In den Wassern des Unbewussten
"Ins Wasser kehrt alles zurück." (Thales von Milet).
Jemand verschwindet im Wasser. Jemand geht im Chaos verloren. Jemand verirrt sich in unbewusster Konfusion. Drei Bilder für einen Neptun in schwieriger Ausdrucksform. Und es bleiben so viele Fragezeichen. Daniel Küblböck steht mitten in der Auslösung dieses Radix-Neptun im 7er-Rhythmus und unter Chiron, dem Schmerz oder der Verwundung, auf Widder-MC, als er von Bord des Kreuzfahrtschiffs verschwindet. Womöglich ist er wirklich gesprungen.
Aber vielleicht war alles ganz anders. Ein Tod ist unbestätigt. Das ist auch Neptun. Das Drama des Nicht-Wissens spüren wir auch symbolisch. Nicht etwa wegen der letzten Bilder in Frauenkleidern, die Daniel Küblböck offenbar kurz vor dem Verschwinden auf Instagram postete. Mit einem Profil, das Rosa Luxemburgs Namen trägt. Gemobbt worden soll er sein in seiner Schauspielschule, wo auch in einem Abschluss-Stück eine Frau namens "Rosa" ins Wasser geht. Daniel hatte die Schwierigkeiten nach eigenen Angaben. Mobbing wird von der Leitung jedoch dementiert. All das ist ohnehin komplizierter, weil in jedem Leben nun mal das ganze Leben steckt.
Wir werden unten noch sehen, wie es zu persönlichen Wahrnehmungen von Wirklichkeit als Behinderung kommen kann, bei bestimmten Aspekten. Dieses Verschwinden berührt einen aber sehr. Darum scheint mir wichtig zu verstehen, wie das Zeitklima eines Menschen ist, der in problematische Phasen gerät. Astrologisch ist zunächst die Herleitung der Verwirrung auffällig. Wie schon in einem Kommentar zum Radix Küblböcks (von Federkiel) festgestellt wurde, wirkt der so wichtige 7er-Rhythmus, der die Horoskop-Anlagen zeitlebens (nach Wolfgang Döbereiner) durchläuft und nacheinander auslöst, hier unglaublich präzise. Um es für diejenigen, die Arbeit mit der Rhythmenlehre nicht kennen, verkürzt zu erklären: Von Geburt an wechselt der "Phasenherrscher" (Herr der nacheinander ausgelösten Häuser) in einem Radix alle 7 Jahre, angefangen bei der Geburt am AC mit seinem Herrn.
Er gibt damit rhythmisch bei der Auslösung der Felder neue Überschriften für das persönliche Zeitklima aus. Im Uhrzeigersinn werden, so getönt, die großen tiefgehend inhaltlichen Bewegungen "gefügt", gegen den Uhrzeigersinn taucht Konkretes auf. Daniel Küblböck befand sich 2013 (er steht da im Fische-Thema = geht von Haus 9 nach 8) erstmals in der generellen Auslösung von Phasen-Herr Neptun für 8, der aber erst vor kurzem dann direkt getriggert wurde. "Sein" Klima geht in die Regentschaft des Neptunischen mit verwirrend feiner Wahrnehmung innerer Ambivalenz über, die Inhalte aus dem Radix hochbringen. Falls etwas (hier in 6) nicht mehr angepasst oder ausgesteuert werden kann, ist es möglich, dass Untergangs-Szenarien aufkommen. Neptun in 6 hat bei Daniel Küblböck ein Trigon zur Sonne in 3. Nun ausgelöst, triggert er auch diesen Bezug zur Selbstdurchsetzung, zumal auch Herr 1 in 6 steht.
