaft unter Kontrolle bekommen zu wollen. Die Tendenz dazu ist zwischen Steinbock und Skorpion und dieser "Mars-Attacke" stark (und fühlt sich darum oft wichtig, wahr oder richtig an). Jupiter als Herr des Schützen, der Leerstelle zwischen den beiden Zeichen, symbolisiert allerdings grob gesagt, dass "das Glück" dann nicht einfach eintrifft. Man wird auf einer so massiven Pluto-Unterlage nicht wirklich etwas lösen. Denn die Gründe sind mit Sicherheit zu vielschichtig und letztlich auch zu persönlich, als dass sie sich durch einen Knall in Luft auflösen könnten. Mit Luft ist aktuell ohnehin eher wenig los. Auch der rückläufige Merkur (der Introspektive braucht) steht noch im Skorpion und erhöht das Kreisen um Altes. Wahrscheinlicher ist bei einem versuchten Knall, dass man sich momentan durch spontanes, erfolgloses "Drücken" auswärts innerlich nur stärker an die viel älterenTrigger bindet. Das hängt auch mit der Einbindung des Aspekts in eine größere Konstellation zusammen.
Die Unterströmung von Mars-Pluto betrifft ja diesmal auch noch das ganze Steinbock-Stellium - einen gerade abgewickelten Mars-Saturn und den absteigenden Mondknoten. Letzterer steht generell für sehr alte, immer wieder reflexhaft angewendete Muster des Verhaltens, die nun saturnisch zum Ausdruck kommen. Ich regele das jetzt! Oder: MAN muss das regeln! Wobei man schon gesellschaftlich leicht in eine Mechanik verfällt, in der ausgerechnet starre Strukturierungen etwas auflösen sollen, was kocht. Das dauert aber, immer. Leichter wird es, wenn Menschen jetzt in den Krebs gehen, zum aufsteigenden Knoten, in ihr eigenes Empfinden. Mit einem Mars im Team kann das zwar gelingen, entwickelt sich aber oft viel zu schnell zum reinen Emotions-Theater.
Situationen explodieren genau dann möglicherweise, wo eine andere Geschwindigkeit angemessener wäre, zumal Mars ins Sextil zu Jupiter geht und noch weiter treibt. Das werden dann aber Scheinlösungen, die wieder zu einer neuen Suche oder Vision führen. Aber Saturn will Pläne. Widder-Herr mundan ist ja gerade erst aus dem Quadrat zu Saturn herausgelaufen, einer generellen Tendenz zur Blockade. Nicht umsonst. Prozesse sind noch nicht wirklich reif, später nachhaltig zu wirken. Während der zunehmenden Saturn-Pluto-Konjunktion bis Anfang 2020 sollte man überhaupt weder den Herrscher der 10., noch den der 8. Phase isoliert deuten - sie beschreiben zusammen einfach Druck-Linien, die sich verstärken. Da beide befreundet sind (Wasser füttert Erde und umgekehrt), wäre es hilfreich, gerade jetzt darauf zu achten, welchen Impuls ich während des Konflikts beider Skorpion-Herrscher setze. Es geht dann leider der innere Druck schnell mit einem nach außen durch. Und das hilft zur Zeit nicht viel.
Wir beißen dann auf Granit oder stoßen uns die Köpfe an den Hindernissen an. Sie sind bei Quadraten von Erd-Wasser-Herrschern nicht umsonst da, sondern dienen als Kompensation eines zu hohen Gangs, den wir eingelegt haben. Etwas benötigt mehr Raum und Zeit. Das Tempo wird gedrosselt. Man übernimmt das also besser selbst. Das fällt gerade vielleicht schwer, ist aber sinnvoll. Jeder Reflex, den man bei Mars-Pluto ohne Nachzudenken durchgehen lässt, kann Scherben erzeugen, die wiederum langfristig schmerzhaft wirken - auch auf uns selbst. Wie wir schon einmal anmerkten, gilt hier als Slogan: "Verschüttetes Wasser fließt nicht ins Glas zurück".
Oder: Bedenke, wie du handelst, es schafft Wirklichkeiten. So zeigt sich ein Mars-Saturn, und seelisch fast noch stärker der Mars-Pluto, unter dessen Symbolik man sich leicht zum langen Arm des lieben Gottes aufschwingt. Weil irgendwo einfach eine Grenze des Zumutbaren erreicht zu sein scheint. Ich erinnere hier aber (gern auch mich selbst) dabei noch mal an die alte Geschichte von der Wut, die wie ein Nagel ist, den man in einen Zaun einschlägt. Zieht man den Nagel wieder heraus, bleibt immer ein Loch. So ist das mit den eigenen Taten, gerade auf saturnischem Boden, wo sich Pluto nun mal gerade befindet. Geordnet werden Prozesse hier letztlich nur mit/für andere(n) konstruktiv, nie über deren Köpfe hinweg. Es sei denn, man befände sich ganz oben in einer Hierarchie. Dann muss man klar seine Entscheidungen treffen und sie ohne seelische Verstrickungen rein sachlich kommunizieren und konsequent umsetzen.
Aber das ist kein Impuls, sondern eine Sacheinwirkung. Und so bleibt es auch, während Saturns Aufenthalt "zuhause". Er beschreibt den Weg, der am jetzt besten ist, ganz gut: Langsam, eindeutig, klar und geplant. Jede Wirkung wurde immer schon mit einer Ursache begonnen und Karma heißt ja: Tun. Nicht nur theoretisch. Ein Mars-Saturn ist daher (genauso wenig wie Mars-Pluto und Pluto-Saturn) nicht mal eben mit einem Fingerschnippsen ungeschehen zu machen. Tempo herauszunehmen, mutiert im Guten zum Rückversicherungsaspekt. Insbesondere jetzt, da die Langsamläufer sich begegnen, die Zeit, Erfahrung und Traumata (sowie deren tiefgehende Wandlungen) beschreiben, wird es nötig (auch ein Saturn-Wort), sich eines festen Bodens zu versichern, wenn Gefühle wild herumspuken und eigentlich auf alte Settings zurückleiten. Jeder Inhalt braucht Formen.
Lässt man Mars stattdessen los = frei, bricht oft Chaos aus. Kümmern wir uns besser um unsere Verstrickung ins Gefüge. Das, was meins ist, von dem, was deins ist, zu unterscheiden. Die Grenzen, die wir zu ziehen und besser nicht zu überscheiten, ohne großes Tamtam. Ein konstruktiver Saturn misst sich durch das, was als Konsequenz durch ihn in der Welt sichtbar wird. Handeln braucht einen wirklich stabilen Untergrund. Denn Impulse, die im Zorn oder in Aufregung gesetzt werden, haben gerade eher nachhaltige, an- und ausdauernde Folgen. Ich mache Nägel mit Köpfen mit allem, was ich denke, beabsichtige, sage und tue. Und das tue ich mit genug Zeit. Was dabei herauskommen könnte, überlege ich mir besser vorher. Das ist ein Geschenk, das so nur Menschen erhalten haben und willenlich beeinflussen können. Es hilft aber nur, wenn man es auch anwendet.
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