Mars-Pluto: Der Amoklauf des Affen
Wieder eine der eskalierenden Verstrickungen des Skorpionischen und seiner Traumata: In der Geschichte von Charla, Sandy, Travis und Mars-Pluto geht es um zwei Frauen, einen riesigen Menschen-Affen, der wie ein adoptiertes Baby aufgezogen wurde und dem sein Rang und vieles mehr dann zu Kopf stiegen. Aber eben auch um diese sehr schwierige Gottes-Konjunktion, die bei diesem Schimpansen zur Geburt genau zwischen Scorpio und Schütze sitzt. Zwischen seelischer Erschütterung und der Überzeugung der Übergröße also, die am Ende dazu führt, dass er einer Frau buchstäblich das Gesicht raubt. Dabei verbindet Travis mit ihr sogar umgekehrt doppelt Venus-Sonne-Konjunktion, beim Menschen ein Klassiker als Liebes-Aspekt.
Würde man Tier-Horoskope, insbesondere bei den übertriebenoder sogar unzulässig domestizierten Haus-Genossen (die es ja insbesondere in Amerika gibt), ernster nehmen, wäre schon viel geholfen. Besonders auch die unglücklichen Transite, wie sie hier ein unausgeglichenes System dreier Wesen 2009 packte und zerschlug, sind der Aufmerksamkeit wert. Dann wären solche fast tödlichen Angriffe vermutlich besser vermeidbar: Charla Nash, eine Skorpionin mit einem traum-bereiten Waage-Venus-Neptun, ist die erste Frau in den USA, bei der 2011 ein Gesicht und Hände zugleich transplantiert werden muss. Körperteile, sie 2009 durch eine völlig unerwartete Attacke ihres "Freundes" Travis verlor. Der Affe hat umgekehrt Waage-Sonne auf ihrem Illusions-Aspekt und bei der Geburt schon ein kompliziertes, unruhiges und sprunghaftes Quadrat von Uranus und Neptun zu dieser Sonne. Bei Menschen kann das sehr kreativ wirken, wenn auch anstrengend für Träger und Umfeld. Bei Tieren wird es manchmal brisant, wenn agitiert durch andere oder zeitliche Überläufe. Charla Nashs rückläufiger Merkur steht zudem im Skorpion an Travis' Mars-Pluto, in dem die ganze Traurigkeit, das Trauma, die Gefährlichkeit und Gefährdung des Skorpionischen sichtbar wird und sich leider auch Bahn bricht. In einem astrologisch gut sichtbaren Amoklauf.
Das Problem entsteht nicht erst, als der pubertierende Travis (inzwischen 91 Kilo schwer) sich bei Mond auf und Sonne im Quadrat zu dieser Konstellation aus dem Nichts auf die beste Freundin seiner Halterin stürzt. Das ist Sandy Herold, die Charla gut kennt, und sie darum eines Tages zur Hilfe ruft, als sie mit einem Autonomie-Anfall des Sonne-Uranus-Affen nicht mehr fertig wird. Wobei seine "Mutter" (so empfindet sie sich) auch den Sonne-Uranus (nur in Konjunktion) hat und sich vielleicht auch darum die unterschwellige Bedrohung durch das große Tier ins Haus holt, da sie selbst im Stier nicht wirklich frei sein kann. In genau den genannten hinteren Skorpion-Besetzungen ihrer Freundin und des Schimpansen nun hat sie den oft so schicksalsträchtigen Nordknoten stehen und den Wassermann-Jupiter im Quadrat dazu. Sie sitzt mit im Boot des kommenden, schlimmen Ereignisses. Genau genommen haben sie und ihr verstorbener Mann, der mit dem Affen jeden Abend ein Glas Wein trank und den Travis sehr vermisst, die Katastrophe herangezüchtet. Sandys Kind ist viel früher bei einem Unfall gestorben und das Paar (guter Mittelstand, Besitzer eines 'adoptiert' drei Tage nach dessen Geburt den Schimpansen, bei einem Pluto-Stand von 0° Schütze, wo die Kolonialisierung des "Wilden" zur Vision wird. Ab da lebt Travis wie ein Menschen-Baby.
