Die Venusfalle (2) - hinter dem Spiegel
"Erleben wir etwas als angenehm, entsteht Anhaftung und Begehren, und beides bestimmt fortan unsere weiteren Handlungen. Erleben wir hingegen etwas als unangenehm, entsteht Zorn, Ungeduld usw., Gefühle die wiederum unser Verhalten beeinflussen und uns negativ handeln lassen, was später zu Schwierigkeiten führt. Obwohl also die eigenen Handlungen immer wieder leidvolle Situationen nach sich ziehen, erkennen wir dies nicht und meist ist uns nicht klar, welches Verhalten unterlassen werden sollte, um Probleme zu vermeiden. Genau dieses Nicht-Wissen, diese Unwissenheit, ist der Grund dafür, daß wir unser Handeln von den anderen leidbringenden Gefühlen wie Begierde, Zorn, Stolz und Neid bestimmen lassen, anderen Leid zufügen und selbst Schwierigkeiten erleben. Die Ursache unserer Probleme liegt also in den leidbringenden Gefühlen."
Es gibt Dinge im Leben, über die ich nicht mehr diskutieren kann. Die obige Aussage eines großartigen Menschen, der sein ganzes Leben lang in den Dienst anderer gestellt hat, gehört dazu. Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Mensch, der sich selbst und sein Leben offen und unvoreingenommen untersucht, zu dem selben Schluss kommen wird: Eine der Hauptursachen unserer Probleme liegt in den leidbringenden Gefühlen wie Begierde (oder vereinfacht auch Gier), Zorn, Stolz und Neid. Um nur die wichtigsten zu nennen.
Das größte Problem im Umgang damit ist aus meiner eigenen Erfahrung, die benannten Empfindungen überhaupt als solche zu erkennen. Begierde oder Gier kann sich hervorragend anfühlen, ein ungeheurer Antrieb sein, um Dinge zu erreichen. Stolz erhebt einen selbst über alles andere, macht einen scheinbar unangreifbar. Ärger ist eine sehr kraftvolle Energie-Quelle, die einem dabei zu helfen scheint, sich in schwierigen Zeiten durchzusetzen. Und Neid bzw. Konkurrenzdenken kennt wohl jeder Spitzensportler, mit seiner Hilfe motivieren wir uns im Kampf um Erfolge. Erst wenn sich die Begierde als zwanghafte Sucht nach etwas zeigt, wenn der Stolz sich als Hybris, Arroganz und Überheblichkeit äußert, wenn der Ärger zum zerstörerischen Hass wird und der Neid auf das was andere haben, uns innerlich zerfrisst, sind wir manchmal auch in der Lage, die „dunkle Seite dieser Mächte“ zu erkennen. Aber oft nicht einmal dann.
Das Anfangszitat bezieht sich auf die „Vier Edlen Wahrheiten“ des Buddhismus, eine grundlegende Analyse unseres Lebens. Vereinfacht ausgedrückt geht es dabei um die Fragen: Warum leiden wir? Was sind die Gründe dafür? Was kann helfen, dieses Leiden aufzulösen? Gefühle sind dabei nur ein Aspekt des Leidens, die Vergänglichkeit des Lebens ist ein wichtiger anderer. Nur können wir nicht verhindern, dass Leben wie wir es kennen, flüchtig und vergänglich ist. Das Leiden, das durch unsere negativen Emotionen und die daraus resultierenden Handlungen entsteht, können wir in großen Teilen zumindest mildern.
Was aber auch hier wichtig ist – das Entstehen dieser Gefühle, ihr Erscheinen in unserem Geist kann kurzfristig nicht verhindert werden. Es geht also nicht darum, diese zu unterdrücken, sich schuldig und schlecht zu fühlen, wenn Ärger, Neid oder Stolz als Empfindungen entstehen. Es geht darum, sie rechtzeitig als das zu erkennen was sie sind: destruktive Eigenschaften, die sich immer in der Konsequenz auch destruktiv ausdrücken und so zur Quelle für den eigenen und den Schmerz anderer werden.