"Diese Phase entspricht dem 'Gang durchs Wasser' zu neuen Ufern des Bewusstseins. Es ist dies die Phase der Reinigung von ungeeigneten Lebensformen und Maximen." (Astrologisch-homöopathische Erfahrungsbilder, Bd. 1, S.90, Verlag Döbereiner)
Neptun bebildert bei Daniel eventuell auch den neuen, "unerklärlichen" Switch ins Weibliche, der aber in seinem Radix immer schon steckte und ihm entspricht. Laut Döbereiner spricht die Auslösung des Neptuns mit Bezug zu Quadrant 1 für "Revierfremdheit" (hier über Sonne in 3). Man stimmt nicht mehr mit den Umständen überein, versucht aber oft, sich zur Anpassung zu zwingen. Zumal Neptun im 2. Quadranten (Radix-Steinbock-Neptun in 6) ohnehin das Schlüpfen in fremde Identitäten und Problemfelder durch Verregelung mitbringt. Wo man sich beim anhängenden Quadrat zum Widder-MC mit Merkur-Mars in Löwe in 2 nicht mehr sichernd durchsetzen kann oder will, kann es auch selbstverletzend werden. Unterm zusätzlichen Saturn-Transit über Neptun entsteht, wenn es schlecht kommt, zuvor eine Art innerer Bankrott. An die Erfahrung zum Jahreswechsel erinnerte der wieder in die Nähe laufende Saturn kurz vor der Direktläufigkeit. Das Dogma nötiger Anpassung bei vorliegender Nicht-Anpassung als Anlage wird dann möglicherweise zur Zerreißprobe.
Bei Küblböck ist Neptun ja die Welle, die Ergebnisse (MC) wegspült, wo ein Arrangement mit den Umständen nicht so gelingt, dass Durchlässigkeit und Nicht-Anpassung erhalten bleiben. Selbstverantwortlichkeit ist ein Thema. Vor Neptun stand der Sänger 7 Jahre unter Mars-Einfluss (seit August 2006 MC ausgelöst, die eigentliche Mars Auslösung dann 2010). Eine Zeit, in der sein Image als begabter "schwuler Clown", den er seit DSDS 2002 gab, einer langwierigen Metamorphose unterlag. Plötzlich Jazzer, ging er in einen Stil der männlichen Attribute. Seine glänzend besonderen Löwe-Anteile (Mars-Merkur in 2 zur Selbstabsicherung) wurden zelebriert. Das reine Yang macht ihn bei Saturn-Quadrat aus Skorpion nicht glücklich. Er probiert, singt, spielt, verkleidet sich als "echter Mann". Überall eckt er an. Er ist nicht wie andere, soll es auch nicht sein. Jungfrau beängstigt das.
Daniel Küblböcks Neptun in 6 als Phasenherrscher 8 rückwärts und Herr 9 sonst spielt eine so große Rolle im Radix, eben weil Jungfrau, Haus 6 und Merkur so bestimmend für ihn sind. Mit ihm kommt auch das "Schicksalshafte" in der Rhythmisierung. Er darf sich eigentlich mit diesem Neptun gar nicht bis zur Aufgabe an fremde Rituale anpassen. Alle Anpassung wird dann sofort aufgelöst, "irgendwie". Und wenn er sie selbst zu sehr sucht, kommt das Wegschwemmen eben von außen. Zudem steht sein Herr 6 Jupiter ohnehin unter starkem Druck durch Pluto, dieser Aspekt zerfasert oft klare Konzepte und in 7 macht er Fremdbestimmung aus. Aus Ordnungen und Hierarchien fällt Daniel (wie viele seiner Generation mit Neptun-Steinbock) auch heraus.
Er will erst Kinderpfleger werden, überhaupt alles richtig machen. Obwohl sein Mond Selbstorganisation so braucht, um den launischen, empfindsamen, eindrucksoffenen AC zu stützen, wird der Alltag dann für Mars-Merkur Löwe zur Challenge. Sie möchten Glanz. Daniel gehört nicht in übliche Struktur. Ein Anderssein hat er lange durchgestanden, erst in einer Trash-Karriere, dann in ernsthaften Versuchen, sein Leuchten zu zeigen. Zunächst der kleine (Krebs-AC) Paradiesvogel, der ewige sprunghafte Exzentriker (für das Publikum Wassermann-Jupiter in 7, der 6 beherrscht, seinen Alltag). Wir sehen trotzdem darin auch diese ständig erschöpfenden (Neptun) Anpassungs-Prozesse, die er vermutlich als Last empfindet. Denn er will ja mit diesem Jupiter auch lieb gehabt werden. Immer wieder klappt das nicht ohne Opfer, ohne Machtkampf, ohne Herausspringen aus Systemen, die seine Kraft fordern. Das kann, nicht muss, auch Depressionen oder depressive Zustände nach sich ziehen. Und Versuche, dieses Neptun-Wehen, das immer ungreifbar bleibt und einen jetzt vielleicht als Mitmenschen so berührt, endlich zu verstehen. Das geht nicht immer.
