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Scholl-Latour: Der grosse Reisende

"Ich sag' immer zu meiner Frau, Leben ist tödlich!"

Peter Scholl-Latour (1924-2014). 

Ihm ist sehr früh beigebracht worden, dass der Tod ein Bestandteil des Daseins ist, erzählt er. Geträumt hätte er trotzdem höchstens von verlorenen Brieftaschen, nie vom Verlust des Lebens. Wo immer ihn seine Fische-Sonne in Rezeption zu Neptun, mit Uranus-Konjunktion und Quadrat zum Jupiter auch hinwehte. Meist in die gefährlichsten Ecken des Planeten. Trotzdem ist Peter Scholl-Latour, einer der neugierigsten Journalisten der letzten Jahrzehnte, 90 Jahre alt geworden. Unter einem Transit von Neptun auf Merkur tritt der Abenteurer unter den Publizisten jetzt den weitesten Weg an.

Der letzte der ganz großen unbequemen, vernetzenden Denker im TV ist doch gestorben. Im Frühjahr noch glasklar, voller Elan beim Kommentieren der politischen Winkelzüge, einer, der Verstecktes aus der Verdrängung holte. Diese Art Fisch. Seit heute unterwegs auf der unbekanntesten Reise, die der nervöseste Reisende des Fernsehens je machte. Es waren sehr viele. Immer, dahin, wo es gefährlich war. Um denen, die lieber sicher zuhause bleiben, sehr persönlich davon zu erzählen. Nuschelig, manchmal ziemlich schwer verständlich, in der verwaschenen Art, wie das nur dieser Fische-Merkur konnte, der im Radix auf Uranus zulief. Was das Denken ganz weit und offen und vernetztend und ungemein unruhig und gleichzeitig so flüchtig und verträumt machen kann. Windschnittig war der ungewöhnliche Nahost-Experte deshalb auch nie. Speziell, weil er die üblichen westlichen Klischees einfach nicht so reproduzieren wollte, wie sie in den Medien zunehmend glatt durchrutschten. Vor allem mit den Amerikanern ging er gar nicht seidig um und überraschte oft auch die, die ihn abwerteten, mit seinen treffenden politischen Prognosen.

Ob es ihn geschmerzt hat, dass man dann gerade ihm vorwarf, alte Klischees zu betonieren, weiß man nicht. Nur, dass er sich als Jupiter-Neptun-Mensch lieber überall selbst ein Bild davon machen wollte, was in der großen, weiten Welt wirklich vorging. Ob im Irak, Indochina oder Frankreich. Reisen, reisen, reisen. Fische lassen sich nicht wirklich festlegen, welche anderen Betonungen sie auch haben mögen, und der Schütze-Jupiter geht lieber weiter als weit. So passte es den einen Gegnern nicht, dass er zu konservativ war und anderen, wie respektlos er mit politischen Schubladen umging. Eins ist bei Sonne-Jupiter jedenfalls immer sicher: Man fällt auf, so oder so. 

Noch mit 90 Jahren, kurz vor seinem Tod, arbeitete Scholl-Latour immer schneller, um ein letztes der zahllosen Bücher fertigzustellen. Auch das Schreiben von noch längeren Langformen ist ja Sache des "großen Merkur", von Jupiter, dem Herrn des Schützen. Um die Ukraine ging es diesmal, und er hat es, wie man hörte, noch geschafft. Auch diesmal wieder regte er sich zu Recht über die "Desinformation im großen Stil" bei der Berichterstattung auf: "Wir leben in einem Zeitalter der medialen Massenverblödung!" (FOCUS). Sonne-Uranus wurde im Alter immer präziser und radikaler in der Verortung dessen, was seine Kollegen da fabrizierten. Er war unbequem, aber wie wahr! Was seine Sicht anging, nahm man ihn so ernst, dass sogar ein akademisches Kommando sich in einem Forschungs-Projekt daranmachte, seine Schriften wissenschaftlich auseinander zu nehmen. Ergebnis: Alles zu persönlich gefärbt. Aber wem passiert schon so viel Ehre, wenn er "Nur"-Journalist ist? Scholl-Latour war jedoch wegen seiner Jupiter-Betonung auch ein hoch gebildeter Erzähler, Sucher, ein Exot, der die anderen Exoten betrachtete. Auch wenn die Professoren, die sich seinen Büchern und Einschätzungen widmeten, vermutlich nie begriffen, dass es ihm eben nicht um das isolierte Detail ging, sondern um das empfundene, stets rückbezügliche Leben dahinter. Die Frage, welchen Sinn etwas macht.