Für einen angemessenen Umgang damit, bieten die Weltreligionen und viele andere, spirituelle Richtungen eine breite Palette von Hilfsmitteln an. Diese „Werkzeuge“ sind in aller Regel höchst wirkungsvoll und effektiv, wenn man sie entsprechend konsequent anwendet. Trotzdem bleibt eine Lücke. Denn diese Empfindungen erscheinen ja nicht fortwährend und andauernd auf unserer, inneren Leinwand. Es gibt lange Phasen im Leben der meisten Menschen, in denen sie entspannt und relativ zufrieden sind, und kaum damit zu tun haben.
Dann wiederum gibt es Zeiten, in denen sich das Auftreten von Ärger, Stolz, Gier und Neid massiv verdichtet. Bis hin zu Phasen, in denen man 24 Stunden fast ohne Unterbrechung unter ihrem Einfluss steht. Aber selbst da kann es sein, dass wir sie nicht erkennen. Sondern die Ursache für das, was uns quält, immer noch „außerhalb“ suchen. Im Verhalten anderer Menschen, in Situationen, die wir scheinbar nicht kontrollieren können. Und je weniger Zugriff wir darauf haben, desto stärker werden die "Reaktionen" in uns darauf. Das Bild der äußeren Feinde lässt uns kaum noch los, schon der Gedanke an sie löst eine Kettenreaktion von destruktiven Emotionen aus. Alle scheinbar begründet durch das Verhalten unserer „Feinde“.
Dazu ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit.
Da gibt es zum einen Russlands Präsident Wladimir Putin. Der 2014 über "Tricks und Kniffe einen Landstrich namens Krim annektiert" hat. Zwar gab es einen Volksentscheid, kaum Gewalt und Opfer, aber dieses Vorgehen wurde von anderen Staaten als höchst aggressiver Akt gewichtet. Diese wiederum reagierten auf Putin mit den aggressiven Mitteln, die sie für angemessen halten. Aggressiv bedeutet in diesem Fall, man greift bewusst und willentlich in Prozesse ein, um dem anderen zu schaden. In der Hoffnung, wenn der andere genug darunter „leidet“, werde er schon einlenken, also das tun, was man selbst für richtig hält. Sanktionen nennt sich das dann, Erpressung ist aber wohl das richtige Wort dafür.
Putin wiederum nahm für sein eigenes, aggressives Vorgehen als Begründung, dass die „Anderen“ ja zuvor seine Interessen bzw. die Interessen seines Landes übergangen hätten, und er selbst durch deren aggressives Vorgehen (z.B. die NATO-Ost Erweiterung), zu diesem Schritt gezwungen wurde. Die NATO wiederum argumentierte, dass sie zu diesen Schritten gezwungen war, da Russland immer wieder eine Bedrohung darstellte und man sich und andere nur davor schützen wollte.
Man kann das endlos weiter zurück verfolgen und genauso in die Zukunft projizieren. Beide Seiten behaupten, dass ihr eigenes, aggressives Vorgehen nur dem Verhalten der anderen Seite geschuldet ist. Im Grunde geschieht das, was wir alle auch von uns kennen. Das eigene aggressive Verhalten wird nicht als Ursache für die Spirale und die eigene leidvolle Erfahrung erkannt, somit werden auch niemals die Möglichkeiten einer nicht-aggressiven Reaktion in Erwägung gezogen.
Dabei sollte man eines nie vergessen – hinter Begriffen wie NATO und RUSSLAND stecken immer Menschen als Entscheidungsträger. Die genau denselben Prozessen unterworfen sind, wie wir alle. Wie wir damals schon ausführlich aufgezeigt haben, steckte (und steckt) der Mensch Putin gerade in einer hochenergetischen Krise. Aber auch andere Staatsoberhäupter wie Angela Merkel, Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan sind immer wieder mal von solchen Krisen betroffen. Dafür gibt es in der Astrologie Begriffe und symbolische Verknüpfungen, die die Art und Weise dieser inneren Herausforderungen beschreiben.