Dieser Mensch klebt vielleicht zwischendurch auch an der Applaus-Erwartung, da Jupiter überraschend immer wieder Glück erzeugt. Wenn es nicht kommt, fühlt er sich vielleicht wie der kleine, gedemütigte Junge, der er vermutlich einmal war. Nach draußen ist er dennoch auch die Krebsvenus in 1, die alles wieder hinbiegt, in Freude. Fast weiblich in der Ausstrahlung, dem Anschein nach hypersensibel. Die Kämpfe balancieren sich draußen jedoch immer "in die Schönheit" zurück. Ins "Wird schon." Für die Welt wirkt er bunt, lustig, wirr. Diese Bilder stehen wie ein Schild vor dem, was darunter passiert. Zehrende Entwicklungen. Daniel Küblböcks Geburtszeit (Radix links via Astro-Databank) hat ein Rodden Rating AA, das von seinen aktuellen rhythmischen Auslösungen gestützt wird. Das Horoskop erzählt an sich die Geschichte einer Anpassung.
Da ist ein weicher, stark emotional schwankender Krebs-AC, der mit dem Steinbock-Mond aber in innere Härten getragen wird, da er sich ständig an/für seine(r) Umwelt aussteuern muss. Er will, so nah an der Grenze nach 7, zu den anderen, bleibt aber in 6, in den Alltagspflichten stecken. Sie sind mühsam. Er kann sich damit durchaus disziplinieren, aber will er das? Der ganze Komplex ist ja stark mit dem "kleinen Erwachsenen" verbunden, der Steinbock-Mond oft früh sein muss (seine Kindheit war alles andere als rosig). Saturn als Herrscher im Feld des zentralen Selbst und seiner Kraft schränkt sich ein. Wenn Küblböck sich selbst zur Struktur ermächtigt, klappt es auch. Aber er neigt dazu, Saturnisches, nötige Ordnungen, Hierarchien, als äußere Blockade zu empfinden.
Krebs-AC sieht immer in die Härten des Steinbock gegenüber. Aus 7 läuft Saturn daher für ihn als Verregelung eher chronisch traumatisierend ein und fordert seine Lebenskraft (Herr 7 in 5 Skorpion). Dann wird Daniel vielleicht auch manipulativ, zieht andere in den Pluto-Kokon, weil er sich plötzlich wieder traumatisiert fühlt. Sein Uranus bringt aber immer auch Chiron gegenüber in 11 mit hoch, wenn er rebelliert, tut es ihm gleichzeitig sehr weh. Das muss man nehmen lernen. Es liegt nicht prioritär am jeweiligen Gegenüber, sondern dazu auch an Küblböcks feinen Sinnen für alles, was einen Fehler im System anzeigt (Jungfrau). Natürlich macht einem das auch Angst. Andere würden Realität vielleicht nicht als ständige Alarmglocke sehen. Er schon. Es ist ja seine Anlage, die gleichzeitig das Talent immenser Verwertungs-Fähigkeit der Umstände mit sich bringt. Er kann so vieles. Er ist darin zerrissen. Entweder im Trieb von Nur-Ich (Löwe/Sonne/Haus 2/5) oder Nur-Anpassung (6. Phase mit allen Analogien). So extrem kann sich das anfühlen. Auch eine andere Lösung ist ihm mit Saturn gegeben: Geh in die Selbstorganisation. Erhalte deine Kraft, gerade da, wo Hindernisse aufscheinen. Werde selbst langsamer. Behalte den Überblick. Schritt um Schritt.
Wer ist denn 'Ich'?
