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Der Dietl: Ich geh auf keine Friedhöfe

"Krebs - das hat mir gerade noch gefehlt!" (ZEIT-Interview mit Helmut Dietl).

Vielleicht war es ja die große, umfassend fühlende Krebs-Sonne auf dem allerersten Grad. Sie spürte und sprühte überall - holte das Bittere ins Süße und umgekehrt - zog dies bildliche Entzücken heraus aus dem Leben. Nicht nur aus seinem - auch aus dem im Film, auf der Leinwand, auf die er es wiederum bannte. Unter der vielen, scharfen Ambition und dem Leuchten, das Mars-Jupiter im Löwen an der Oberfläche so deutlich sichtbar machte. Schimmerlos war er nie. Eher Schimmervoll, "der Dietl". Ein einziger Glanz, Beben, auch wenn man seine Achsen nicht kennt, auch wenn man auf das Radix als Grob-Version angewiesen ist. Es sirrt darin, man findet ihn ja sofort wieder. Saturn mit Venus im luftigen Übergang, beim Zentralgestirn in tiefem Wasser. Was ihm die Würde mitgab und das Gefühl, die Ängste auch, gegen die man dann an-kreativieren muss.

Alles als umfassender innerer Wohnort so bedeutsam - unter den Trends, die er riechen konnte. Wie viele mit Neptun als Kanal am Ohr der Öffentlichkeit in der Waage. Den hatten einige, ein paar auch soweit vorn im Zeichen und mit noch mehr Publikums-Nase, aber den Rest nicht, die Verbindung der Rätsel, zur Sonne, Fühler, Radar, der er war. Helmut Dietl ist tot. Dem Krebs hat er dieses gleißende Dasein geopfert, im Kreis seiner Familie ist er gestorben, wenn es einen guten Tod geben kann, was zweifelhaft ist, dann den.

Nachdem es 2013 so plötzlich über ihn kam, was er irgendwie auch nicht glauben konnte, als die Krankheit bei Chiron eng im Quadrat zum Uranus offenbar wurde (in Konjunktion mit Geburts-Orcus, dem Bild für den "Schlund", und dem schwirrenden Stellium mit dem Atem des Merkur). Dazu kam eine Opposition zum Geburts-Chiron in Jungfrau, der große Schmerz, plus Mars an der Mars-Konjunktion mit Jupiter. Viel, bedrückend. Helmut Dietl hatte plötzlich Schluckbeschwerden. Woraus eine tödliche Bedrohung wurde. Ab da war nicht mehr "Ois Chicago!", wie der schnelle, flüchtige Zwillinge-Merkur, den er in jedem Fall hat (wie man es hörte!), zack-zack, schnell und bissig mit dem Wunder Leben umgehen konnte.

Ab da war alles der Versuch, das Leben noch zu leben. In aller gebotenen Klarheit, die der Mann, der Regisseur, Schreiber und Spieler, ein Löwe-Spekulant, Charmeur, immer erst mal an den Tag legen konnte. Über dem großen Krebs-Kind, das alles Sein konsumiert, isst und kaut und schluckt (ja, Dietl verfügte auch noch über den unglaublich wechselhaften, weichen Mond, dominant im eigenen Zeichen). Und noch weiter drunter wallte alles so schnell auf, das ganze Wasser der Lichter im Horoskop. Er ginge auf keine Beerdigung, sagte er im wunderbaren ZEIT-INTERVIEW. Auch nicht auf seine eigene. Das wollte er ins Testament schreiben. Sonne-Saturn-Venus Quadrat Neptun. Eigen und sinnig.

Es ging heute jedenfalls ein Mutiger von dannen. Soviel ist schon klar. Helmut Dietls Horoskop ist eins von denen, bei denen man wirklich gern die Achsen wüsste, um noch mehr das Movens zu verstehen. Diesen immer gedehnt-lässigen, aber feurigen Antrieb, den er allem aufdrückte, was er anfasste. Mars als Mann, in der schieren Energie, aber elegant, wie die Großkatzen, nicht nur im Zodiak. Er lehnte sich zurück und sah einen durch den Fernseher an, mit diesen Katzenaugen, trotz der Schwermut, gedehnte Blicke, trank einen Schluck und man hätte ihm so vieles abgekauft. Zur Not auch die ganze Relativitätstheorie. Noch mehr als die Ereignisse des Pedantentums, das es wohl auch gab, vermutlich ein wichtiges Haus 6, neben Jungfrau-Chiron. Anders als das weite. breite, bunte Film-Erleben, das, was man "Werk" nennt, was aber mehr war. Auch er, in Filmform. Den Tscharlie, den Schtonk, Rossini, Monaco Franze oder Kir Royal - wo immer München zur Mitte allen Daseins wurde, im Pelz, im Champagner, in den Armen und der Dummheit und dem Trost der schönen Frauen.

Bevölkerter als Absurdistan mit seltsamen Gestalten. Von denen er wohl bewusst eine war, obwohl er alles andere war. Immer. Er kannte Verantwortung mit dem berührten Saturn und vor allem das Vergängliche, und die Verbindung, die beide eingehen. Und dann Mond, der immer nur fühlt, im privatesten Wasser Krebs.