Wie man weiterhin überprüfen kann, konnten wir in den letzten fünf Jahren hier bei Loop! anhand dieser Symbole oft schon Monate vorher auf die Möglichkeit einer solcher Krise mitsamt ihren Auswirkungen hinweisen. Was aber nichts mit übernatürlichen Seherkräften zu tun hat, sondern einzig und allein mit einer Grundannahme: Menschen sind normalerweise nicht in der Lage, in bestimmten inneren Krisenzeiten mit den dann anbrandenden Emotionen angemessen umzugehen. Sie werden sie destruktiv ausdrücken und je nach Stellung und Möglichkeiten, damit auch für andere Menschen Krisen hervorrufen.
Das astrologische Modell zeigt also im Prinzip genau das auf – zu welchen Zeiten sich in unserem inneren Universum bestimmte Empfindungen, Gedanken und Vorstellungen stärker als sonst „ausbreiten“ können und werden. Und genau dadurch stellt dieses Modell eine hervorragende Ergänzung zu den Hilfsmitteln der Religionen, der spirituellen Richtungen, aber auch der psychologischen Ansätze zur Verfügung. Die es in dieser Form in keinem anderen System gibt.
Es zeigt zudem auch auf, mit welchen Bereichen wir durch unsere inneren Anlagen grundsätzlich stärker konfrontiert werden. Ob wir eher dem Prinzip des Ärgers verfallen, den Verlockungen der Gier erliegen, uns vom Neid auf die Errungenschaften anderer leiten lassen oder uns durch falschen Stolz so stark isolieren, dass wir mit der Welt nicht mehr in Kontakt kommen. Zusammen mit den Landkarten der aktuellen Auslösungen wie Transite bekommen wir ein komplexes und einzigartiges Handbuch zur Verfügung, mit dessen Hilfe wir schon lange vor dem Auftreten entsprechender, innerer „Stürme“ geeignete Schritte einleiten können, um uns angemessen darauf vorzubereiten.
Wenn man Astrologie so nutzen will…
Dummerweise kann man Astrologie aber auch benutzen, um die eigenen Begründungen, warum immer die Anderen schuld haben, wenn gerade wieder mal der blanke Hass in einem regiert, laufend zu bestätigen. Das kennen wir alle. Die bösen Jungs sind dann die Skorpione, der Pluto oder aber Mars, die guten der Jupiter, die Venus oder die einfühlsamen Krebse. Das kann man aber auch ganz schnell umkehren, je nachdem, welcher Schule man folgt und welche Begründungen man gerade sucht, um von der eigenen Verantwortlichkeit abzulenken.
Wieso oft kann also ein und dieselbe Sache Fluch und Segen zugleich sein.
Damit die Arbeit mit dem astrologischen Modell aber überhaupt zum Segen werden kann, muss man selbst die Voraussetzungen schaffen. Ein wichtiger Schritt dabei, ist die Überprüfung der eigenen Glaubenssätze, vor allem bezogen auf den Bereich, den man gerne vorschnell als gültige Wirklichkeit bezeichnet. Als objektive Wahrheit.
Normalerweise haben die meisten Menschen ein sehr eindeutiges Bild davon, wie sie selbst und die Welt existieren. Man selbst, als Individuum, existiert innerhalb der Welt und ihrer Erscheinungen, die Welt selbst und alle anderen aber zumeist außerhalb von einem. Das klingt im ersten Moment überzeugend, entspricht scheinbar der Erfahrung, die wir alle machen. Auf dieser Grundlage entwickelten sich auch die modernen Naturwissenschaften – dort draußen (außerhalb des Forschers) existiert also eine objektive und neutrale Welt, die ebenso objektiv und neutral beobachtet werden kann. Diese Beobachtungen führten dann zu immer mehr Schlussfolgerungen und Assoziationen, aus denen wiederum unser heutiges Weltbild entstand, Einsteins Relativitätstheorie inklusive.