Aber Uranus, Herrscher 8 in 5, macht ihn eben auch anfällig für sehr plötzliche Erfahrungen des Perspektivverlusts. Das kann auch lebensgefährlich werden, wenn plötzlich Neptun Treibsand zu erzeugen scheint (Quadrat zu Uranus im Transit). Auf einmal ist dann der Glanz vorbei, der vorher eine große Vision war. Die Sonne Spitze 3 will oder muss sich dennoch ständig ausdrücken, wie sie ist, will aber auch eine festgemachte Funktion. Aber wer genau ist Ich? Ihre ewige Frage. Der Löwe als 12. Zeichen verdrängt ab Jungfrau (im Dauer-Dienst darf man kein Selbst haben) macht diese Sonne im Wesentlichen immer unsicher. Aber genau der Löwe schafft ja die Stabilität erst für Daniel. Wir sehen: Einen Perfektionisten und einen Warner, dessen zahlreiche Ängste den winzigen Sprung im Eis der Lebensoberfläche schon am Zittern des Bodens spüren. Er wird in seinem Leben darauf aufmerksam machen, wo etwas nicht stimmt, wo eine Situation sich auf eine Destruktion hin bewegen könnte. Finde den Fehler und steht durch, dass du dich damit unbeliebt machst. Das ist u.a. Jungfraus Job. Der Anpassung muss Daniel auch hier dienen. Aber er hat auch diese Feuer-Betonung, auch das MC ist Feuer, er soll ja auch in die Aktion FÜR das Ich. Da crashen zwei Rollenzuschreibungen, die er bei Pluto und Saturn durch 6 nicht mehr "sauber" arrangiert bekommt. Es ist ja neu, dass er damit Großreinemachen seiner Anpassungsleistungen erledigen soll, für sich.
Um 5.10 h in der Früh am Tag vor Jungfrau-Neumond wird vor der Küste vor St. Johns, Neufundland, auf der Aida durchgesagt, dass eventuell jemand über Bord gegangen ist. Um 5 Uhr, kurz davor also, steht Neptun für St. Johns (unseren Näherungsort, rechts) stark in seinem Zeichen am Deszendenten. Im Quadrat zu Daniels Uranus in 5, seiner individuellen Rebellion, aus der er auch Kraft zieht, wenn er mit ihr kongruent ist. Kurz zuvor ist er wieder "negativ aufgefallen", hat eine Sonder-Kabine bekommen. Schließt sich ab. Alles Neptun, der spukt. Es ist klar, dass Uranus immer noch unter Neptun-Quadrat steht und auch nicht mehr "funktioniert" in der alleinigen Rolle des Hofnarren. Er muss die Enttäuschungen des Selbst verkraften lernen, durchziehen lassen. Sonne findet sich mundan nun gegenüber am AC und Pluto auf Spitze 5 (siehe Radix links).
Sonne-Neptun ausgelöst gibt damit auch an dem Tag die Thematik vor. Konkurrenz-Probleme. Aber - laut Döbereiner - ist damit auch die "Weigerung, sich selbst als Mann/Frau zu empfinden" eins der Themen. Küblböcks Trigon lässt ihn normalerweise damit fließen, aber nicht, wenn Neptun zu stark wird. Sonne-Neptun kann auch heißen: Das nötige Verschwinden des Selbst, indem man das, was man Ego nennt, eine Weile zurückstellt. Neptun ist hier zunächst aktiviert, lässt Welt zusehen, wie etwas verlorengeht. Daniels Themen sind aufgefangen: Selbst versus Anpassung. Bei ihm beherrscht Neptun auch die weiten Reisen, Haus 9, vor allem auf dem Wasser. Der Pluto kommt ausgelöst ebenfalls in der Mundan-Konstellation vor. Mars kurz vor dem Wechsel in den Wassermann aktiviert noch mal den Transit Uranus-Venus. Du sollst dir kein Bild machen. Der zulaufende Aspekt Sonne-Pluto trigonal spricht hier aber auch von "höherer Gewalt". Da kommt eine Wandlung/Transformation in den Tiefen, mit Macht, und man ist einverstanden (Trigon mundan).