Natürlich war sein Thema durch das Uranus-Jupiter-Quadrat in Bezug zur Sonne auch die Vermischung von Glaube und Politik. Ob Islam fern, ob Christentum nah - immer in Verbindung zu dem, was Menschen daraus machten. Das Spannungsfeld zwischen Programmatik und Heiligkeit. Über was kann jemand mit solchem Radix (rechts, Mittags-Stände) besser schreiben? Er wusste viel, sehr viel, der "König aller Unken", weil er an die Orte und mitten in die Zeiten hinein ging, in denen er lebte. Seine Prognosen über das Welt-Geschehen trugen trotzdem den Fische-Stempel der extrem feinen Nase für Zusammenhänge, die noch unsichtbar sind. Oft stimmten sie, wenn sich die Gegner auch fragten, wieso. Er studierte die Dinge, die er schrieb, lernte Arabisch, um direkter einzuordnen, was er "erfühlte".

Dieses Klima, von dem sich vielleicht nur ein Neptuniker ganz einhüllen lassen kann. Peter Scholl-Latours langes Leben bot selbst Stoff für einen Roman: Nach einer schwierigen Pubertät als als jüdischer "Mischling 1. Grades", ging er 1944 bei Neptun Quadrat Mars (Vertreibung oder Flucht), Uranus Quadrat Merkur und Saturn Quadrat Sonne zu Titos Partisanen-Armee. Von der Gestapo abgegriffen, wurde er im Gefängnis krank und meldete sich sofort danach wieder für die Franzosen nach Indochina. Zurückgekehrt, studierte er so viel, dass andere zusammenbrächen. Zwei Trigone in Peter Scholl-Latours Radix ließen letztlich fließen, was da fliessen wollte. Er wurde Pressesprecher in kleineren und größeren Behörden und ARD-Korrespondent, zwischen Afrika, Vietnam und Paris. 

Man las ihn, man hörte ihm zu. Ein famoseres Kompliment kann man einem Menschen mit so starkem Jupiter gar nicht machen. Obwohl er als "Besserwisser" von manchen schlicht abgelehnt wurde, wertschätzte man Scholl-Latours Verbindungen plötzlich, wenn man sie brauchte. Selbst Ayatollah Chomeini ließ ihn ganz nah an sich heran, weil viele seiner Interview-Partner spürten, dass da weit mehr als journalistisches Interesse war. Der Versuch zu verstehen. Er konnte selbst arabisch beten. Was wiederum Kritiker alarmierte. Aber der Fisch lässt sich nicht trockenlegen. Dafür ist er der Welt in seiner Anlage zu fremd, als dass ihn Fremdheit befremden würde. Den uranischen Zug ins Absurde in allem pflegte er gern, auch wenn er ihm Brüche brachte. Vielleicht war es auch seine Mond-Venus-Stütze (vermutlich im Stier), die ihn letztlich so stabilisierte, dass er Substanz schaffte, wo noch keine war. Mehr lässt sich über Peter Scholl-Latours differenzierte Anlage ohne Geburtszeit leider nicht sagen.

Nach seinem Abschied vom offiziellen Arbeitsleben reiste er weiter und schrieb und redete. Meist rund um die Krisenherde. Da, wo es am spannendsten war. Uranus auf Sonne liebt Schwebezustände, und falls nicht, gerät er trotzdem hinein. "Internet ist für ihn ein Fremdwort, vernetzt ist er auch so." Ein fast astrologisches Zitat aus der schönen ZDF-DOKU Auf Leben und Tod, die viel von dem Peter Scholl-Latour zeigt, den man hinter der ständigen Vertretung des Abenteuers im TV vermutet. Dem Analysator (Uranus gibt Sonne und Merkur Selbst-Distanz, die sonst in den Fischen gern in Wortlosigkeit zerfließt), Peter Scholl-l'Amour, dem Frauen-Freund, der sich im Nimbus des Rätselhaften sieht. Und immer wieder von dem sehr speziellen, auf alles so hungrigen Menschen, an dem das Dasein dennoch vorbei fließt wie ein endloser Strom. Aus dem er die eine oder andere Welle nahm, leuchten ließ und erklärte. So wie er es eben konnte. So wie er sie sah. Nuschelig oder nicht. Es war eine Freude, alles in allem. Wie er sich in Talk-Shows später auch köstlich über sich, die anderen und das Leben amüsierte.

Nachwachsende Journalisten-Generationen sind anders. Sein Biss im Urteil ist zu würdigen, egal, ob man ihn verstand. Vermutlich ärgert es Peter Scholl-Latour am meisten, dass er das Neue, das er da oben, in den fernen Weiten nun erlebt und erfühlt, frühestens für alle analysieren kann, wenn er wiederkommt. Hoffentlich bald!  

Bild (bearbeitet): Bernd Andres (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Donnerstag, 28. März 2024

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