Irgendwann bemerkte dann ein besonders kluger Mensch namens Werner Heisenberg, dass die Ergebnisse all dieser Beobachtungen, zumindest auf subatomarer Ebene, im Prinzip immer auch durch den Beobachter selbst beeinflusst werden.
„Die Dinge in der Quantenwelt sind unscharf, sind eigentlich keine Dinge, sondern nur Aufenthalts-Wahrscheinlichkeiten. Und erst wenn wir die Brille unserer Vorstellungen wieder aufsetzen, dann werden „die Dinge“ scharf…“
(Harald Lesch in „Welche Bedeutung hat die Unschärferelation?“ Alpha Centauri – Link zum Video)
Noch heute gibt es keine Syn-These, die die Gesetzmäßigkeiten der Quantenwelt mit den Gesetzmäßigkeiten der „normalen“ Physik in Übereinstimmung bringt. Solange dies nicht der Fall ist, bleibt aber eine Frage offen:
Wenn es uns nicht möglich ist, den Urgrund unserer Wirklichkeit scharf und deutlich wahrzunehmen, sondern erst durch die Brille unserer Vorstellungen aus diesem „schwingenden Etwas“ konkrete Realität wird, wo anders kann dann die konkrete Welt, in der wir leben entstehen, außer in uns selbst? Was im ersten Moment wie ein Paradoxon klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als einfaches und nachvollziehbares Prinzip. Sobald wir anfangen, die Welt mit unseren Sinnen wahrzunehmen, ob das nun sehen, hören, riechen, schmecken oder tasten ist, beziehen wir uns letztendlich auf etwas, das nicht so klar und deutlich ist, wie es uns erscheint.
Hinzu kommt, dass unsere Wahrnehmung höchst selektiv ist. In jeder Situation werden aus der Vielzahl von Erscheinungen und bewegten Prozessen, nur diejenigen ausgewählt und weiterverarbeitet, die als wichtig und bedeutungsvoll erkannt werden. Nur diese durchlaufen anschließend den Prozess der „Verschärfung“ und erscheinen am Ende als bewusst und deutlich wahrnehmbares Ergebnis.
Alleine diese beiden Grundlagen lassen nur einen Schluss zu – das was wir als Welt bezeichnen und erleben, entsteht in uns als Bild und Vorstellung. Und wir, unsere Eigenheiten, Wünsche, Ängste und Bedürfnisse, sind der Filter, der letztendlich entscheidet, in welcher Art und Weise diese Welt für uns existiert.
Damit ist keineswegs gesagt, dass es die Welt an sich nicht gibt. Und auch nicht – dass sie unmöglich so existieren kann, wie wir sie wahrnehmen. Es bleibt lediglich ein Zweifel darüber, ob dieses Bild immer und unter allen Umständen objektiv und in diesem Sinne „richtig“ ist. Oder ob unter bestimmten Umständen davon ausgegangen werden kann, dass wichtige Informationen durch unser selektives Wahrnehmungsgitter gefiltert werden und so am Ende nur ein unvollständiger Eindruck entsteht. Der durchaus auch ein „falsches“ Bild von Welt und Anderen erzeugen kann.
Diese Umstände werden im Bereich der Quantenphysik als hochenenergetische Lichtfrequenzen bezeichnet, das heißt: wenn wir einen bestimmten Lebensbereich fokussieren, dann steigt natürlicherweise die Energiefrequenz dessen, womit wir diesen Bereich beobachten. Mit dem Steigen der Frequenz (etwas wird sinngemäß also schneller), steigt auch die Beeinflussung dessen was beobachtet wird, durch den Beobachter selbst. Im weitesten Sinne sprechen wir hier also von einer Spannungserhöhung.
Überträgt man das jetzt auf menschliche Erfahrungen, dann entsteht ein relativ klares und eindeutiges Bild, wann und unter welchen Umständen die Gefahr einer falschen Einschätzung der „Wirklichkeit“ am größten ist. Immer dann wenn unser Spannungspotential erhöht ist. Und jeder, der schon einmal halbwegs bewusst erlebt hat, unter welcher Spannung man selbst steht, wenn man sich ärgert, wenn man ängstlich ist, wenn man etwas ganz besonders will oder auch ablehnt, kann hoffentlich daraus ableiten, dass der Einfluss dieser Empfindungen immer auch die Gefahr in sich birgt, das „was ist“ mit dem zu verwechseln „wie es einem erscheint“.