Ich habe keine Angst vor dem Tod. Ich habe Angst vor dem Sterben." (Helmut Dietl, ZEIT)

Der Dietl dachte groß. Und was er mit dem Mars-Jupiter an den Tag legte, während der Saturn verantwortete, das verantwortete er auch. Eine Million Zigaretten, hat er sich ausgerechnet, hat er in seinem Leben wohl verraucht. Gitanes, die Schwarzen. Vor seinem Schlaganfall, dem Weckruf, den man zuerst für eine Vergiftung durch Carpaccio hielt. Das war, bevor er 2007 aufhörte und Jupiter-Pluto Opposition Sonne hatte. In besten Zeiten waren da schon bis zu 120 am Tag verraucht worden. Schall und Rauch gegen die Ängste, die er ja immer auch hatte, körperlich. Aber er log darüber nicht, mit seinem Sonne-Neptun-Quadrat, anders als viele andere. Das brachte ihm wahrscheinlich die Sucht mit, den Hang, keine Grenzen zu kennen.

Drum war der Dietl auch anders im besten Sinne offen, selbst wenn das Leben solche Leute nicht unbedingt locker verkraftet. Das müssen sie dann verkraften - und das tat er, setzte die Absurditäten, die er so gut sehen konnte, überall, drumherum, in Kraft um, in die Power des Schaffens. Unzählige Auszeichnungen lösten sich ab, nachdem es einmal angefangen hatte, er einmal aufgefallen war. Die Krebs-Löwe-Jungfrau-Folge ist kreativ - ebenso wie die Häuser 4-5-6, analog dazu. Auch wenn Venus-Saturn diese große Panik vor Ablehnung entwickeln kann. Manchmal ist das dann erst recht der Antrieb. Aber der Neptun, der die Sonne dazu schwächte, kann eben doch eine Qual sein. Wenn man sich nicht täuschen will, muss man sich eben enttäuschen lassen. Die Stärke, die das braucht, kann man nur mit ähnlichen Neptun-Aspekten ermessen.

Na ja, die Enttäuschung ist eine ziemliche Gemengelage. Man enttäuscht selbst, und man wird enttäuscht. Es gibt eigentlich kaum etwas, wovon man nicht enttäuscht ist." (Helmut Dietl, ZEIT)

Er war zwar ein Teil und doch kein Teil der Schickeria, die er beschrieb. Er brauchte Rückzug, wie man hört. So ist das Neptunische. Die eigene Entzauberung, durch Doppeldeutigkeiten. 1974 legte der Saturn-Return mit den "Münchner Geschichten" einen ganz stabilen Grundstein für seine Karriere. "Monaco Franze" kam bei Neptun-Venus-Saturn (vermutlich noch unsicher) zustande, und als "Kir Royal" gedreht wurde, hatte er dann Neptun Opposition Sonne und griff sehr sicher und fließend mitten in die mystischen Wellen der Archetypen. Gaga waren sie und trotzdem real. Ohne Helmut Dietl wäre der deutsche Film nie so stilsicher komisch gewesen wie er wurde. Aber für ihn gab es eben auch Grenzen, er war ethisch, ohne moralisch säuerlich zu sein:

Man kann doch keinen Film machen, wo Hitler der Held ist. (Helmut Dietl, ZEIT)

Wie wahr das doch ist und wie unverstanden muss man sich gerade so dann manchmal fühlen in einer Welt, wo andere diese Art Ansätze im Cineastischen oder Literarischen für das letzte zu stürzende Tabu halten? Lärm um des Lärms Willen, als Intelligenz verkauft. Das hätte er, der wirklich intelligent war, gar nicht gekonnt. Lieber überwarf er sich mit einigen. Da ist der Löwe-Mars auch sehr verdreht manchmal, und bestimmt und stolz. Dadurch erhielt sich Helmut Dietl Profil und Hunderten von anderen, die auch konnten, aber nicht so. Nicht mit so viel Gefühl und Empfindungs-Schwingung. Nicht nur als Mann. Helmut Dietl war einst mit Barbara Valentin verheiratet (die mit ihm Sonne-Mond hatte), dann mit Vroni Ferres fest liiert (Sonne-Venus synastrisch), zuletzt mit Tamara Duve verheiratet (innig und spät), der er öffentlich rührend 2014 noch für ihre Pflege dankte. Er hinterlässt drei Kinder, die noch junge Tochter mit ihr zusammen.

Er wäre kein Esoteriker, meinte Helmut Dietl einmal, klar, wie er nun mal war. Aber Schulmedizin wollte er doch nicht, erst. Lieber Mistel. Überhaupt hat Krebs-Löwe ja durchaus so seinen Kopf, wenn nur noch genug Saturn-Jupiter dabei ist. Er würde sich denken, dass man da unten dann, wenn man mal tot sei, ja auch keine Ruhe kriegte. Das kann sein. Und noch weniger, wenn man Dietl heisst. Da bereitet man sich besser gleich umtriebig auf die Rückkehr vor. Ois Chicago also. Nach dem Erhaltungsgrundsatz. Soviel Energie, Esprit, Emotion geht nicht einfach irgendwo verloren. Er kommt wieder, hoffentlich, bestimmt.

Bild (bearbeitet): Kriss Sheridan [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

Freitag, 29. März 2024

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