ESC: Der Aufstieg des Phönix
Manchmal gehen die wesentlichen Botschaften in der allgemeinen Aufregung ja unter. Und nachdem nun fast alles über Conchitas, Würste, Bärte und Geschmacksambivalenzen gesagt und geschrieben wurde, ist es an der Zeit auch noch die kleinen anderen Wunder zu bestaunen. Denn wie eine Kommentatorin im Thread zum Ursprungs-Artikel (siehe auch ESC 2014: Der Wiener takes it all) treffend bemerkte: „Wir machen hier doch Astrologie, oder?“
Richtig, genau darum ging es Samstag Nacht. Live zu erleben, wie diese Astrologie „funktioniert“. Wie diese seltsame Mischung aus Bildersprache und Einbindung exakter, astronomischer Daten, das was ist und was sich dementsprechend zeigt, sehr deutlich offenbart. Vor allem immer dann, wenn man den dynamischen Fluss der Zeit als Maßstab für Erkenntnis nimmt und nicht nur die kurzen, statischen Polaroids einzelner Geburts-Augenblicke gewichtet. Dass man daraus Prognosen ableiten kann, ist eine Sache. Viel interessanter ist das Zusammenspiel von Bühne und Hintergrund (dynamisches Ereignis-Chart) mit den einzelnen Akteuren (Radix).
Anfang, Mitte und Ende
Im tibetischen gibt es eine Lebensweisheit die besagt: Wenn etwas Bedeutung bekommen soll, dann sollte es gut am Anfang, gut in der Mitte und gut am Ende sein.
In unserem Beispiel beginnt alles am 10. Mai 2014 um 21:00 Uhr in Kopenhagen. Das astrologische Bild zeigt Seltsames. Saturn, der Herr der Grenzen, Gevatter Tod, steht am Ereignis-Aszendent. Da ist man erst mal kurz geschockt und denkt sich, „hoffentlich geht alles gut“. Aber Saturn hat ja auch noch Eigenschaften, die durchaus positiv sind. Klare und eindeutige Ergebnisse zum Beispiel. Und das Thema Tod steht ja auch für die Überwindung der alten Form, der die Einschränkungen der Körperlichkeit überwindet und so zu Uranus mutiert.
Zudem – genau gegenüber am Deszendent steht die Sonne. Als Symbol für das Leben selbst, das geistige Kontinuum, die schöpferische Kraft. Beides steht sich also gegenüber, als Symbol für einen Kampf, einen Akt, in dem sowohl die Zerstörung, der Tod der Form, eine Rolle spielt, wie auch gleichermaßen das Leben selbst. Saturn und der Ereignis-AC wirken außerdem noch vor dem Zeichen des Skorpions. Plutonische Transformation ist dessen Thema, der Herr der Unterwelt, der auch für alle verdrängten Emotionen und fixen Vorstellungen steht, soll eingebunden werden. Somit, quasi durch die energetische Hintertür, auch das aktuelle, mundane Groß-Quadrat. Und die Sonne im Stier bindet gleichzeitig Venus mit ein, möchte neue Form erschaffen, die Schöpfungsimpulse in ein irdisches Kleid gießen. Venus als Herrscherin über das aktuelle Sonnenzeichen steuert aber gerade auf die Konjunktion mit Uranus zu, dieses neue Kleid braucht also eine Ausdrucksform, die jenseits der üblichen Maßstäbe (Saturn) liegt, um dem Thema gerecht zu werden. Und Uranus selbst steht exakt auf Hausspitze fünf, wirkt so doppelt dominant auf die Belange der Sonne ein.
Bezogen auf viele andere Ereignisse hätte man vermuten können, dass hier Kräfte am wirken sind, die man eher als schwierig bezeichnen würde. Aber hier ging es ja um einen Wettbewerb der Lieder, um ein „Gesamtkunstwerk“ im weitesten Sinne (über Geschmack kann man natürlich streiten), das dieses Grundthema treffen musste, um dem Ereignis zu seiner Wirklichkeit zu verhelfen. Das, was angelegt war, musste einen entsprechenden Ausdruck findet.
Hätte man nun einfach mit diesem Hintergrundwissen alle Lied-Titel des Abends betrachtet, hätte man anhand der Grundthematik schon die „Spreu vom Weizen“ trennen können. Themen wie Tod, Auferstehung, Wandlung, ein Schöpfungsakt, der etwas Außergewöhnliches hervorbringt, sollten irgendwie vorkommen.
Damit wären Titel wie „Käsekuchen, Tick-Tack oder Schnurrbart“ auf jeden Fall durchs Raster gefallen, ebenso wie „meine Stadt, meine Welt oder Slawische Mädchen“. Andere Titel wiederum hätten nur Teile des Themas wiedergespiegelt wie zB „Ein Feuer entfachen, Wunder oder die Ruhe nach dem Sturm“.
Übrig geblieben wäre ein Lied-Titel, der im Vergleich mit allen anderen die Anfangskonstellationen am klarsten wieder spiegelt – RISE LIKE A PHÖNIX.
Phönix, der Feuervogel, der wiedergeborene Sohn, der verbrennt, um aus seiner eigenen Asche wieder aufzuerstehen. Strahlender als je zuvor. Eng verbunden mit dem Mythos der alten ägyptischen Sonnenstadt Heliopolis.