Kurz und gut: die Begründung, die wir meistens für das Auftreten bestimmter negativer Gefühle in uns haben, fußen allesamt auf einer Wahrnehmung, die man bestenfalls als selektiv, schlimmstenfalls als verzerrt bezeichnen kann. Sich auf solch unsicherer Basis für bestimmte Verhaltensweisen zu entscheiden, von denen man glaubt, dass sie das Problem des negativen Erlebens ändern könnten, ist äußerst risikobehaftet. Und führt fast immer zu einer Verschlimmerung des eigenen Zustands und Erlebens, aber auch zu negativen Erfahrungen bei anderen. Zumindest wenn man es mittel- und langfristig betrachtet.
Folgt man dieser Überlegung konsequent, dann müsste man händeringend nach einer Möglichkeit oder Methode suchen, mit deren Hilfe man dieses Risiko der Fehleinschätzung zumindest minimieren könnte. Etwas, das aufzeigt, wann die Gefahr dafür größer ist als zu anderen Zeiten.
Denn – es bleibt ja das Problem, dass beim und während des Auftretens negativer und destruktiver Empfindungen, die eigene Selbsteinschätzung deutlich getrübt ist. Wir also meistens gar nicht erkennen können, dass wir gerade unter dem Einfluss einer solchen Emotion stehen.
Genau hier setzt diese Art der inneren astrologischen Arbeit an. Aber vor einer praktischen Anwendung steht wiederum eine grundsätzliche Frage, die eine klare und eindeutige Antwort braucht.
Betrachtet man das astrologische Modell nur als ein philosophisches Konzept, oder als ein äußerst funktionales Abbild der Prozesse, die in einem selbst vorgehen? Im zweiten Fall muss es dann zwingend eine Möglichkeit geben, die Gültigkeit des Systems zu überprüfen. Zumindest anhand eigener Beobachtungen. Gibt es diese Möglichkeit und steht eine solche Überprüfung jedem ernsthaft Interessierten offen?
Ja…
Allerdings erfordert das die Bereitschaft, Zeit und Energie zu investieren, mit dem Lesen diverser astrologischer Kochbücher ist es nicht getan. Vorsichtig geschätzt, würde ich mindestens ein halbes Jahr Beobachtungszeit voraussetzen, bevor so etwas wie ein Grundvertrauen in die Anwendbarkeit des astrologischen Systems einsetzt. Dieses Vertrauen hat dann aber wenig bis nichts mit reinem Glauben zu tun, sondern basiert auf eigener, wiederholter Erfahrung und Selbstbeobachtung.
Man wird im Laufe dieses Prozesses überrascht feststellen, wie stimmig viele der Grundaussagen der klassischen Astrologie in Bezug auf das Auftreten bestimmter Erfahrungen und Verhaltensweisen ist. Aber man wird auch Bereiche entdecken, die sich ganz anders und neu zeigen, als in allgemeinen Beschreibungen.
Und man wird vor allem eines entdecken – bestimmte Auslösungen wie Transite über die eigenen Radixfaktoren funktionieren wie ein Uhrwerk. Das was in uns als Anlage vorhanden ist, wird unter bestimmten Transiten immer wieder äußerst lebendig, im positiven wie im negativen. Und es ist häufig tatsächlich so, dass die alten „Übeltäter“ auch gerne negative und destruktive Empfindungen und Vorstellungen unterstützen, während andere Planeten eher ausgleichend und entspannend wirken. Aber auch hier gilt – Ausnahmen bestätigen die Regel und im Einzelfall wird die Regel auch zu einer Ausnahme.