Der Schimpanse Travis (Radix mit Mittags-Ständen rechts innen) bleibt ein Affe, aber wird behandelt wie ein überaus geliebtes Kind. Das tut seiner Mars-Pluto-Konjunktion wohl nicht gut, oder anders, es forciert sie sogar. Denn sein Selbst-Konzept verwandelt sich und er verlernt in gewisser Weise, ein Tier zu sein. Offenbar ist er im Haus Herold mächtig, in Sachen Durchsetzung ein typischer Plutonier, der jede fremde Offensive als ersten Schritt in die Ohnmacht empfindet. Der Schimpanse isst nun Menschen-Essen, trinkt Menschen-Getränke, trägt oft Menschen-Kleider, gießt Blumen, spielt am PC, versucht, Auto zu fahren (was seine "Eltern" stark ergötzt), füttert die Haustiere, schläft mit im Bett (und wenn nicht, dann davor).
Dabei hat er auch einen ererbten Freiheits- und Mutations-Drang, wie das bei Sonne-Uranus (im Quadrat bloß verdeckt) üblich ist. Keiner ahnt, dass Travis' wirkliche Affeneltern inzwischen auch ausgebüchst sind aus der Schutzzone, wo er geboren ist und auf ihrem Ausflug aggressiv wurden. Bei Travis hält sich die Wut in Grenzen, solange er alles bekommt, was er sich in den Kopf setzt (Skorpion oder Pluto = das Konzept). Und solange ihn sein Familien-Verband nicht im Stich lässt. Travis hütet die Enkelkids der weiteren Family, wird bei der Feuerwehr wie ein gut gedrilltes Kind präsentiert, spielt in Werbe-Clips mit. Er ist ein Tier-Star. Ein echter Venusier, dem das Publikum huldigt. Über seine Marotten lacht man. Waage-Sonne wird hier zunächst durchaus sehr angenehm sichtbar, wie auch häufig beim Menschen. Und dann kommt das Testosteron, das Heranwachsen, das Unglück.
"Ich bin hohl jetzt. Er schlief bei mir, jede Nacht. Bevor Sie mit einem Schimpansen gebadet und mit einem Schimpansen gegessen haben, kennen Sie einen Schimpansen nicht." ("Mama" Sandy Herold nach dem Angriff).
Die Spleens des Neptun-Uranus im Quadrat zu Travis' Sonne, kleine Ausraster, kleine Seitenschritte und die große Autonomie, die schreibt man vor der Tragödie der anderen Gattung, dem Tier, zu. Die sind doch so. Ungefährlich. Dabei liegt das Grenzüberschreitende, wie man astrologisch sieht, durchaus in Travis Wesen, mit Uranus und Neptun als generelle Lösungsmittel in Kontakt zur Sonne. Darauf wird Mars-Pluto aufbauen, wenn man ihn lässt. Aber es scheint alles gut, noch ist er folgsam, gut erzogen, sagt man (die Waage, und vermutlich Jungfrau-Mond). Bis Travis "Vater" 2004 plötzlich stirbt, der ihm Paroli bot, wenn der Mars-Pluto auf der Zeichengrenze doch einmal unangenehm auftauchte. Das Gottes-Ersatz-Prinzip in einem Wesen. Bei diesem schmerzlichen Tod stehen Sandy und Travis unter verändernden Transiten - Sandy hat den schwächenden Neptun-Sonne, Travis Neptun-Venus. Sehnsucht verfolgt sie ab da. Und Dad Jerome fehlt nun auch faktisch.
Er bekam alles doch immer in den Griff, selbst als der Schimpanse - wie eine Vorwarnung bei Uranus im Quadrat zu seinem Mars-Pluto - einmal eine Frau in die Hand biss, und auch kurz vorm Tod des "Vaters", als Travis im Auto wartete und jemand von draußen ihn ärgerte. Worauf der Affe sich vom Sicherheitsgurt befreite, ausstieg und den "Bösewicht" jagte. Und danach auch die alarmierte Polizei. Ab da brauchten die Herolds eine Sonder-Genehmigung, um ihn zu halten.
Nach Papas Tod war Travis fast untröstlich. Es wirkte Neptun in ihm und rundherum. Als ob das Tier auch menschlich trauerte. Er saß tagelang mit dem Foto seines Besitzers in Ecken herum. Er litt eindeutig. Man rät Sandy nun unbedingt ab, den nun schwierigen Teenager-Menschen-Affen weiter zu halten. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis etwas passiert. Langsam bewegt er sich auf 100 Kilo zu - er ist imposant, auch oft ein Mars-Pluto Merkmal. Aber als Stierfrau ist Sandy ihrerseits auch stur und macht das Gegenteil von dem, was sie als Misstrauen der Experten interpretiert. Travis ist ja ihre "Herde", das, was ihrem Sozial-Bedürfnis als Trost bleibt. Sie schläft und badet nun sogar mit ihm, behandelt ihn ab da nur noch wie einen echten Sohn, den letzten Gefährten. Dann erst kommt ihre beste Ausweich-Freundschaft ins Spiel: Charla Nash, die Plutonierin, die auch in Herolds Abschleppdienst arbeitet, und an die sich Sandy und Travis bald beide sehr eng binden. Alle drei haben sie zusammen starke astrologische Bezüge.