Schein und Sein
Sonne-Pluto wirkt oft schicksalshaft. 2012 wurde Daniels Pluto gegen den Uhrzeigersinn direkt rhythmisch überlaufen. Es passieren vielleicht Dinge, die ihn deutlich retraumatisieren. Seit 2013 befindet Pluto sich dann in gleicher Richtung noch mal stark in Auslösung (und Aufarbeitung) von Phasenherr Pluto (Herr 5 in Feld 4 = Skorpion), an dem seine Lebenskraft hängt. Macht-Kämpfe werden u.U. neu konstelliert, da Küblböck das Trauma der Ohnmacht seit früher Kindheit kennt. Sein Bruder stirbt vor 5 Jahren eben auch noch an einer Überdosis Heroin. Er ist ein schwieriger Mensch, "der verirrte Sohn", ein Rechter angeblich, zu dem Daniel den Kontakt abbrach. Er selbst soll als Kind der Ruhige gewesen sein, in seinem Versuch, die Anpassung zu bewältigen. Sein Bruder Michael der Chaotische. All das reißt vermutlich erst mal etwas Altes derart stark auf. Dann ist da ja in Küblböcks Radix noch ein Venus-Pluto (Quadrat) über zwei Zeichen. Der Sog des Genetischen, das einen fixiert. In dem Aspekt spiegelt sich bereits einerseits der äußere, schöne Schein. Daniels Persönlichkeits-Anteil des ewig fröhlichen, immer kindlichen Überlebenskünstlers aus dem Krebs kollidiert aber stets mit der Nowendigkeit, seine Traumata anzuerkennen, sogar als Kraftantrieb zu gebrauchen. Das funktioniert nicht immer gut (Quadrat), wirkt sich wieder wie eine Schere aus. Venus wird zur Zeit gerade weiter von Uranus transitiert - da wäre eine echte Mutation aus einem System heraus fällig. Aber sein sonst immer perspektivisch wirksamer Uranus wird jetzt gleichzeitig schon so lange vom Neptun ausgewaschen. Vielleicht bringt dieser Druck etwas in Daniel Küblböck zum Springen, zumindest innerlich. Einer, der sich doch so gern anpassen will und nicht kann. Jungfrau-Sonne gerät leicht in Panik, wenn es unübersichtlich wird, sie will dann automatisch in die Ordnung, was tun, wenn das nicht geht?
Das Zeit-Combin (Methode um das persönliche Erleben des Moments zu beschreiben) von Daniel Küblböck und dem Verschwinden gegen 5 Uhr zeigt Fische prominent und Mars-Neptun im Quadrat. Dazu einen Mars, der von Uranus gerade fast exakt ausgelöst wird. Chiron am AC. Man könnte dazu noch vieles sagen, viel interpretieren, aber letztlich sollte man jedem unbedingt auch sein letztes Wissen über die Notwendigkeit seiner Entscheidungen lassen. Wir Menschen sind frei. Und in jeder astrologischen Aussage stecken unendlich viele konstruktive und destruktive Variationen eines Themas. Für Daniel Küblböck war - so gesehen - die Rückkehr ins Neptunische, in die Wasser des Namenlosen, die Auflösung von scheinbaren Endlichkeiten in einer der vielen Formen einfach an der Reihe. Wenn auch bestimmt nicht so zwingend übersetzt in grobe, destruktive Symbole, wie es jetzt passiert. Das hätte völlig anders gehen können.
Aber bei ihm bleiben eben Zwillinge, die auch für die Ratio stehen, in 12 im Radix unbewusst. Der Merkur trägt und nutzt in 2 dieses Unbewusste zur Stabilisierung nur des Eigenen in 2 Löwe. Wie immer er glaubt, das umsetzen zu müssen. Merkur ist aber zusätzlich durch Mars verletzt. Dann denkt man auch oft aus der Verwundung heraus. Dass er sich für sich selbst einsetzt, ist gut so. Diese Zentrierung braucht Daniel als Kompensation des Getriebenen, da er "von Nutzen" sein will, unauffällig lange für die Eltern. Jungfrau. Dann begeisternd für's Gegenüber. Das dann irgendwann zum Publikum wurde, abstrakt in 7 mit Steinbock/Wassermann. Ein Horoskop zeigt in sich immer perfekt, wie man es so der so leben kann - man hat Ambivalenzen nicht als Schmerzerzeuger, sondern als Ausgleich für eine andere Dominanz. Neptun als Phasenherr sagt ja als eine Lösung für all das: Sei durchlässig. Wehre dich nicht, sondern schwimm immer wieder einfach aus den Umständen heraus, in deinem Alltag. Nicht in den Tod. Sondern für's Leben.