Dass Tom Neuwirth diesen Song bewusst als Hymne ausgewählt hat, um auf seine Lebensthematik hinzuweisen, ist fraglos. Aber er konnte nicht wissen, wie sehr sich dieses Thema mit den Inhalten des Ereignischarts decken würde, das war eine glückliche Fügung des Augenblicks.
Für ihn und sein Lied war damit das Gute am Anfang erfüllt.
Die Mitte
Als Mitte kann man nur den Auftritt selbst nehmen. Den Zeitpunkt, an dem Conchita Wurst die Bühne betrat und in wenigen Minuten ganz Europa überzeugen musste. Und dazu braucht es meist mehr, als nur einen guten Moment, es muss ein ganz besonderer sein. Der Auftritt fand um 21:56 statt, und es war ein außergewöhnlicher Moment. Denn genau jetzt wechselte das MC, die Himmelsmitte, die sich letztlich als Ergebnis zeigt, von der Jungfrau in die Waage. Und nicht genug damit, auch der Mond stand jetzt genau dort, leuchtete über allem. Energetisch also eine Mond-Venus Verbindung, und genau diese beiden hat Conchita auch in ihrem Radix in Konjunktion stehen. In der Waage.
Gleichzeitig wechselte der Ereignis-AC in den Schützen, Jupiter- Energie wird entfacht. Rise, rise, rise…. Jupiter steht bei Conchita Anfang Zwilling, also in diesem Augenblick auch am DC des Auftritts. Und ihr Mars auf Null Grad Widder befindet sich am Ereignis-IC, Bogenminuten genau. Möge die Kraft mit dir sein…
Drei Auslösungen des Augenblicks (zwei Zeichenwechsel und Mond am MC), und zwei Auslösungen durch das Radix-Chart, finden im selben Moment zusammen. An Conchita und ihrem Lied wird all das sichtbar, was energetisch einen Ausdruck sucht. Und es ist einer der kraftvollsten Augenblicke des Abends, ein zweiter „glücklicher“ Zufall also.
Nach ihr kommt nur noch die deutsche Band Elaiza, danach gibt es eine längere Unterbrechung. Aber Frontfrau Elzbieta hat eben nichts an den Ereignis-Achsen stehen, keine Radix-Planeten. Und kann so auch nicht zu einem Ausdruck des Ereignisses werden. Der Song-Titel trifft zwar irgendwie das Waage-Thema (Is it wrong or is it right?), aber nicht das eigentliche Thema des Anfangs.
Die eigentliche Favoritin, Sanna Nielsen aus Schweden, kann erst gegen 22:07 h nach einer kurzen Pause auftreten. Mond ist jetzt aber schon in Haus Neun, der Zauber ist vorbei. Zwar hat sie ihre Radix-Sonne noch am Ereignis-AC ihres Auftritts stehen, aber das reicht nicht mehr. Denn wie es einer meiner astrologischen Lehrer, Hans Christian Meier Parm, einmal ausdrückte:
Das Glück ist eine Sekundensache…
Ende gut, alles gut
Um 00:35 h ist der Eurovision Song Contest 2014 vorbei. Und der Sieger heißt Tom Neuwirth alias Conchita Wurst. Sein Kunstgeschöpf hat Europa überzeugt, „Rise like a Phönix“ heißt jetzt das amtliche Motto des Abends.
Mittlerweile hat das MC gewechselt und steht auf 13° im Skorpion. Sonne und Saturn werden sich in Kürze jetzt auf der MC-IC Achse gegenüber stehen. Aber noch näher steht eine andere Sonne an der Himmelsmitte. Die von Tom Neuwirth. Sonne-Pluto Konjunktion als Ausdruck seines Lebensthemas jetzt also für alle sichtbar am höchsten Punkt des Himmels. Während gleichzeitig seine Radix-Planeten Uranus und Saturn am Ereignis-Aszendent stehen.
Jetzt fügen sich also auch noch die Radix-Planeten des Interpreten nahtlos in das Anfangsthema ein. Sonne, Saturn, Pluto und Uranus von Tom sind jetzt am Ende ihrer Reise angekommen. Und das Ergebnis heißt Conchita Wurst, ist Europas Sanges- und Drag-Queen. Auferstanden aus der Asche der Diskriminierung, als leuchtender Phönix am Sternenhimmel.
Kurz und gut – es hat die Richtige gewonnen. Gerade weil sie eigentlich ein Mann ist und dieser Mann dem Augenblick, den aneinander gereihten Momenten des Eurovision Song Contest, nicht nur ein uranisches Gesicht geben konnte. Sondern auch einen Inhalt, der dem kosmischen Hintergrund entsprochen hat. Anlagen und Zeitfluss haben sich im richtigen Moment und am richtigen Ort gefunden und zusammen etwas erschaffen, dass beiden gerecht wurde. Insofern ist es eben auch gerecht, dass Conchita Wurst alias Tom Neuwirth den Pokal, die Siegertrophäe, gewonnen hat. Wem das nicht gefällt, der hat im kosmischen Netzwerk einfach nur einen anderen Standpunkt eingenommen, der vermutlich den eigenen Anlagen ebenso entspricht. Aber eben nicht dem Zeitgeist einer Nacht im Mai 2014.
Das ist auch schon alles…
Bilder: Conchita Wurst by Albin Olsson (Own work) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
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