Die gute Nachricht bleibt – es ist möglich, mittels des astrologischen Systems Phasen und Zeitpunkte im Leben schon vorab zu kennzeichnen, in denen das Auftreten von unscharfer Wahrnehmung auf dem Boden heftiger, destruktiver Empfindungen höchst wahrscheinlich ist. Damit ergibt sich gleichzeitig die Möglichkeit, sich auf diese Momente vorzubereiten, ähnlich wie ein Sportler für einen wichtigen Wettkampf trainiert. Manche dieser Phasen sind nur sehr kurz, dauern vielleicht nur ein paar Minuten. Andere ziehen sich über Wochen und Monate. Je nachdem muss dann auch die Vorbereitung darauf eine andere Zielsetzung haben.
Aber wie es im Fußball so schön heißt – wichtig ist auf dem Platz. Dann, wenn die energetische Suppe in einem hochkocht und alle guten Vorsätze wieder einmal vergessen sind. Der Platz kann in diesem Fall jede erdenkliche Lebenssituation sein, sofern eine Voraussetzung erfüllt ist: es muss ein Gegenüber geben, real oder auch nur vorgestellt. Und im Laufe der Ereignisse muss unser Gegenüber zum Gegner werden, zum aktuellen Feindbild. Am besten noch zum Inbegriff des Bösen schlechthin, und der oder die andere sollten einem tatsächlich wie ein Monster erscheinen.
Nein, das ist kein Scherz und widerspricht allem Gesagten überhaupt nicht. Denn entgegen mancher Wellness-Philosophien, die einem raten, sich von all diesen Situationen fernzuhalten, gilt in diesem Prozess etwas völlig anderes:
Jeder sehnt sich nach Glück und ist ständig damit beschäftigt, alles Unangenehme von sich fernzuhalten – nur gelingt das nicht. Um unseren jetzigen Zustand zu überwinden und wahres Glück zu verwirklichen, ist es nötig sich von den leidbringenden Gefühlen zu befreien – und dies gelingt einem sicher nicht, in dem man einfach alle Situationen, die solche Gefühle hervorrufen, vermeidet. Mit solch einer Methode werden wir sie nicht in den Griff bekommen.
Wir müssen vielmehr lernen die leidbringenden Gefühle mit positiven zu vertauschen – ebenso wie wir schwarze Perlen durch weiße ersetzen können, können wir Zorn durch Liebe und Mitgefühl und Unwissenheit durch klare Einsicht ersetzen.
Es geht also niemals darum, sich bei bestimmten Auslösungen ängstlich im Bett zu verkriechen, damit man erst gar nicht in Situationen kommt, die negative Emotionen hervorrufen könnten. Genau genommen sollte man alles tun, um in solchen Momenten in diese Situation zu kommen. Denn - wann wenn nicht dann - ergibt sich überhaupt die Möglichkeit „schwarze Perlen durch weiße“ zu ersetzen? Ich bin auch immer wieder überzeugt davon, daß ich beim nächsten Streit mit meinem Nachbarn, meinem Bekannten oder meiner Freundin alles anders machen werde. Beherrscht bleibe, freundlich und ausgewogen. Sobald mir diese aber unter bestimmten Voraussetzungen begegnen, mache ich seit Jahren immer wieder dieselbe Erfahrung:
Wichtig ist auf dem Platz, Trockenübungen zuhause sind zwar ein guter Anfang, wirkliche Meisterschaft erlangt man aber nur durch Endspiele. Und vor solch einer Meisterschaft stehen unzählig viele, zweite Plätze. Um es freundlich zu formulieren...
Der Glaube, dass ein wenig theoretisches Knowhow aus Astrologie, Psychologie und Schamanismus diese uralten archaischen und täuschenden Muster in uns auflösen oder gar verändern könnten, ist zwar weit verbreitet und auch verständlich, aber in der gelebten Wirklichkeit zeigt sich immer wieder das Gegenteil. Scheitern wird auf diesem Weg zu einer wichtigen Größe und das Eingestehen dieses Scheiterns führt automatisch zu einer ersten Veränderung. Das überflüssige Leiden, geboren aus der hemmungslosen Hingabe an die falschen inneren Ratgeber von Ärger, Stolz, Gier und Neid, wird ersetzt durch das notwendige Leiden des Scheiterns an der eigenen Unzulänglichkeit.