Lass dich nicht festkleben. Egal, was sie meinen, lebe deine Vison (Herr 9 in 6). Der Krebs-AC nimmt dabei viel auf, konsumiert es, ohne es locker wieder loslassen zu können, wie Neptun will. Der "durchsichtig" machen kann. Krebs sammelt ja wie der Stier an und entlädt erst wieder bei Gefühls-Eruptionen, oft sehr widersprüchlich. Für eine 3. Haus-Sonne ist darum auch massiv von Bedeutung, in welchem Umfeld sie sich bewegt. Was man an Input einlässt. Ob man gehört wird in seinen Ahnungen, Warnungen, Kritik. Passiert das nicht, muss man weiterziehen, wenn man keine ständige Infragestellung will oder erträgt. Vielleicht war er es wirklich müde, gegen und für Anpassungen, Aussteuerungen zu kämpfen. Auch wenn andere damit klargekommen wären. Auf mich wirkt all das, was da passiert ist, in jedem Fall so, dass er paradoxerweise in die Selbstbestimmung gekommen ist, durch das, was da geschah.
Da bei Neptun immer ein Schatten des Geheimnisses bleibt, des Unsagbaren, muss man es dabei belassen. Ja, und es bleiben auch immer Fragezeichen und das darf man akzeptieren, wenn es um das 12. Prinzip geht. Aus den Kreisen von Daniels Schauspielschule wird vorgebracht, dass es kein Mobbing gab. Dass Daniel selbst ja immer wieder fehlte, sich sperrte, wohl ein Außenseiter war, sich entzog, eventuell selbst Aufführungen boykottiert haben soll. Solche Äußerungen - so wahr sie vielleicht aus der Sicht der Schule sein mögen - sind 1. stillos, da ein potenzieller Sprung ins Wasser nichts mehr mit theatralischer Selbst-Darstellung zu tun hat. 2. ein Unfall genauso wenig. Und 3. belegen sie an sich schon eine zwanghaften Charakter der Resonanz auf ihn, genau wie die rigide Abwehr von vermuteter "Schuld". Einen Pluto eben, wenn er jetzt von außen kommt - wo es um's ethische Reinwaschen geht. Keiner will Schuld tragen. Aber es hat auch keiner Schuld. Das muss man sich klarmachen.
Hier wurde offenbar ein Menschenkind, das sich sehr allein fühlte und sehr verwirrt war, mit seiner persönlichen Zeit und ihren Notwendigkeiten allein nicht mehr fertig. Wenn Daniel Küblböck tatsächlich gesprungen sein sollte oder so verwirrt war, dass er von der Reling fiel, ist das ein Ausdruck seiner Entscheidung, nicht anders Hilfe zu suchen. Er ist 33 Jahre alt. Es ist Ausdruck seines Lebens. Seines Zwiespalts. Unendlich traurig, aber dennoch auch ein Akt persönlicher Verantwortung und ihrer Wahl, selbst, falls es ein Unfall war. Saturn, das Ende der Dinge in 5, von Jupiter im Transit angesteuert. Man darf Daniel Küblböck genau jetzt darin ernst nehmen, wie er sein Leben lebte. Auch wenn er es beendet haben sollte. Ihn in jeder Entscheidung würdigen. Hoffnung ist immer da, wenn Neptun eine Rolle spielt, dass etwas doch noch gut wird und Faktoren noch versteckt liegen. Aber hier nicht wirklich große Hoffnung, dass es doch noch im Irdischen geschieht. Alles sieht eher nach dem Gang ins Wasser aus. Ich würde aber nie nie sagen.