Besonders Charlas und Travis' umgekehrter Sonne-Venus-Aspekt sorgt für eine Art Liebe auf den ersten Blick, zumindest bei Travis. Wenn auch Charla vorsichtig ist und ihr Misstrauen nie ganz aufgibt. Die drei machen dennoch fortan fast alles zusammen, wie eine neue Familie. Damit beginnt die Uhr zu ticken. Denn die Verwicklungen der Horoskope schaffen auch ein stärkeres Feld für die Wirkung gemeinsamer Transite. Als der Katastrophen-Tag kommt, trifft er durch seine mundanen Konstellationen viele Menschen an ihrer nervösen Seite. Travis' Sonnenbogen-Radix am 16. Februar 2009 ist nicht einfach, da damit ja die schwierigen Konstellationen "weiter wandern". Nun steht da die Sonne auf 11° Skorpion und Uranus-Neptun auf 6/9° Wassermann. Pech, dass sich ausgerechnet eine befeuernde Mars-Jupiter-Knoten-Konjunktion aus dem Wassermann nun mitten auf diese SB-Stände setzt und sie aktiviert, während die Tages-Sonne ins Quadrat zu seinem Mars-Pluto geht. Und zu Charla Nashs rückläufigen Merkur, sowie zu Sandys berührendem Knoten-Pluto-Quadrat im Skorpion-Wassermann. Alle von Mond in Konjunktion noch mal aktiviert.
Travis ist daher auch den ganzen Tag extrem unruhig und gereizt, wie es auch Menschen wären, wenn diese Aspekte triggern. Da macht Sandy, ebenfalls angeschlagen, einen großen Fehler: Mit dem Wassermann-Skorpion einem Experiment nie abgeneigt, gibt sie dem Affen eine Xanax (Alprazolam), ein menschliches Beruhigungsmittel, das Ängste löst und das der Tierarzt ihr für Notfälle verschrieben hat. Was aber auch für seine paradoxen Reaktionen bekannt ist. Bei manchen Menschen führt es zu Erregungszuständen bis hin zu Aggressionen. Bei Affen offenbar auch.
Mother's Little Helper
Ganz faszinierend wird dieses Zusammenspiel, wenn man weiß, dass das Patent für Alprazolam (ein Mittel aus der Gruppe der Benzodiazepin = die damals immer gern verschriebenen "Mother's Little Helper") am 19.10.1976 gewährt wurde - damit fast den gleichen Sonnenstand wie Travis hat und dazu eine heftige Skorpion-Mars-Uranus-Konjunktion eng auf 7 Grad und eine Venus-Jupiter-Opposition auf den letzten Graden Skorpion-Stier. Sprich, dass es alle Stände dort hinten im System der drei berührt. Travis, Sandy und Charla. So etwas sieht man oft, wenn dominante Ereignisse passieren, dass bis hin zu Dingen wie Pillen sich die betroffenen Horoskope in den Ständen vernetzen. Hier hat all das eine durchschlagende Wirkung.
Eine Weile, bevor Mars-Jupiter im Wassermann vom DC direkt ausgelöst wird, tickt Travis regelrecht aus. Er schnappt sich nun die Autoschlüssel, schließt auch die Haustür selbst auf und verschwindet draußen. Sandy (mit den nervösen Quadraten akut) versucht ihn ins Haus zurück zu holen. Aber er lässt es nicht zu, streift herum. Sie telefoniert nach Charla. Um 15.40 h, als Mars-Jupiter-Knoten mit dem Hang, jede frei flottierende Wut nun zu überhöhen, gerade überlaufen wird vom DC und Sonne genau auf Spitze 8 steht, steigt die aus dem Auto, hält sich lockend eine von Travis' Lieblings-Puppen vor das Gesicht und ruft ihn. Er baut sich auf und geht sofort auf sie los. Mars-Pluto tickt völlig durch. Sein Sonne-Uranus-Neptun auch, denn das ambivalente Licht wird gerade vom IC "angezündet". Charla, die für ihn den Neptun-Anteil seines Sonne-Uranus-Neptun-Quadrats übernimmt, da sie ihn ihm auf seine Sonne direkt setzt, zieht ihn so ja nicht nur an, sondern verwirrt ihn auch. Das macht ihn immer etwas nervös, sie lässt für ihn den Uranus übrig. Sie hat eine neue Frisur, dazu diese Elmo-Puppe, das reicht. Sie soll weg. Denn Travis ist ein Affe, kein Mensch.