Das schafft, sofern man sich das auch verzeihen kann, zum Einen Demut (als Gegenmittel gegen Stolz), Mitgefühl zumindest mit einem selbst (als Gegenmittel gegen Ärger), Geduld und Anerkennung auch kleinster Fortschritte (als notwendige Charakterentwicklung und Gegenmittel gegen Gier) und schlussendlich auch größeres Verständnis für das Scheitern und das damit verbundene Fehlverhalten bei unseren Mitmenschen (als Gegenmittel gegen Neid und Konkurrenzdenken). Hat man sich also einmal für diesen Weg entschieden, wird selbst das unvermeidbare Scheitern schon automatisch zu etwas Hilfreichem. Besonders geeignet für diesen Prozess sind selbstverständlich langjährige Liebesbeziehungen. Und hier natürlich diejenigen, die nicht funktionieren, wo sich zwei Partner gefunden haben mit unterschiedlichen Ansprüchen, aber sehr klaren Vorstellungen wie diese erfüllt werden müssten (vom anderen versteht sich). Dazu sollten beide noch ein leicht erhitzbares Temperament haben, gleichzeitig aber hochsensibel und verletzbar sein. Als Sahnehäubchen oben drauf wäre auch eine gewisse Rachsucht bzw. nachtragender Dauergroll von Vorteil.
Denn damit sind alle Voraussetzungen bestens erfüllt, um sich bei jeder Gelegenheit schnellstens in den tiefsten Höllenwelten von Ärger, Stolz, Gier und Neid wieder zu finden. Die eigenen Dämonen werden applaudierend im Kreis um die beiden Kontrahenten tanzen, und man wird in Minutenschnelle mehr negatives Karma (also destruktive Eindrücke) anhäufen, als andere in einem halben Leben. Das klingt nicht gut und fühlt sich auch nicht so an, der Leidensdruck ist erheblich.
Und jedem Menschen, der sich diesem skorpionischen Umwandlungsprozess der eigenen Negativität nicht wirklich und aufrichtig stellen will, sei dringend empfohlen, sich beim ersten Anzeichen, dass es sich hier um eine „tantrische Transformationsbeziehung“ handelt, vom Acker zu machen. Denn hier gibt es nur ein Entweder-Oder. Entweder geht man gemeinsam durch diesen Prozess bis zum Ende, oder aber aus den vormals Liebenden werden die schlimmsten Feinde werden, die man sich nur vorstellen kann. Es braucht also auch zwei Menschen, die belastbar sind und vertrauenswürdig, die sich nicht ausgerechnet dann verabschieden, wenn der andere gerade eine äußerst schlechte Figur abgibt und man selbst mit hocherhobenen Kopf vom Kampfplatz trotten könnte.
Solche Menschen sind an und für sich selten, dass zwei davon zusammen finden und diesen Weg gemeinsam über eine lange Zeit gehen, geschieht so selten wie die Große Konjunktion von Saturn und Jupiter an einem Sonntag. Allerdings wird man in kürzester Zeit in dieser Beziehung mehr über sich und die eigene Wirklichkeit im Sinne des hier dargestellten erfahren, als in zwanzig Leben voller Harmonie und Zufriedenheit. Zudem braucht es in der Welt dieser beiden keine äußeren Kriege mehr, selbst ein Putin oder Trump erscheint einem da wie der nette Herr von nebenan, der zwar seine Macken hat, aber eigentlich ein ganz patenter Kerl ist.
Unabhängig ob man diesen Prozess nun innerhalb einer Liebesbeziehung durchläuft, oder sich auf andere Weise mit der eigenen Wirklichkeit auseinandersetzt, am Ende wird tatsächlich alles gut.