So eine Entwicklung, das möchte ich betonen, ist daher auch nie zwangsläufig. Vielleicht hat Daniel Küblböcks Kindheit (Skorpion-Pluto in 4, auf oberflächlich "nettem" Waage-Boden des IC), die er selbst als sehr, sehr schwierig beschreibt (mit Gewalt = Pluto in 4), tatsächlich zu seinem chronischen Blick auf die Welt beigetragen. Er meinte, seine Mutter wollte lieber ein Mädchen haben. Aber das wollen einige Mütter. Es kommt darauf an, auf welchen Boden solche Wünsche fallen und wie man später, erwachsener, mit den Folgen umgeht. Wie gesagt, Schuld kann man nur tragen. Man kann sie nicht verteilen. Schuld ist ein Phantom des Emotionalen, das Verantwortungen des Irdischen interpretiert. Dass es in jedem Leben immer Mitverantwortliche gibt, wenn Verwirrung gesehen, aber nicht heilsam thematisiert wird, steht dabei völlig außer Frage. Verantwortlich für ein Leben bleiben letztlich immer wir als Lebende selbst. So hart das ist. Das ist Saturn, der entscheiden muss und wird, den wir alle haben.
Hätte, könnte, sollte - das ist immer leicht gesagt - mit Blick auf jemanden, der zur prominenten Figur an der Peripherie unseres Lebens wird, der uns berührt, den wir nicht berühren. Man liebt höchstens das, was ein bekannter Mensch in einem bewegt. Nicht ihn. Vielleicht ahnt man in ihm etwas, was uns ähnelt, die Zerbrechlichkeit des Lebens. Als diese Menschen, die andere im Fernsehen anschauen wie einen Film, wissen wir von Daniel Küblböck, kennen ihn aber nicht. Auch nicht durch noch so gute Astrologie. Deshalb ist es auch so wichtig, die, die man wirklich um sich hat und kennt, in ihrer Not zu begleiten. Dann gibt es kein Hätte-Könnte-Sollte. Dann hat man wenigstens sein Mögliches getan. Und es bleibt immer die Freiheit des anderen, uns nicht zu beteiligen. Die muss man (leider) jedem lassen.
Bei Neptun am Werk sucht man oft Tröstungen. Narkosen. Auch stoffliche, wenn man seine zeitweilige Leere nicht erträgt. Das ist eine wirkliche Gefahr. Aber so oder so ist bei Neptunischem, daran glaube ich fest, auch immer ein Prozess im Gang, der zur Auflösung von Zyklen und einem Neuanfang führt, zu Verschmelzung mit dem Zeitlosen. Eigentlich sinnvoll und in sich logisch, nur auf eine ganz andere Weise, als wir uns das irdisch so ausdenken. Auch wenn wir die Ergebnisse selten gut verstehen, weil niemand möchte, dass die Welt der Dinge endlich ist, erst recht nicht unter solchen Umständen. Astrologie zeigt: Es gibt immer einen anderen Ausdruck. Aber manchmal erreicht man Menschen auch als Helfende damit nicht mehr.
Ab und zu gibt es im Leben für jemanden für diesen einen Moment nicht die Lösung, die er in seinem Wesen nehmen kann oder will. Wenn Chiron am MC steht und die Wunden oder Verletzungen das Horoskop vereinnahmen, wird Weitermachen eine Weile schwer. Plötzlich kann dann mit Uranus-Opposition auch ein Kurzschluss erfolgen (oder ein anderes, plötzliches Ereignis). Das ist furchtbar und hat mit irdisch konstruktiver Auflösung natürlich gar nichts zu tun. Aber es ist ein Risiko, zumal bei Mars-Pluto im Hin- und Herlaufen rund um die Eklipse im August. Das können Impuls-Durchbrüche sein, die man in der Zeit darauf erlebt oder erleidet. Daniel Küblböck hatte Lebensumstände, die auch für andere verwirrend waren. Wenn um die Sonnen-Finsternis auch Uranus fast exakt oppositionär zu Daniels Pluto steht, kann das zehren. Vielleicht zu viel Belastung, zu viel Erinnerung oder wirre Handlungen, Unvorsichtigkeiten. Ausgelöst durch Mars. Auf jeden Fall eine große Verwirrung. So kann vieles wie in einem Mosaik passiert sein, auch wenn es denn ein Sprung gewesen sein sollte. Aber: Bis jetzt ist einfach offiziell nicht mal klar, ob oder wie Daniel Küblböck gestorben ist. Möglicher Tod ist aus einem Horoskop niemals zwingend ersichtlich. Und es geht mir bei der Astrologie auch eher um Unterstützung und Verstehen für die Menschen, so lange sie leben. Nicht darum, dass ein Mythos den anderen ablöst.
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