Das hat man zu lang vergessen. Er beisst sie, schlägt auf sie ein, verletzt Haut und Haare schwerstens, bricht ihr alle Knochen des Gesichts, versucht, die Augen zu entfernen, die Hände. Selbst als die absolut entsetzte "Mama" endlich begreift, was da vor sich geht, und mit einem Messer rücklings nach ihm sticht, lässt er Charla, seine "Freundin", die ihn erschreckt hat, nicht los. Als Feuerwehr und Polizei kommen, hat sie bereits kein Gesicht und keine Hände mehr. Aber sie lebt (vermutlich die Skorpion-Anlagen, die von rostigen Nägeln leben können, sagt man). Travis rennt zum Polizeiwagen und versucht, die Beamten anzugreifen, einer schießt mehrfach auf ihn und der Affe taumelt zurück ins Haus.
Unterwegs in sein Zimmer schnappt er sich sein Lieblingskissen und verendet dann vor seiner Tür, das Kissen noch im Arm. Charla Nash, die synastrisch auch noch Travis' Uranus (mit Neptun) eng am schmerzvollen, Leid erfüllten Chiron/Nordknoten hat (ein Hinweis auf diesen absoluten "Bruch" durch den Affen), während er ihr Sonne-Nordknoten auf Venus-Neptun setzt, wird nie wieder werden, wer sie war. Wie durch ein Wunder überlebt sie bis heute als einzige aus dem beteiligten System, blind, mit dem Gesicht einer Fremden. Sie spricht trotzdem davon, dass ein Engel sie gerettet haben müsse. Sandy Herold stirbt im Jahr darauf durch ein geplatztes Aneurysma, nachdem sie mit schweren Depressionen nicht wieder auf die Füße kam. Einige sagen, an gebrochenem Herzen, weil sie ihre beste Freundin und ihr "Kind" verlor. Nach der Katastrophe mit Travis, die weltweit Schlagzeilen macht, strengen Charlas Verwandte eine Millionenklage gegen Sandy an, die schließlich, nach deren Tod erst, durchgeht.
Aber nichts ersetzt Charlas Verluste. Nach der ersten Transplantation verliert sie ihre Hände bald wieder. Abstißung. Das Gesicht, das nicht ihres ist, bleibt aber. Bis jetzt, 2016, die Ärzte die für den Organismus ansonsten so schädlichen Medikamente gegen Abstoßung der Transplantate bei einem Experiment, an dem Charla selbst teilnehmen wollte, absetzen. Man glaubte, die Patientin benötigte sie nicht. Sofort setzen Reaktionen ein. Erneuter Rückschlag. Nun hofft Charla, die Skorpionin, darauf, dass sich der Prozess der Abstoßung doch noch einmal umkehren lässt. Schwer vorstellbar, wenn auch im Skorpionischen vieles möglich ist, was für andere nicht im Bereich des Möglichen liegt. Nur macht Uranus jetzt eine Grätsche in Charlas Opposition Chiron/Knoten-Uranus hinein, auf die der Affe Travis einst seinen Uranus setzte. Etwas kehrt wieder, löst sich ab. Aber Jupiter geht eben bald auch ins Sextil zu ihrer Sonne, was bedeutet, dass sie genauso gut noch einmal Glück haben kann. Abhängig wäre die Deutung besonders von den Häuser-Ständen der betroffenen Planeten. Und die kennt man leider nicht.
Die Gesetzgebung in Amerika, die nicht verhinderte, dass so große Primaten privat gehalten werden wie Travis, wurde jedenfalls teilweise nach dieser Katastrophe geändert, ist aber immer noch uneinheitlich. Ein teils blinder Spiegel also weiter für jene Menschen, die ihre Probleme auf Tiere verlagern, weil sie mit anderen Menschen einsam oder unerfüllt oder schlicht zu herausgefordert sind.
Bilder: Pixabay + Wikimedia Commons (Fair Use)
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