Denn nach dem skorpionischen STIRB – dem Tod aller Feindbilder und verhärteten Fronten, kommt das WERDE von Jupiter-Schütze. Die große Befreiung.
Ohne die vorherige Transformation zeigt sich der Jupiter-Archetyp tatsächlich häufig als eine aufgeblähte Ansammlung von Nichtigkeiten. Es ist ja nur ein Prinzip, das alles und jeden erweitern kann. Wenn aus den schwarzen Perlen aber lauter weiße geworden sind, dann wird das eigene Erleben plötzlich unbegrenzt. Diese Art der Freiheit und inneren Weite, ist das Ergebnis harter Arbeit. Zwar können auch weiterhin alle möglichen, negativen Emotionen entstehen, aber es werden daraus keine destruktiven Absichten oder Handlungen mehr entstehen, solange eine gewisse Grundaufmerksamkeit aufrecht erhalten bleibt.
Man stelle sich das nur einmal kurz vor – ein Leben ohne Angst, ohne Wut und Hass. Ohne Neid auf die Errungenschaften und Verdienste anderer, ohne überheblichen Stolz, sondern mit dem Empfinden eines umfassenden Selbstwerts, den man auch allen anderen Wesen zugesteht. Ein Leben, ohne den beständigen Stress, Fata Morganas hinterher zu jagen, die man unbedingt ergreifen muss, damit ein einziger glücklicher Moment entsteht. Sondern mit dem Empfinden einer heiteren Gelassenheit, einer Grundfreude, für die es keinen besonderen Anlass braucht.
Und auch keine Angst mehr vor den eigenen Emotionen, man darf unbegrenzt eintauchen in jede Art von Empfindung, jedes Gefühl wird willkommen geheißen. Wer einmal solche Menschen erlebt hat, die diesen Prozess durchlaufen haben, wird von deren Ausstrahlung, ihrer Güte und ihrer Weisheit immer begleitet sein. Selbst wenn sie, nach unserem Verständnis, nicht mehr von dieser Welt sind, begleiten einen die Erinnerungen an sie und die damit verbundenen Eindrücke unauslöschbar weiter.
Dieses Vorbild ist so stark, dass man eines Tages auch selbst jemand werden möchte, der anderen durch sein Sein und Tun zur Quelle von berechtigter Hoffnung auf ein Leben wird, in dem Glück und Freude die dauerhafte Grundlage jeder Erfahrung ist.
Und der einzige Wunsch der dann noch bleibt, ist dieses Glück und diese Freude, mit anderen zu teilen.
Nachtrag: Der Autor dieser Zeilen steckt noch mitten im Prozess der Umwandlung. Weder hat er es geschafft, seine Feindbilder dauerhaft zu transformieren, noch lebt er dauerhaft in heiterer Gelassenheit. Und ohne Menschen wie Kyabje Tenga Rinpoche hätte er wohl nicht mal eine Idee davon bekommen, dass es eine Befreiung von den eigenen, falschen Welt-Bildern gibt. Das hier ist also auch eine Würdigung der Menschen, die mich auf diesem Weg begleitet haben. Aber auch als Ermutigung für alle gedacht, die sich den Herausforderungen dieser Wandlung immer wieder stellen. Gebt nicht auf, gerade hier und heute, ist jeder Schritt auf eurem persönlichen Weg in diese Richtung ein wichtiger Beitrag, damit die Welt, unsere gemeinsame, im Gleichgewicht bleibt.
Hier gehts zum ersten Teil - Die Venusfalle - der Feind im Spiegel )
Bilder: Ed Schipul from Houston, TX, US (running with the seagulls) [CC-BY-SA-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], HappyBaby, Weird Beard (Happy) [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], Laughing Kid, http://www.flickr.com/photos/vatobob/ [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], Girlsmiling, D. Sharon Pruitt from Hill Air Force Base, Utah, USA [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], Tarothastic, Taro Taylor from Sydney, Australia [CC-BY-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], Tahoufilles, Clémence Delmas (Own work) [CC-BY-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/3.0)], all via Wikimedia Commons
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